Carsten Mumm / Bild: Privatbank DONNER & REUSCHEL
Im laufenden Jahr ist mit einem rückläufigen globalen Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,8 Prozent – 0,6 Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr – zu rechnen, heißt es im aktuellen „World Economic Outlook“ des Internationalen Währungsfonds (IWF). Für 2024 wird von einem leicht verbesserten Wachstum in Höhe von 3,0 Prozent ausgegangen. Als wesentliche Bremsfaktoren werden – trotz bereits deutlich gesunkener Energie- und Nahrungsmittelpreise – der anhaltend hohe Preisdruck in vielen Güter- und Dienstleistungssegmenten gesehen, sowie die Folgen der zur Eindämmung der Inflation von vielen Notenbanken umgesetzte Zinswende. Dabei stehen die Unsicherheiten im Bankensektor der letzten Monate nur stellvertretend für zunehmenden Stress in anderen Segmenten des Finanzsektors.
Verantwortung der Notenbanken
Dort wurde in Zeiten niedrigster Zinsen mit teilweise hohen Fremdkapitalhebeln agiert und auf diese Weise gesamtwirtschaftlich der Zugang zu Krediten erleichtert und höheres Wachstum ermöglicht. Vor diesem Hintergrund verweist der IWF auf die besondere Verantwortung der Notenbanken, die neben der Wiederherstellung der Preisniveaustabilität auch die Finanzstabilität im Blick behalten müssen. Daher wird eine besondere Achtsamkeit vonseiten der Regulierungen, der Aufsichtsbehörden sowie eine Stärkung von Eigenkapitalpuffern und finanziellen Polstern durch die Finanzinstitute selbst gefordert.
Treibt der Binnen- oder Außenhandel Chinas Konjunktur?
Bemerkenswert ist, dass die Wachstumstreiber in diesem und im kommenden
Jahr weiterhin vor allem im asiatischen Raum liegen, insbesondere in
China mit 5,2 und Indien mit 5,9 Prozent erwartetem Wachstum. Fraglich ist allerdings insbesondere im Fall Chinas, ob das Wachstum vor allem binnenwirtschaftlich getrieben ist oder auch die Exportwirtschaft und damit die globale Konjunktur mitziehen kann. Zuletzt deutete sich eine stärkere Erholung des stark inländisch fokussierten Dienstleistungsbereich an. Vor diesem Hintergrund kommt der Veröffentlichung der März-Außenhandelsdaten Chinas im Laufe der Woche eine besondere Bedeutung zu. Nach schwachen Februardaten könnte eine deutliche Erholung von Im- und Exporten auch für Europa und mit Abstrichen für die USA eine bessere wirtschaftliche Perspektive für die kommenden Monate eröffnen.
Fazit: Zinsen als Wachstumsbremsklotz
Es wird offensichtlich, dass gestiegene Zinsniveaus global zum
Wachstumsbremsklotz für Volkswirtschaften und vielfach sicher auch zum
Gewinnbremsklotz für Unternehmen werden. Asien könnte, vor allem
aufgrund der großen Binnenwirtschaft, hier eine Ausnahme beim
Wirtschaftswachstum darstellen.
Carsten Mumm ist Chefvolkswirt der
Privatbank DONNER & REUSCHEL.
Er ist verantwortlich für die Erstellung der Konjunktur- und
Kapitalmarktprognosen sowie der kapitalmarktrelevanten Publikationen.
Zuvor verantwortete er die Vermögensverwaltung für private und
institutionelle Kunden, das Management von Spezial- und Publikumsfonds
sowie die hauseigenen Research-Tätigkeiten. Der gelernte Bankkaufmann
und studierte Diplom-Volkswirt ist seit 1998 im Bereich Kapitalanlage
beschäftigt. 2006 qualifizierte er sich zum Chartered Financial
Analyst.