Pilgerreise auf den Spuren des Geldes - eine Ausstellung von Anna Poetter

Ulrich Kirstein
Anna Poetter / Bild: Enrico Martinelli
Was ist Geld, genauer Papiergeld? Wertlose Fetzen, die doch unsere Phantasie, Hoffnungen, Wünsche und Gier beflügeln. Ökonomen, Wissenschaftler, Künstler haben sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema befasst. Goethes Faust etwa führt Papiergeld ein und schon boomt die Wirtschaft „Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt, wie alles lebt und lustgenießend wimmelt“ heißt es da. „Geld aus dem Nichts“ ist ein Buch so etwa passend betitelt. Wir müssen an seinen Wert glauben, sonst ist es wertlos, denn eine Deckung etwa in Form von Gold existiert nicht. Die Künstlerin Anna Poetter hat Geld und Glauben verbunden, in dem sie sich auf eine Pilgerreise auf den Spuren des Geldes machte. Sie wanderte im Sommer 2014 von Zürich nach Frankfurt, gekleidet in einen Pilgermantel, einen zweirädrigen Karren hinter sich herziehend, geschmückt mit dem Symbol für Währung, einem durchkreuzten Kreis.

1.000 Kilometer in acht Wochen

In den acht Wochen ihrer fast 1.000 Kilometer weiten Pilgerreise machte Anna Poetter beispielsweise Station in einem Luxushotel in Baden-Baden, schlief in einem kleinen Zelt inmitten von Bankenschließfächern und suchte Städte und Stätten auf, die in der Vergangenheit oder Gegenwart mit dem Thema Geld verknüpft waren und sind: Augsburg als Wirkungsstätte der Fugger, die Münze in Stuttgart und schließlich als Ziel die Europäische Zentralbank als Währungshüterin unseres Geldes, des Euro, waren so beispielsweise Stationen ihrer zu Fuß, per Geldkurier oder Lastschiff unternommenen Reise.

Pilgerort Börse München

Sie besuchte auf ihrer Pilgerreise auch die Börse München. Dort befragte sie vor laufender Kamera Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung, zum Thema Geld. Das Gespräch währte lang, Geld zu erklären ist alles andere als einfach. Am Schluss gab es einen Stempel für ihren Pilgerausweis, passend mit der lateinischen Devise, die sich die Börse München mit der Stadt Paris teilt: „Fluctuat nec mergitur“ – sie mag schwanken, aber sie geht nicht unter.
 
„Die Kunstfigur der Geld-Pilgerin figuriert sich vor allem durch ihren Glauben ans Geld. Wir alle beglaubigen Geld, tagtäglich. Doch als Geld-Pilgerin gehe ich einen Schritt weiter und sage: Geld ist Gott und Religion. Die Pilgerreise stellt den Versuch dar, diesen Glauben zu definieren und den eigenen Platz in der Gemeinschaft des Geldes zu finden. Die Geld-Pilgerin besucht die heiligen Orte des Geldes und versucht, dem Geld näherzukommen“, so Anna Poetter zu ihrer Idee einer Pilgerfahrt auf den Spuren des Geldes. Während ihrer Reise führte Anna Poetter einen eigenen Blog, um ihre Erlebnisse hautnah zu berichten, zum Beispiel eine Begegnung mit einer Schafherde.