Der US-Zinserhöhungszyklus könnte vor dem Ende stehen“

Mark Dowding, BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Mark Dowding / Bild: BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Probleme im Finanzsektor haben auch in der vergangenen Woche die Schlagzeilen beherrscht. In den USA deuten jüngste Entwicklungen auf strengere Standards bei der Kreditvergabe der Banken hin. Das hat eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen zur Folge. Die Auswirkungen sind schwierig abzuschätzen. Der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell hat jedoch eingeräumt, dass sie denen einer Zinserhöhung von 25 oder 50 Basispunkten gleichkommen könnten. Daher sollte ein niedrigerer Höchststand der Fed Funds eingepreist werden.   

Vor diesem Hintergrund wurde die Entscheidung der Fed, die US-Leitzinsen um 25 Basispunkte zu erhöhen, als dovish angesehen – in der Hoffnung, dass der Zinszyklus nun kurz vor seinem Höhepunkt steht. Letztlich wird viel von den Wachstums- und Inflationsdaten der kommenden Monate abhängen. Eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte Anfang Mai könnte aber die letzte Anhebung in diesem Zyklus darstellen.

Uns würde nicht überraschen, wenn die im kommenden Monat eingehenden Wirtschaftsdaten etwas schwächer ausfallen. Der Grund: Das milde Wetter im Januar und Februar ist einem rauen März gewichen. Wir vermuten jedoch, dass die Kerninflation noch einige Zeit erhöht bleibt. Außerdem wird es eine Weile dauern, bis sich die Abschwächung der Wirtschaft stärker auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Keine Zinssenkungen vor Jahresende

Wir bezweifeln daher, dass es vor Ende dieses Jahres zu Zinssenkungen kommen wird. Die Markterwartungen, die eine schnellere Umstellung auf eine akkommodierende Geldpolitik beinhalten, sind unserer Meinung nach falsch.

In Europa lag das Hauptaugenmerk in dieser Woche auf dem Zusammenbruch der Credit Suisse. Obwohl sich die Spreads im Laufe der Woche weiter vergrößert haben, scheinen sich die Aussichten für die Banken in Europa wieder deutlich zu beruhigen.

Hinsichtlich der Perspektiven für die europäischen Banken ist das operative Umfeld so gut ist wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Höhere Zinssätze haben zu einer Verbesserung der Nettozinsmargen im gesamten Sektor geführt.

Auch wenn Silicon Valley Bank und Credit Suisse an Bear Stearns und Lehman Brothers erinnern: Wir sind der Meinung, dass die Situation heute ganz anders ist als 2008. Zur Zeit der Finanzkrise verzeichneten die Banken wachsende Verluste bei US-Hypotheken und die Kreditqualität verschlechterte sich in alarmierendem Tempo. Der hohe Verschuldungsgrad und die schwache Regulierung verschärften diese Probleme noch.

2023 ist nicht 2008

Heute sind die Bilanzen in einem wesentlich besseren Zustand. Wir gehen daher nicht davon aus, dass ein systemisches Risiko besteht. Die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Rezession ist vermutlich sehr gering.

Im weiteren Jahresverlauf ist ein langsameres Wachstum wahrscheinlich. Momentan aber behalten die Volkswirtschaften ihren Schwung bei. In der Eurozone fallen Wachstum und Inflation wesentlich stärker aus als noch vor einigen Monaten erwartet. Wir sind deshalb weiterhin der Meinung, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen bis zu ihrem Höchststand noch einige Male anheben muss. Die Straffung der Geldpolitik wird in der Eurozone nun schneller vonstattengehen als in den USA. Vor diesem Hintergrund tendieren wir eher zu der Ansicht, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter aufwerten könnte.
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
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