Warum Anleger gerade jetzt in Healthcare investieren sollten

Thorsten Mohr, Argentum Asset Management
Thorsten Mohr / Bild: Argentum Asset Management
Das globale Umsatzvolumen der Gesundheitsindustrie wird auf mehr als vier Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt. In den OECD-Ländern soll der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt bis 2060 um mehr als 50 Prozent ansteigen. Jetzt ist die Zeit, um in die Healthcare-Industrie zu investieren.
Die Gesundheitsausgaben allein in Deutschland beliefen sich laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2018 auf 390,6 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit ist Deutschland vielen Ländern voraus. Bis 2030 werden die OECD-Länder im Schnitt voraussichtlich rund 10,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheitskosten aufwenden, 1,4 Prozent mehr als bisher. Damit wachsen die Gesundheitsausgaben in fast allen OECD-Ländern schneller als die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.
 
Zum Teil ist das auf unsere stetige Bevölkerungsalterung zurückzuführen, die auch zu vermehrten chronischen Erkrankungen führt. Gleichzeitig werden die Kosten durch den Einsatz moderner Technik in die Höhe getrieben, welcher die Systeme leistungsfähiger, aber auch teurer macht. Mit steigendem durchschnittlichen Bevölkerungseinkommen, steigt außerdem die Erwartung an hochwertigen Behandlungen – wieder ein weiterer Kostentreiber, so auch die Ergebnisse der Studie Health at a Glance 2019: OECD Indicators. Aufgrund dieser Entwicklungen sehen wir hier ein großes Investitionspotential, das sich auch noch in der Zukunft erhöhen wird.
 
Die Performance am Markt bestätigt die Entwicklung. Der „Nasdaq Healthcare Index“ enthält Wertpapiere von Gesundheitsdienstleistern, medizinischen Geräteherstellern, medizinischen Versorgern, Biotechnologie und Pharma. Der Index hat in den letzten drei Jahren knapp 55 Prozent zugelegt. Auch der noch größere "MSCI World Health Care Index“ liegt in den vergangenen drei Jahren mit knapp 40 Prozent im Plus.

Diabetes liegt auf Platz 9 der häufigsten Todesursachen weltweit

Weltweit leiden mehr als 425 Millionen Menschen an der lebensbedrohlichen Stoffwechselkrankheit Diabetes, das entspricht fast einer Verdreifachung gegenüber 2014. Laut Gesundheitsexperten soll bis 2045 die Zahl der Erkrankten sogar auf rund 630 Millionen steigen. Neben den individuellen gesundheitlichen Schicksalen folgt daraus eine hohe finanzielle Belastung für die Gesundheitssysteme. Zwölf Prozent der globalen Gesundheitsausgaben von 2017, etwa 730 Milliarden US-Dollar, entfielen auf die Behandlung von Diabetes und deren Folgeerkrankungen. Dementsprechend erkennt beispielsweise der Schweizer Vermögensverwalter Bellevue Asset Management, der verschiedene Fonds aus dem Healthcare-Sektor managt, in der Diabetes-Behandlung sowohl eine große Notwendigkeit als auch Chance.

Investition in die Zukunft: „Digital Health“

Besonders interessant erscheint für Bellevue AM der Bereich Digital Health, also digitale Gesundheitslösungen. Die Corona-Krise habe die Schwächen des anbieterzentrierten Gesundheitssystems und die dringende Notwendigkeit von Veränderungen aufgezeigt und Digital Health beschleunigt, berechenbarer und noch attraktiver gemacht. Hier steht die interdisziplinäre Verbindung von Gesundheit, Gesundheitsfürsorge, Leben und Gesellschaft mit digitalen Medizin- und Gesundheitstechnologien im Mittelpunkt, um die Effizienz zu verbessern und Arzneimittel individueller und wirkungsvoller einsetzen zu können.
 
Auch das Bundesministerium für Gesundheit sieht darin die Zukunft: Digitale Technologien können uns helfen, die Herausforderungen, vor denen fast alle Gesundheitssysteme der westlichen Welt stehen, besser zu lösen. Der Markt für digitale Produkte und Dienstleistungen im Gesundheitswesen kommt schneller voran als bislang vermutet. Bis zum Jahr 2025 wird das europaweite Marktvolumen voraussichtlich rund 155 Milliarden Euro betragen – 38 Milliarden Euro davon allein in Deutschland.
Ein Beispiel für die Marktbedeutung: Seit 2011 haben Risikokapitalfirmen rund 54 Milliarden US-Dollar in mehr als 2900 Digital Health-Transaktionen in den USA investiert. Das bedeutet: Risikokapital-Investments in Digital Health steigen rasant an und sorgen für einen Innovationsschub.

Genomik-Revolution steht vor der Tür

Ein gigantisches Thema für Healthcare-Investitionen ist ebenso die Genomik. Während in der Genetik meist die Untersuchung und Wirkung einzelner Gene im Vordergrund steht, werden in der Genomik sämtliche DNA-Sequenzen des gesamten Genoms eines bestimmten Organismus analysiert. Vor unseren Augen entfaltet sich zurzeit eine Genomik-Revolution. Das Ausmaß des Covid-19-Ausbruchs hat viele Biotechnologie-Unternehmen und öffentliche Gesundheitseinrichtungen auf der ganzen Welt veranlasst, in der Genomik Lösungen für die Corona-Krise zu suchen.

Das Gesundheitswesen verändert sich

Die Gesundheitssysteme weltweit sind reif für Veränderungen. Was dabei helfen wird, ist die zunehmende Konvergenz von Fortschritt in der Humanbiologie und der Informationstechnologie. Bei diesem Wandel bieten sich nach Ansicht von Julia Angeles, Investment Managerin beim schottischen Vermögensverwalter Baillie Gifford, ebenfalls Chancen für Investoren. Die Konvergenz von Genomik und Informationstechnologie sowie Fortschritte in den Bereichen Bildgebung, Cloud Computing und Künstlicher Intelligenz. helfen uns, die zugrundeliegenden Ursachen von Krankheiten aufzudecken und den Weg für präzisere und gezieltere Behandlungen sowie wirksamere Präventionsmethoden zu ebnen.
 
Die sinkenden Kosten für Computer und Gensequenzierung stehen den steigenden Kosten für Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln und Gesundheitssystemen gegenüber.
Thorsten Mohr resümiert: Unserer Meinung nach werden Unternehmen, die Technologien entwickeln, die die Gesundheitsergebnisse für große Teile der Bevölkerung erheblich verbessern, exponentiell wachsen. Healthcare und Biotech sind für uns Treiber des weltweiten Wirtschaftswachstums. Wir sehen in diesem Sektor eine große Chance, durch Deep Value Investing in unterbewertete Aktien zu investieren und damit an besonders starken Zukunftsmärkten zu besonders günstigen Konditionen zu partizipieren.
Thorsten Mohr ist Geschäftsführer der Hamburger Investment-Boutique Argentum Asset Management.