Immer noch im Kampf: US Investment Grade Anleihen

Sophia Wurm, State Street Global Advisors
Sophia Wurm / Bild: State Street Global Advisors
Die Erwartungen  der Anleger deuten darauf hin, dass sich das Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed nähern könnte. US-Investment-Grade-Kredite haben eine erhebliche Neubewertung erfahren, und mit Blick auf den letzten Zinserhöhungszyklus (2016-2018) begann dieses Engagement an Zugkraft zu gewinnen.  Im Glauben, dass die letzte Zinserhöhung stattgefunden hat, ist es nun an der Zeit Investment-Grade-Anleihen neu zu bewerten?

Zentralbanken ringen mit Inflation und Problemen im Bankensektor

Die Zentralbanken konzentrieren sich weiterhin auf die Bekämpfung der Inflation, wobei sich die EZB, die Fed und die Bank of England alle für eine Zinserhöhung entschieden haben. Sie haben versucht zwischen den Zielen der Geldpolitik (Kontrolle der Inflation) und der Bewältigung von Problemen im Bankensystem einen gewissen Spielraum zu schaffen. Die Verschärfung der Kreditkonditionen als Folge der Probleme im Bankensektor verändert jedoch die Dynamik der Wirtschaft. Die unmittelbare Krise scheint abgewendet zu sein, räumen die Zentralbanken dennoch weitgehend ein, dass die verschärften Kreditbedingungen darauf hindeuten, dass der Höhepunkt des geldpolitischen Zyklus kurz bevorsteht.

Die Probleme im Bankensektor waren für die Anlagemärkte nicht einfach zu bewältigen. Es besteht nun die Angst, dass die bereits erfolgte Straffung der Geldpolitik in Verbindung mit der Verschärfung der Kreditkonditionen das Wachstum in den negativen Bereich kippen könnte. Diese Befürchtung hat dazu geführt, dass die Anleger ihre Risiken auf defensivere Strategien wie Geldmarktfonds verlagert haben, aber der Punkt, an dem der Druck am größten war, scheint vorbei zu sein, denn die Märkte sind jetzt stabiler.

Nicht notwendigerweise eine weitere Belastung für ESG

Höhere Sektorgewichtungen für Finanzwerte sind bei ESG-Strategien üblich, da dieser Sektor in der Regel ein besseres ESG-Profil aufweist. Wenn die Rentabilität der Banken beeinträchtigt wird, droht dies ein weiterer Faktor zu sein, der die ESG-Performance belasten könnte. Betrachtet man vier der am weitesten verbreiteten ESG-Indizes, so liegt die durchschnittliche Gewichtung von Bankenanleihen bei etwas mehr als 30 Prozent und damit über 6 Prozent höher als beim marktgewichteten Index . Es überrascht nicht, dass nur einer dieser vier Indizes im bisherigen Jahresverlauf besser abgeschnitten hat als der Bloomberg US Corporate Index, und das lag vor allem an seiner längeren Duration .

Die Bloomberg SASB ESG Ex-Controversies Select-Indizes verfolgen einen anderen Ansatz bei der Sektorallokation. Nach dem Ausschluss von Emittenten, die erhebliche Einnahmen aus bestimmten Praktiken, Branchen oder Produktlinien erzielen, aus dem Mutterindex wird der Index optimiert. Der Optimierungsprozess zielt nicht nur auf die Maximierung des ESG-Scores ab, sondern auch auf Risikomerkmale für den neuen Index und versucht, diese mit dem Mutterindex in Einklang zu bringen.

In Bezug auf die Sektorallokationen besteht das Ziel darin, die Gewichtung der Bloomberg-Klasse-2-Sektoren innerhalb von 200 Basispunkten des Mutterindex zu halten. Dies führt zu einer Gewichtung des Finanzsektors, die nur 9 Basispunkte von der Gewichtung des Mutterindex abweicht, und zu einer Gewichtung des Bankensektors, die nur 76 Basispunkte über der des Mutterindex liegt. Dies könnte dazu beitragen, etwaige Performanceeinbußen aufgrund einer hohen Gewichtung von Banken zu verringern. Tatsächlich waren die Renditen im bisherigen Jahresverlauf für den Bloomberg SASB US Corporates ESG Ex-Controversies Select Index 4 Basispunkte höher als für den marktgewichteten Bloomberg US Corporate Index .
Sophia Wurm ist Vice President bei SPDR ETFs, State Street Global Advisors