Das Ende der japanischen Zinskurvensteuerung und seine Folgen

Russel Matthews, BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Russel Matthews / Bild: BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Seit 2016 kontrolliert die japanische Zentralbank die Zinskurve. Bald könnte es jedoch größere Anpassungen geben. Lesen Sie, welche Schritte wir von der Bank of Japan erwarten und welche Folgen diese haben könnten.
2016 führte die Bank of Japan (BoJ) die Renditekurvensteuerung (Yield-Curve-Control, YCC) ein. Sie versprach, so viele japanische Staatsanleihen wie nötig zu kaufen, um die Renditen auf ein bestimmtes Niveau zu begrenzen. Dadurch wollte sie die Kreditvergabe, das Wachstum und die Inflation ankurbeln. Die BoJ legte die kurzfristigen Zinssätze bei -0,1 Prozent und die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in einer Bandbreite von derzeit -0,5 bis 0,5 Prozent fest. So sollten die kurz- bis mittelfristigen Zinsen gedrückt und die langfristigen Zinsen weniger stark beeinflusst werden.

Die Bank of Japan wird handeln

Die Marktteilnehmer verlieren den Glauben daran, dass der neue Gouverneur der BoJ, Kazuo Ueda, die Renditekurvensteuerung jemals verändern wird. Wir tun das nicht. Aus unserer Sicht wird die japanische Notenbank im Juli oder möglicherweise schon im Juni eines von zwei Dingen tun:
  •  Die Bandbreite der Renditekurvensteuerung auf etwa 100 Basispunkte ausweiten oder…
  • … ihren Fokus auf den Fünf-Jahres-Punkt der Kurve vorverlegen und damit im Grunde genommen die 10-jährigen Zinsen frei laufen lassen.

Auf dem Weg zur Normalisierung

Wenn dies geschieht, wird sich die BoJ unvermeidlich auf den Weg der Normalisierung begeben und wir werden eine enorme Veränderung der Renditedifferenz sehen.
 
Unserer Meinung nach ist der Yen derzeit unterbewertet. Sobald die Kontrolle über die Renditekurve aufgehoben wird und sich die Zinsdifferenz zu verringern beginnt, werden unserer Meinung nach viele Mittel nach Japan zurückfließen und der Yen könnte sich auf 130 entwickeln. Wenn sich das japanische Wachstum fortsetzt, die Inflation anhält und das Land nicht nur die Kontrolle über die Zinskurve aufgibt, sondern auch die Zinsen anhebt, könnte das Ziel bei 120 liegen.

Aufwertung des Yen wäre möglich

Wir gehen davon aus, dass eine Abkehr von der Renditekurvensteuerung weltweite Auswirkungen haben und wahrscheinlich zu hoher Volatilität an den Zinsmärkten führen wird, aber auch hohe Schwankungen und eine Aufwertung des Yen mit sich bringt. Darauf setzen wir in diesem Jahr. Wir sind uns bewusst, dass der Zeitpunkt ungewiss ist, gehen aber davon aus, dass es eher früher als später passieren wird.
Russel Matthews ist Makroexperte und Senior Portfolio Manager bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management