Ulrich Kirstein / BBAG/Killius
Nach der Hektik der vergangenen Woche ging es an den Börsen nun etwas ruhiger und mit fast steter Aufwärtsbewegung weiter. Ganz vergessen sind die Turbulenzen aus der Bankenbranche aber noch nicht: „Zwischen Angst und Aufatmen“ war in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Und dass die Zwangsehe der Credit Suisse mit der UBS gar nicht so harmonisch funktionieren dürfte, zeigt schon der Rückruf des ehemaligen UBS-Chefs: „Ermotti kehrt in heikler Mission zur UBS zurück“, titelte die Börsen-Zeitung. Dazu fielen uns auf Anhieb zwei Filmtitel ein: „Mission Impossible“ und „Sag niemals nie“. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist, zumindest auf Sicht, jedoch einigermaßen positiv: „Ifo-Index steigt fünften Monat in Folge – trotz Bankenbeben“, titelte das Handelsblatt und unterdrückte in der Unterzeile nicht seine Überraschung darob: „Gestörte Lieferketten, hohe Inflation und der Ukrainekrieg belasten die deutsche Wirtschaft. Die Stimmung in den Chefetagen hellt sich trotzdem überraschend auf“! In den Wohnzimmern scheint das Licht hingegen weniger hell: „Konsumerholung schwächt sich ab“, so die Börsen-Zeitung.
Besser mit Helm
Ein behelmtes Sparschwein präsentiert uns Focus Money auf knallrotem Titelblatt: „Inflation, Zinsschock, Bankenbeben – Sicherheit plus Rendite – die cleveren Strategien in turbulenten Zeiten“. Und oben auf gab es noch: „So profitieren Sie von der Volatilität!“ Clever wie wir sind, schlugen wir schnell nach im Blatt, und fanden beispielsweise Anleihen und Bitcoin, Sparschweine waren hingegen Fehlanzeige. Hm. BoerseOnline konterte mit einem großen Fragezeichen und sehr viel großgedrucktem Text auf dem Titel: „Welche Aktien steigen in den kommenden 12 Monaten am meisten?“ Im April 2024 werden wir berichten. Auf dem Cover von Der Aktionär schaut uns ein Roboter an, in den blauen Augen sind ein fallender und ein steigender Chart zu sehen – blickt so die KI auf uns? „Tech Wunder“ steht darüber und quasi kleingedruckt: „Zinswende 2.0 – welche Aktien jetzt schon profitieren“. Lieber Aktionär, er schaut etwas traurig aus, der Roboter, nicht sehr seherisch. Auf was Anlegerinnen und Anleger in Krisen immer bauen können, sind Dividenden, werden sie doch aus den Gewinnen des (vielleicht besseren) Vorjahres gezahlt. So macht das ETF EXTRA MAGAZIN konsequent mit „Die besten Dividenden-ETFs der Welt“ auf.
Geldwäsche
Um etwas überhaupt richtig bekämpfen zu können, ist vor allem eines nötig: Eine eigene, voll ausgestattete Behörde. Eine solche soll jetzt EU-weit für Geldwäsche entstehen, also gegen Geldwäsche selbstverständlich, wie die Börsen-Zeitung berichtet. Die gebildeten Ausschüsse haben sich für Verhandlungen mit den EU-Staaten und der EU-Kommission positioniert und Kriterien festgelegt, um über einen möglichen Standort beraten zu können, heißt es etwas umständlich weiter. Dass Ausschüsse gebildet sind, beruhigt uns, selbstverständlich scheint es uns jedoch nicht zu sein. Weit vorne im Rennen um den richtigen Ort sei Frankfurt. Offiziell wird die Stelle dann Anti-Money Laundering Authority oder kurz AMLA genannt. Klingt eher schwäbisch als hessisch. Sie soll noch oberhalb nationaler Behörden wie etwa der BaFin angesiedelt sein. Immerhin, daran sei erinnert, gingen allein in Deutschland 2021 fast 300.000 Geldwäschemeldungen ein, 2022 dürften es noch mehr gewesen sein (die Behörde zählt wohl noch) – 100.000 sind noch gar nicht bearbeitet. Eine neue Behörde mit neuen Beamten soll es nun richten und eingedenk des Frankfurter Bahnhofvorplatzes ist eine Wäschebehörde in der Mainmetropole sicher nicht ganz falsch!
Fahrerlos
Was, wenn das 49-Euro-Ticket kommt und noch mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel kapern? Es wird nicht nur eng werden zu den Stoßzeiten, die nicht umsonst so heißen. Es könnte auch sein, dass gar nicht so viel Straßenbahnen und Busse fahren, wie gefordert und gewünscht, weil es niemand gibt, der sie fährt! Das jedenfalls suggeriert eine Grafik aus Die Welt unter der Überschrift: „Droht ein Fahrerengpass?“ Verglichen wird darin die Verteilung der Fahrer nach Altersgruppen und im Vergleich zu den Erwerbstätigen insgesamt. Mit dem Ergebnis, dass sich in der Altersgruppe 55 und älter 36 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer bewegen (fahren), aber diese Altersgruppe nur 25 Prozent aller Erwerbstätigen ausmachen. Also, Bus- und Straßenbahnfahrer sind überproportional älter und werden deshalb bald in Rente gehen (nicht fahren). Seltsam kam uns jedoch die jüngste Altersgruppe vor: „15 bis 34 Jahre“. Immerhin 13 Prozent sollen in diesem Bereich hinter dem Steuer sitzen. Schauen Sie also genau bei Ihrer nächsten Straßenbahn- oder Busfahrt, ob Ihr Fahrer überhaupt schon volljährig ist!