Investitionen in Erneuerbare Energien – Für eine durchweg saubere Solarwirtschaft

Rahul Bhushan, ETF-Anbieters Rize ETF
Solarfeld vor der SMA-Fabrik Sanderhäuser Berg /Bild: SMA Solar
Stromerzeugung durch die Kraft der Sonne: Die Photovoltaik-Branche steht vor einem gewaltigen Wachstumsschub, stellt sie doch eine der wichtigsten Bestandteile des Übergangs zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung dar. Doch wie schaut es mit den Lieferketten und Produktionsprozessen aus? Wie resilient bzw. wie umwelt- und sozialverträglich sind sie? Wir unterziehen die Branche einer kritischen Analyse und formulierten grundlegende Anforderungen, die die  Produktionsstandorte erfüllen sollten.
Chinas Anteil an der globalen Produktionskapazität der Photovoltaik ist in den vergangen 15 Jahren von 26 auf 72 Prozent gewachsen. Allein in der Region Xinjiang finden rund 12 bzw. 42 Prozent der Förderung und Produktion von metallurgischem Silizium und Polysilizium bzw. Solaranlagen statt. Diese enorme wirtschaftliche Marktmacht steht im Kontrast zum Alltag vieler ihrer Bewohner, denn die in Xinjiang lebenden ethnischen Minderheiten sind der systematischen Unterdrückung in Form von Zwangsarbeit, Umsiedlungen und Masseninhaftierungen durch die chinesische Regierung ausgesetzt.
 
Dass der globale Sektor für saubere Energie dazu beiträgt, dieses Umfeld zu akzeptieren, und damit das Schicksal der Bewohner dem herrschenden Unrecht überlässt – das ist für uns nicht hinnehmbar. Die richtige und konsequente Maßnahme ist der Ausschluss der Erzeugnisse aus Xinjiang aus dem globalen Markt. Zudem birgt die Dominanz Chinas in der Solarlieferkette auch finanzielle Risiken durch eine mangelnde Resilienz der Lieferkette und die Möglichkeit von Produktionseinbrüchen durch unvorhersehbare wirtschaftliche, politisch und sonstige unerwartete Vorkommnisse.

Alternative Standorte mit starken Anreizen für Investoren

Gezielte Anstrengungen zur Abkehr von der in Xinjiang angesiedelten Produktion könnten dazu beitragen, eine zuverlässigere Versorgung mit Rohstoffen und Komponenten für Photovoltaik-Anlagen zu gewährleisten. Dies könnte eine größere technologische Innovation in der Fertigung fördern und die Branche besser vor Reputations- und Regulierungsrisiken schützen. Mittels einer strategischen und koordinierten Anstrengung müssten Regierungen, Branchenvertreter und Investoren eine Diversifizierung der Solarproduktion realisieren. Dabei gilt es, nur solche Standorte zu wählen, die gleich mehrere Anforderungen erfüllen:
  1. Erschwingliche und reichlich vorhandene Energie: Unabhängig vom Standort muss Energie im Überfluss und zu niedrigen Kosten vorhanden sein. Strom ist neben den Arbeitskosten nach wie vor der größte Kostenfaktor bei der Produktion von metallurgischem Silizium, Polysilizium in Solarqualität und der Herstellung von Barren und Wafern. Gegenwärtig ist die PV-Produktion in Xinjiang zentralisiert, eben weil die Energiekosten dort niedrig und der Rohstoff (Kohle) reichlich vorhanden ist.
  2. Vorab feststehende Anfangsinvestitionen: Die zwischen Standorten herrschenden, erheblichen Unterschiede von Grundstücks-, Arbeits- und Baukosten können durch öffentliche Subventionen und Anreize kaum ausgeglichen werden. Die Politik könnte jedoch Anreize in Bezug auf die fixen Vorlaufkosten schaffen, die dazu beitragen würden, die Errichtung von Solarindustrieanlagen im Inland zu fördern.
  3. Technisches Fachwissen: Das technische Know-how für die Entwicklung von Großanlagen zur Herstellung von Polysilizium, PV-Solarzellen und insbesondere von monokristallinen Siliziumblöcken/Wafern ist außerhalb Chinas zunehmend begrenzt. Bei der Umstrukturierung der globalen Lieferkette könnte jedoch die vorhandene Erfahrung von Experten in Korea, Japan, Taiwan, Malaysia, Deutschland und den Vereinigten Staaten genutzt werden.

Soziale und ökologische Verantwortung der Branche

Auch die wirtschaftlich besten Standortbedingungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche mehr Verantwortung in puncto gesellschaftlicher und ökologischer Fragestellungen entwickeln muss. Um sich dieser Verantwortung zu stellen, kommen insbesondere vier Maßnahmen ins Spiel.
  1. Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette fördern: Die Solarbranche muss sicherstellen, dass ihre Lieferkette frei von Zwangsarbeit und Menschenrechtsverletzungen ist. Um dies zu erreichen, müssen die Unternehmen die Transparenz und Rückverfolgbarkeit in ihren Lieferketten erhöhen, indem sie ihre Zulieferer regelmäßig überprüfen und die Ergebnisse veröffentlichen.
  2. Die Kreislaufwirtschaft fördern: Die Solarbranche sollte die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft anstreben, indem sie geschlossene Lieferketten und Recyclingprogramme einführt, um Abfall zu reduzieren und die Umweltauswirkungen der Entsorgung von Solarmodulen zu minimieren.
  3. In Forschung und Entwicklung investieren: Um technologische Innovationen zu fördern und die Abhängigkeit von umweltschädlichen Rohstoffen zu verringern, sollte die Solarbranche in die Forschung und Entwicklung neuer Materialien und Herstellungsverfahren investieren.
  4. Internationale Zusammenarbeit unterstützen: Die Branche habe darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und anderen Interessengruppen zu suchen, um die mit der Herstellung von Photovoltaikanlagen verbundenen sozialen und ökologischen Herausforderungen anzugehen. Durch die Förderung dieser globalen Zusammenarbeit und den weltweiten Austausch bewährter Verfahren und Learnings könne sie verantwortungsvolle und nachhaltige Herstellungspraktiken weltweit fördern.

Regulatorische Fortschritte in USA und der EU

Insbesondere in USA und Europa erweisen sich regulatorische Fortschritte (wie durch den Inflation Reduction Act und EU Green Deal Industrial Plan) als besonders zugkräftig für die Nachhaltigkeitsagenda, die wir mit unserer Anlagestrategie im Bereich Impact Investing konsequent verfolgen. Die im Index des Rize Environmental Impact 100 UCITS ETF enthaltene Auswahl von Herstellern von Anlagen für erneuerbare Energie umfasst neben US-amerikanischen auch europäische Titel, wie beispielsweise die SMA Solar Technology AG mit Hauptsitz in Hessen. USA und Europa sind unserer Überzeugung nach die Märkte, in denen wir ein Wachstum in der Solarindustrie erwarten, da die Lieferketten in diesen Regionen näher zum Verbraucher und weiter weg vom chinesischen Erzeugermarkt verlagert werden.
Rahul Bhushan ist Co-Founder des in London ansässigen, auf thematische ETFs spezialisierten Vermögensverwalters Rize ETF. Bevor Bhushan Rize ETF mitgründete, war er bei Legal&General Investment Management in London als Senior Product Spezialist für die Entwicklung neuer, vor allem thematischer und nachhaltiger Anlagestrategien tätig. Bhushan startete seine Karriere beim internationalen Finanzdienstleister Nomura. 2016 stieg er beim ETP-Anbieter ETF Securities ein. Als Director und ETF-Produktspezialist war er dort mitverantwortlich für den Aufbau und die Verwaltung der Canvas-ETF-Platform, die der US Vermögensverwalter Legal&General Investment Management im März 2018 von ETF Securities für 3,5 Milliarden Euro erwarb. Bhushan absolvierte sein Masterstudium im Bereich Finanzen an der renommierten IE Business School in Madrid. Zuvor studierte er Internationales Management und Französisch an der Universität von Bath, Großbritannien.
Warnung vor dem Kapitalrisiko
Eine Investition in Fonds ist mit Risiken verbunden, darunter Illiquidität, fehlende Dividenden, Investitionsverlust und Verwässerung, und sollte nur als Teil eines diversifizierten Portfolios erfolgen. Die Fonds können in einer oder mehreren europäischen Rechtsordnungen registriert oder anderweitig zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sein. Anleger sollten die Bedingungen für die Anlage in einen Fonds (oder eine Anteilsklasse) weiterhin sorgfältig prüfen und professionelle Anlageberatung einholen, bevor sie eine Entscheidung zur Anlage in einen solchen Fonds (oder eine Anteilsklasse) treffen.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

SMA Solar Tech I 46,98 -1,84%
close

Populäre Aktien

RIZE Environmental Impact 100 UCITS ETF USD Acc 4,20 0,00%
close

Populäre Aktien