Prof. Dr. Bernd Meyer / Bild: Berenberg
Im Mai gaben die meisten Anlageklassen nach. Innerhalb von Aktien war fast nur mit Japan und Tech-Titeln, die vom KI-Hype profitierten, Geld zu gewinnen. Schwache Konjunkturdaten und damit einhergehend zunehmende Rezessionssorgen belasteten. Der USD konnte als sicherer Hafen profitieren, begünstigt durch eine einseitige Dollar-negative Positionierung. Die große Frage ist, wie stark sich das massive Nettoangebot an T-Bills (und ggf. T-Bonds) über die nächsten Monate auf die Märkte auswirkt. Nach dem Schuldendeal können nun wieder vermehrt US-Staatsanleihen begeben werden. Spannend ist, wer diese kauft. Ersetzen vornehmlich Geldmarktfonds bei der Fed geparktes Geld durch T-Bills, dürften sich die Folgen in Grenzen halten. Je größer jedoch der Anteil anderer Anleger ist, desto mehr Liquidität wird dem Markt – zusätzlich zu den QT-Programmen – entzogen. Positiv zu bewerten ist jedoch, dass mittlerweile viele Marktanalysten über die möglichen Belastungen berichten. Überraschungen sollten sich somit in Grenzen halten.
Kurzfristiger Ausblick: Geldpolitisch spannend
In den nächsten zwei Wochen wird es geldpolitisch spannend. Die Fed dürfte bei der Sitzung am 14. Juni laut Markt zum ersten Mal seit März 2022 die Zinsen nicht weiter erhöhen. Für die Sitzung der EZB am 15. Juni preist der Markt hingegen eine Zinsanhebung von 25 Basispunkten.
Heute stehen neben den deutschen Exportzahlen (Apr.) die Dienstleistungs-Einkaufsmanagerindizes (PMI, Mai) für China, Europa und die USA an. Am Dienstag werden die deutschen Auftragseingänge (Apr.) und am Mittwoch die deutsche Industrieproduktion (Apr.) sowie die chinesischen Importe (Mai) veröffentlicht. Die chinesischen Inflationszahlen (Mai) und die italienischen Industrieproduktionsdaten (Apr.) folgen am Freitag. In der Folgewoche stehen der deutsche ZEW-Index (Jun.), die US-Verbraucherpreisinflation, die US-Erzeugerpreisinflation, die US-Industrieproduktion, die US-Einzelhandelsumsätze (Mai) und die chinesische Industrieproduktion sowie Einzelhandelsumsätze (Mai) an.
- Mit über +11 Prozent YTD lässt der S&P 500 eine positive Stimmung vermuten. Das Bild trügt allerdings, denn die Performance lässt sich vollständig durch Mega-Caps vor allem aus dem Technologiesektor erklären. Ohne die zehn stärksten Beiträge stünde der Index YTD bei 0 Prozent.
- Die Rallye steht daher bei geringer Marktbreite auf dünnen Beinen und erscheint anfällig. Der drohende Liquiditätsentzug nach dem Aussetzen der US-Schuldengrenze könnte besonders auf den hochbewerteten Tech-Titeln lasten
Märkte-Monitor ausgewählter Asset-Klassen
- Über die letzten vier Wochen erfuhren insbesondere Industriemetalle und Gold Gegenwind. Die langsame Erholung in China und genereller Wirtschaftspessimismus führten zu den Abwärtsbewegungen bei Industriemetallen. Gestiegene Realzinsen und ein starker USD belasteten Gold.
- Rechnet man die USD-Auswertung raus, haben sich die meisten Anlageklassen in den letzten vier Wochen bewegt.
- Über die letzten vier Wochen erfreuten sich viele Aktiensegmente positiver Performance. Insbesondere amerikanische und japanische Aktien gewannen dazu.
- Ein Blick unter die Oberfläche zeigt jedoch auch hier ein weniger rosiges Bild. So wurde die Performance des S&P 500 lediglich von wenigen Einzeltiteln getragen (siehe Grafik Frontseite). Diese Mega-Caps profitierten vor allem von dem jüngsten Hype um das Thema
Künstliche Intelligenz. Die geringe Breite ist ein Zeichen für die geringe Überzeugung der Anleger zurzeit.
- Neben Schwellenländerstaatsanleihen (sowohl im Hart- als auch im Lokalwährungssegment) haben vor allem auch US- und italienische Staatsanleihen zugelegt.
- Der starke US-Dollar (hilft in Euro gerechneten Anleiheindizes) und der teilweise hohe Carry haben geholfen.
- Deutsche Staatsanleihen gaben hingegen ebenso wie britische Gilts nach.
Prof. Dr. Bernd Meyer ist Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei
Berenberg.
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Datum: 06. Juni 2023