Zinsunsicherheit stoppt Rekordserie: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach schwankendem Verlauf nachgegeben. Verantwortlich hierfür waren ausgerechnet robuste US-Konjunkturdaten wie die Arbeitsmarktzahlen. Diese ließen an den Märkten die Zweifel wachsen, ob die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen in diesem Jahr im noch vor Kurzem erwarteten Umfang oder sogar überhaupt senken wird. Äußerungen aus den Reihen der Fed bestärkten diese Zweifel zusätzlich. Damit behielt die Geldpolitik beziehungsweise die Erwartungen an diese ihre dominierende Bedeutung an den Börsen, im Gegensatz zu den vergangenen Wochen dieses Mal aber auf negative Weise.
Rekordserie gestoppt
Der Deutsche Aktienindex Dax, der am vergangenen Dienstag im Verlauf noch ein neues Rekordhoch bei gut 18.567 Zählern erreicht hatte, büßte im Vergleich zu seinem Endstand am Gründonnerstag letztlich 1,7 Prozent ein auf 18.175,04 Punkte. Dies war sein erstes Wochenminus nach acht Gewinnwochen in Folge. Der MDax gab um 0,5 Prozent auf 26.915,13 Zähler nach. Der TecDax rutschte um 2,4 Prozent ab auf 3.371,33 Punkte. Der m:access All-Share fiel um 4,4 Prozent auf 1.273,34 Zähler.
Größte Wochenverlierer im Dax waren die Titel von Zalando mit einem Minus von 7,6 Prozent. Der Kurs von Vonovia sank um 5,8 Prozent, das Immobilienunternehmen litt unter anderem unter den Spekulationen über ausbleibende Zinssenkungen. Weiter gefragt waren die Titel von Rheinmetall, die in der vergangenen Woche um 3,1 Prozent zulegten. Auch Automobilwerte waren gesucht, so verbesserten sich BMW um 5,5 Prozent, Volkswagen um 2,9 Prozent und Mercedes Benz um immerhin 1,6 Prozent. Im MDax stachen die Titel von Delivery Hero mit einem Kurssprung um 21,0 Prozent heraus. Getrieben wurde der schwankungsanfällige Kurs des Essenlieferdienstes von einem positiven Analystenkommentar sowie der Nachricht über den Einstieg eines aktivistischen Investors.
Konnte im Dax die größten Kursgewinne verbuchen, der bayerische Automobilbauer BMW / Bild: BMW
Bundespapiere: Kurse haben merklich nachgegeben
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche merklich nachgegeben. Zurückgegangene Teuerungsraten in Deutschland und der Eurozone, die die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen durch die EZB erhöhten, blieben ohne größere Wirkung – die Inflationszahlen aus Frankreich und Italien hatten bereits in der Vorwoche entsprechende Impulse geliefert und die Anleihenotierungen gestützt. Spürbar negativ auf die Anleihekurse wirkte sich dagegen der robuste US-Arbeitsmarktbericht aus, der nach Ansicht von Marktteilnehmern die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Zinsschrittes der Fed reduzierte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,29 auf 2,40 Prozent an. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,37 auf ebenfalls 2,40 Prozent..
USA: Notenbank sorgt für Kursrückgänge
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche leichter geschlossen. Vor allem Äußerungen eines regionalen Notenbankpräsidenten am vergangenen Donnerstag hatten für Verluste gesorgt. Dieser hatte erklärt, dass im laufenden Jahr eventuell doch keine Zinssenkung nötig sein könnte. Am Freitag erholten sich die großen Indizes zwar spürbar, die Wochenbilanz blieb aber negativ. Der Dow-Jones-Index verlor gegenüber seinem Endstand am Gründonnerstag 2,3 Prozent auf 38.904,04 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index sank um 1,0 Prozent auf 5.204,34 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 18.108,46 Punkte..
Ausblick: Setzt sich die Korrektur fort?
Geht es nach professionellen Marktbeobachtern, so könnte sich die in der vergangenen Woche eingesetzte Korrektur an den deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche fortsetzen. Die sich aus robusten US-Konjunkturdaten sowie Äußerungen aus den Reihen der Fed ergebenden Zweifel an einer raschen Senkung der US-Leitzinsen hätten etlichen Anlegern einen Grund gegeben, die erheblichen Kursgewinne seit Jahresbeginn zu realisieren, heißt es. Ob dies anhalten wird, hängt wenig überraschend in großem Maße von den Spekulationen über die Geldpolitik in den USA und der Eurozone ab. Hierzu gibt es in den kommenden Tagen etliches Neues. So werden in den USA die Verbraucherpreise veröffentlicht. Sollte es hier negative Überraschungen geben, dürften die Erwartungen baldiger Zinssenkungen in den USA weiter sinken, was sich an den Börsen bemerkbar machen dürfte. In der Eurozone steht die Ratssitzung der EZB im Fokus der Anleger. Mit einer Änderung der Zinssätze rechnet kaum ein Marktteilnehmer, wohl aber mit Hinweisen auf das weitere Vorgehen.
Neben dem Überthema Geldpolitik könnten in den kommenden Tagen Unternehmensnachrichten die Stimmung an den Märkten beeinflussen. Besonderes Augenmerk gilt dabei US-Großbanken wie Citigroup, die zu Ende der Handelswoche in den USA inoffiziell die Berichtssaison für das erste Quartal dieses Jahres einläuten.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche Montag, 08.04.: Industrieproduktion in Deutschland; Handelsbilanz Deutschlands
Mittwoch, 10.04.: Verbraucherpreise in den USA; Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England
Donnerstag, 11.04.: Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Erzeugerpreise in den USA
Freitag, 12.04.: Verbraucherpreise in Deutschland; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartung der Verbraucher in den USA
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