Mythos Spanien

Bild: Ignacio Zuloaga: Porträt der Gräfin Mathieu de Noailles, 1913, Museo de Bellas Artes de Bilbao

Wer an spanische Kunst denkt, dem fallen in erster Linie die großen Maler aus Manierismus, Barock ein: El Greco, Diego Velázquez, Barolomé Esteban Murillo und später dann, der großartige Francisco de Goya. Die Kunsthalle München ist aber immer für eine Entdeckung gut und zeigte so 2016 den hierzulande fast gänzlich unbekannten Impressionisten Joaquin Sorolla in einer eindrucksvollen Ausstellung. Jetzt hat sie einen weiteren spanischen Künstler um 1900 ausgegraben, der geradezu als ein Antipode von Soralle verstanden wird und der heute hierzulande ebenfalls weitgehend unbekannt sein dürfte, obwohl er ausgiebig in den Klischees spanischer Kunst wühlte. Ab Mitte September ist die Ausstellung dort zu sehen.

Die Kunsthalle München zeigt mit rund 90 Werken die erste umfassende Ausstellung über den spanischen Maler Ignacio Zuloaga in Deutschland. Kaum jemand kennt diesen Maler und dennoch hat kaum ein Künstler die Vorstellung, die man sich um 1900 im Ausland von Spanien machte (und manchmal auch heute noch hegt), so sehr geprägt wie er, wir zitieren aus dem Vorbericht zur Ausstellung: Toreros und temperamentvolle Flamenco-Tänzerinnen; Bettler, Kleinwüchsige und Hexen, die das künstlerische Erbe von Diego Velázquez und Francisco de Goya aufrufen; Asketen und Büßer in weiten, unter gleißender Sonne verdorrten Landschaften; das einfache Leben der Landbevölkerung. In Zeiten zunehmender Industrialisierung und der beginnenden Orientierung Spaniens an der europäischen Moderne wollte Zuloaga mit solchen Szenen, mit denen er international Erfolge feierte, die »spanische Seele« bewahren.

Die Ausstellung ist in neun Kapitel unterteilt und stellt den Künstler in den kulturgeschichtlichen Kontext seiner Zeit, sowohl in Spanien als auch seine Anknüpfungen an die Pariser Avantgarde. Auch die besondere Rezeption Zuloagas in Deutschland nicht zuletzt wegen seiner Verbindung zur Franco-Regierung werden thematisiert.