Schwerwiegende Vorwürfe der US-Behörden gegen Binance zwingt Markt in die Knie

Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla, 21Shares
Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla / Bild: 21Shares
Das Vorgehen der US-amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) gegen die weltgrößte Kryptobörse Binance veranlasste die Anleger zu panikartigen Verkäufen ihrer Kryptoassets. Die SEC wirft Binance unter anderem vor, eine nicht registrierte nationale Wertpapierbörse, einen Broker-Dealer und eine Clearing-Agentur betrieben zu haben, Nutzergelder missbraucht und nicht registrierte Wertpapiere angeboten und verkauft zu haben. Die Nachricht erhöhte den Verkaufsdruck auf Bitcoin und Ethereum, deren Kurswert um sieben bzw. vier Prozent fielen.

Abb. 1: Wöchentliche Preis- und TVL-Performance der wichtigsten Krypto-Kategorien

Fakten, Vorwürfe und Konsequenzen 

Binance mit Zivilklage der US-Wertpapieraufsicht konfrontiert
Die SEC hat insgesamt bereits 13 Anklagen gegen die weltgrößte Kryptobörse eingereicht, infolgedessen sank die Marktkapitalisierung am Kryptomarkt über Nacht um fünf Prozent. So sieht sich Binance vor allem dem Vorwurf ausgesetzt, sie betreibe nicht registrierte nationale Wertpapierbörse, einen Broker-Dealer und eine Clearingstelle. Schwer wiegt insbesondere die Unterstellung der SEC, dass eine Reihe von Kryptoassets – beispielsweise BNB, BUSD, SOL, ADA und MATIC – Wertpapiere nach US-Recht seien. Das Vorgehen der SEC könnte Börsen und andere Plattformen dazu veranlassen, diese Token aus Angst vor regulatorischen Risiken von der Liste zu nehmen. Die SEC wirft Binance zudem vor, nicht registrierte Wertpapiere angeboten und verkauft zu haben, wobei hier der Schwerpunkt auf BUSD, BNB und bestimmten Kredit- und Staking-as-a-Service-Programmen liegt. Darüber hinaus behauptet die SEC, dass Binance über Unternehmen, die vom CEO der Börse, Champeng Zhao, kontrolliert werden, Kundengelder in Milliardenhöhe veruntreut hat.
 
Veruntreuung von Assets
Laut der 136-seitigen Akte nutzte Binance die Konten zweier von Zhao kontrollierten Unternehmen, Merit Peak und Sigma Chain, um Dutzende von Milliarden Dollar zu transferieren, an denen Binance und verbundene Unternehmen beteiligt waren. Die Sigma Chain AG ist ein Schweizer Unternehmen, das für den Handel auf Binance Dienstleistungen bereitstellte. So wurden im Jahr 2021 mindestens 145 Millionen Dollar von BAM Trading auf ein Konto von Sigma Chain überwiesen, weitere 45 Millionen Dollar flossen von einem Konto der Trust Company B von BAM Trading auf das Konto von Sigma Chain. Von diesem Konto hat Sigma Chain 11 Millionen Dollar für den Kauf einer Yacht ausgegeben, wie es in der Einreichung heißt. Seit dem Start der US-amerikanischen Plattform Binance gingen auf dem US-Bankkonto von Merit Peak angeblich über 20 Milliarden Dollar ein, darunter Kundengelder von beiden Binance-Plattformen, der US-amerikanischen und der für den weltweiten Markt zuständigen. Merit Peak hat dann den größten Teil dieser Gelder im Rahmen von Überweisungen, die offenbar mit dem Kauf von BUSD zusammenhängen, an Trust Company A überwiesen.
 
Da es sich bei Merit Peak um ein angeblich unabhängiges Unternehmen handelte, war es möglich, dass die Überweisung von Binance-Kundengeldern an Merit Peak diese Gelder einem Risiko aussetzte, einschließlich Verlust oder Diebstahl und dass dies ohne Benachrichtigung der Kunden geschah.

Abb. 2: Geflecht der von CZ kontrollierten Einrichtungen

Das Vortäuschen von Handelskontrollen
Die Klageschrift enthält die Behauptung, dass Binance verabsäumt hat, die zuvor angekündigten Mechanismen zur Abwehr von manipulativen Handelspraktiken einzuführen. Die SEC ist der Ansicht, dass die entsprechenden Mechanismen zum Teil nicht existieren, und jene, die existieren, nicht vor dem sogenannte „Wash Trading“ auf binance.us geschützt oder dieses erkannt haben. Damit ist eine Form der Marktmanipulation gemeint, bei der jene, die ein Finanzinstrument verkaufen, es zugleich wieder erwerben. Es wird also eine Marktaktivität vorgetäuscht, die es eigentlich nicht gibt. Die SEC hat neue Beweise dafür vorgelegt, die die Sigma Chain AG bereitstellte, betreffen. Demnach habe Sigma Chain mindestens von September 2019 bis Juni 2022 Wash-Trading betrieben, was wiederum das Handelsvolumen auf der US-Plattform Binance künstlich aufgebläht hat.
 
Über Nacht erlebte Binance Abflüsse in Höhe von über einer Milliarde Dollar:

Abb.3: Zu- und Abflüsse zentraler Kryptobörsen (binnen 24 Stunden)

Binance wiederum veröffentlichte eine Erklärung, in der die Enttäuschung über die SEC zum Ausdruck gebracht und versprochen wurde, weiterhin mit den Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um Klarheit zu schaffen
 
Binance ließ kurz nach Bekanntwerden der Klage in seinem Blog verlautbaren, die SEC habe sich geweigert, produktiv zusammenzuarbeiten, selbst nachdem jüngst ausführliche Gespräche über eine Verhandlungslösung zur Beendigung ihrer Ermittlungen geführt worden waren. Binance wies auch die Vorwürfe des Betrugs und der Marktmanipulation sowie die Vermischung von Nutzergeldern durch von Zhao kontrollierte Unternehmen zurück. Bereits zuvor, am 23. Mai, hatte Binance verkündet, solche Gelder nur zur „zur Erleichterung von Nutzerkäufen“ verwendet zu haben.

Einschätzung

Im Hinblick auf nicht-verwahrende Börsen ist damit zu rechnen, dass bestimmte Token bei der dezentralen Kryptobörse Uniswap vom Markt genommen werden, ähnlich wie es bei tokenisierten Aktien der Fall war, die infolge regulatorischen Drucks im Jahr 2021 von der Front-End-Schnittstelle entfernt wurden, um Konformität mit den Regulatorien zu wahren. Es ist wichtig zu beachten, dass ausgelistete Vermögenswerte immer noch über die Interaktion mit dem zugrunde liegenden Smart Contract zugänglich sind, der unveränderlich und nicht zensierbar ist.

Dezentrale Handelsplätze profitieren

Auf der anderen Seite dürfte sich die Liquidität in der nicht-zentralisierten Infrastruktur verbessern. Nutzer und Liquiditätsanbieter werden ihr Kapital auf den dezentralen Börsenplätzen einsetzen, die das Eigentum an ihren Vermögenswerten bewahren. Die allmähliche Abkehr von zentralisierten Strukturen begann bereits im November vergangenen Jahres nach dem Zusammenbruch von FTX und die aktuellen Ereignisse dürften diesen Trend weiter beschleunigen. Für den Fall, dass Altcoins offiziell als Wertpapiere eingestuft werden, ist davon auszugehen, dass der Long Tail der Krypto-Assets – also jene vielen Assets, die weniger bekannt und weniger oft gehandelt werden – unter strengeren Marktbedingungen und geringerer Liquidität leiden wird. Prominente Market Maker wie Jane Street und Jump Crypto werden ihre Aktivitäten in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich weiter zurückfahren, bis mehr Klarheit über die Klassifizierung von Krypto-Assets herrscht.
 
Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass die SEC nicht die einzige Behörde ist, vor der sich Binance aktuell hüten muss. In diesem Zusammenhang sollte vor allem auf die sich entwickelnden Anschuldigungen geachtet werden, die die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) und das amerikanische Justizministerium gegen Binance richten.

Leena ElDeeb ist als Research Associate Mitglied des Research-Teams von 21.co, vormals 21Shares und ursprünglich Wirtschaftsjournalistin. Für 21Shares untersucht und erklärt sie den Kryptomarkt mit einem besonderen Fokus auf regulatorische und ökologische Auswirkungen.
Karim AbdelMawla ist Research Associate bei 21.co, wo er Einblicke in das globale Kryptoasset-Ökosystem bietet. Er studierte Internationale Beziehungen und Journalismus. Vor 21Shares arbeite Karim arbeitete als Forschungspraktikant am Cambridge Center for Alternative Finance. Dort arbeitete an der Veröffentlichung der 3. globalen Kryptoasset Benchmarking-Studie über die globale Digital Asset-Industrie mit. Karim studiert zudem derzeit im Master über Blockchain und digitale Währung an der Universität von Nikosia.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

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