Hebt die Gesetzgebung das Wirkungsmanagement auf die nächste Stufe?

Nikkie Pelzer und Rebecca Spohrer, Triodos Investment Management
Bild: BBAG
  • Die Regulierung der EU im Bereich Nachhaltigkeit – wie die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und die EU Taxonomie – erhöht die Transparenz und verhindert gleichzeitig Green- und Impact-Washing, da die Finanzakteure das wahre Gesicht ihrer Investmentfonds offenlegen müssen.
  • Die Verordnung verlangt, dass Finanzakteure unter anderem über die Ziele nachhaltiger Investitionen und die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsrisiken auf die finanzielle Rendite informieren. Wir hoffen, dass dies auch dazu führt, dass mehr Kapital auf Finanzinstrumente gerichtet wird, die zu einer grüneren Wirtschaft beitragen.
  • Um das Wirkungsmanagement auf die nächste Stufe zu bringen, ist der Schlüssel, über die Zahlen hinauszudenken und zunehmend die tiefere Wirkung von Investitionen zu berücksichtigen.
Nachhaltiges Finanzwesen entwickelt sich rasch von der Erklärung positiver Absichten hin zur Rechenschaftspflicht für Ergebnisse. Investoren und Regulierungsbehörden sagen, die SFDR hilft dabei, indem sie den Standard für die Offenlegung von Angaben zur Überprüfung und Identifizierung von Wirkungsansprüchen festlegt.

Triodos IM hat sie zum Beispiel geholfen, das interne Wirkungsmanagement zu verfeinern und zu verbessern. So haben wir für alle Investmentfonds einen Wirkungsrahmen entwickelt, der unsere Absicht, Geld für positive Veränderungen einzusetzen, in Maßnahmen und erwartete Ergebnisse umsetzt. Diese Rahmenwerke stärken unseren Entscheidungsprozess bei der Analyse neuer Investitionsmöglichkeiten. So besteht beispielsweise ein Teil des Mandats des Triodos Emerging Markets Renewable Energy Fund darin, den Zugang zu sauberer, zuverlässiger und erschwinglicher Energie für Haushalte und KMU in Schwellenländern zu verbessern. Das bedeutet, dass unser Investmentteam aktiv nach Investitionen sucht, die diesem Ziel dienen, und Daten über den Fortschritt anhand bestimmter Leistungsindikatoren sammelt.

Faire Transparenz

Die Verordnung verlangt auch, dass wir die Risiken oder potenziellen negativen Auswirkungen der Investition auf die Menschen und/oder den Planeten klar identifizieren und offenlegen und über alle tatsächlichen 'negativen Auswirkungen' (quantitativ) berichten. Im Fall von Großprojekten im Bereich der erneuerbaren Energien kann sich dies auf die Auswirkungen der Flächennutzung auf die biologische Vielfalt oder auf Konflikte im Zusammenhang mit der Vertreibung von Gemeinschaften beziehen. Daher arbeiten unsere Investmentmanager auch eng mit den Investitionsempfängern und anderen Investoren zusammen, um die höchsten Leistungsstandards aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass diese Risiken so weit wie möglich vermieden oder gemildert werden.

Die Veröffentlichung der Grundsatzerklärungen zu negativen Auswirkungen für alle nachhaltigen europäischen Fonds ist für Mitte 2023 geplant. Wir setzen uns dafür ein, dass der Gesetzgeber alle Fonds, nicht nur die nachhaltigen Fonds, dazu verpflichtet, die durch Investitionsentscheidungen verursachten Schäden transparent darzustellen. Das wäre fair, und die Anleger wüssten, in was sie investieren.

Neben der Breite auch die Tiefe berücksichtigen

Der Schlüssel, um Wirkungsmanagement und -messung auf die nächste Stufe zu bringen, ist Zusammenarbeit sowie der Austausch von Ideen und Erfahrungen. Vermögensverwalter können zunehmend zusammenarbeiten, um die Praktiken der Wirkungsmessung und des Wirkungsmanagements zu harmonisieren, wodurch Kapazitäten für die Berichterstattung frei werden, um die positive Wirkung zu erzielen und zu verstärken. Diese Zusammenarbeit findet bereits statt. Im Jahr 2022 hat sich Triodos IM an der Entwicklung der ersten Impact-Performance-Benchmark beteiligt, die vom Global Impact Investing Network initiiert wurde.

Wir als Investoren sind sehr gut darin geworden, zu zählen: wie viele Haushalte Zugang zu sauberer Energie erhalten  oder wie viele Frauen einen Mikrofinanzkredit aufgenommen haben. Es ist jedoch auch wichtig, neben der Breite auch die Tiefe zu berücksichtigen. Haben benachteiligte Gemeinschaften gleichermaßen Zugang zu dieser sauberen Energie? Wie gehen Finanzdienstleister auf die Wünsche und Bedürfnisse von Frauen ein und berücksichtigen diese in ihren Produkten und Dienstleistungen? Indem wir uns selbst und unsere Investitionsempfänger herausfordern, diese tiefergehenden Fragen zu stellen, können wir als Investoren zu einem bedeutsameren Fortschritt beitragen.
Nikkie Pelzer und Rebecca Spohrer sins Impact Managerinnen bei Triodos Investment Management