Neue Faktoren unterstützen Uran als Investment

Marco Mencini, Plenisfer Investments, Generali Investments
Marco Mencini / Bild: Plenisfer Investments, Generali Investments.
In einem Kommentar aus dem Jahr 2021, der Uran (U308) gewidmet war, stellten wir die Frage, ob die Zeit für das "U" gekommen sei, also eine Haussephase nach Jahren des Nachfragerückgangs, die den Preis ein Jahrzehnt lang zwischen 20 und 25 US-Dollar pro Pfund gehalten hatte und der weit entfernt von dem 2007 erreichten Höchststand von 150 US-Dollar war.
 
Bei Plenisfer schätzten wir damals, dass der Uranpreis bis 2025 die Produktionskosten von etwa 50 US-Dollar pro Pfund übersteigen und etwa 60 US-Dollar pro Pfund erreichen könnte. Heute glauben wir, dass dieses Ziel bereits bis zum Ende dieses Jahres erreicht werden könnte.
Gestützt wird diese These durch die besondere Dynamik von Nachfrage und Angebot. Die Nachfrage wird durch eine Reihe struktureller Trends – wie die Dekarbonisierung – gestützt, während das Angebot stark eingeschränkt ist und voraussichtlich weiter zurückgehen wird.
 
Diese Dynamik hat sich im Jahr 2022 verstärkt

Ukraine-Krieg heizte Nachfrage an

Auf der Nachfrageseite haben die Invasion in der Ukraine und die geopolitischen Spannungen mit Russland die Besorgnis über die Versorgungssicherheit verstärkt und – wie bei vielen anderen Energierohstoffen auch – zu einem vorübergehenden Höchststand des Uranpreises von fast 60 US-Dollar pro Pfund im April letzten Jahres geführt. Direkt nach Beginn der „Spezialoperation“ wurde der Preis insbesondere durch die Sorge um die gefährdete Transportlogistik gestützt, da der Hauptkanal für Uranexporte aus Kasachstan (ca. 40 Prozent der Produktion entfallen auf dieses Land) über den Hafen von St. Petersburg führt. Die Schaffung einer alternativen transkaspischen Exportroute, die nicht durch Russland führt, hat diese Befürchtungen zerstreut und den Uranpreis wieder auf etwa 50 US-Dollar pro Pfund sinken lassen (Quelle UxC).
 
Ebenfalls im Jahr 2022 wurde die Kernenergie in die Taxonomie der nachhaltigen Energiequellen der Europäischen Union aufgenommen. Eine Entscheidung, die die Nachfrage nach Uran weiter ankurbeln dürfte.
 
Das wiedererwachte Interesse an der Kernenergie außerhalb Deutschlands hat zur Planung neuer Kernkraftwerke in mehreren Ländern geführt: Etwa 100 Leistungsreaktoren sind geplant, vor allem in Asien, und weitere 300 werden in Betracht gezogen. Außerdem werden derzeit Kraftwerke der vierten Generation erforscht, die kleine modulare Reaktoren vorsehen. Die EU finanziert ein experimentelles Kernfusionsprojekt namens Iter, mit dem Ziel, bis 2035 abfallfreie Kernenergie zu erzeugen und diese sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht nachhaltiger zu gestalten. Unterdessen gab das US-Energieministerium bekannt, dass zum ersten Mal in der Geschichte bei einem Kernfusionsprozess mehr Energie erzeugt wurde, als zur Auslösung der Reaktion benötigt wurde. Dies ist eine sensationelle Nachricht, doch sollte man bedenken, dass bis zu einer groß angelegten Nutzung der Kernfusion noch Jahrzehnte ins Land gehen werden.

Knappheit auf der Angebotsseite

Auf der Angebotsseite wiederum herrscht abgesehen von der besonderen Dynamik des Jahres 2022 eine strukturelle Knappheit.
 
Die wichtigsten Akteure haben angesichts niedriger Uranpreise und steigender Förderkosten ihre Investitionen in Forschung und Produktion in den letzten zehn Jahren um über 80 Prozent reduziert (Quelle: S&P Global Market Intelligence). Zudem ist die Produktion stark konzentriert, sowohl geografisch, wo der größte Teil der Produktion aus Kasachstan stammt, als auch in Bezug auf die Betreiber. Rund 70 Prozent der Primärproduktion liegen in den Händen der fünf größten Produzenten (Quelle: World Nuclear Association, „WNA“).
 
In den letzten 10 Jahren wurden etwa 30 Prozent% des Urans aus Sekundärlieferungen gewonnen, die für die Bewältigung von Versorgungsengpässen unerlässlich sind. Aufgrund der Geheimhaltung der Betreiber ist es sehr schwierig, die Menge der verfügbaren Vorräte zu bestimmen. Einige Schätzungen gehen jedoch von 1,3 Milliarden Pfund aus (Quelle: WNA), was im Vergleich zur erwarteten Nachfrage ein möglicherweise unzureichendes Angebot darstellt. Es sollte auch berücksichtigt werden, dass die meisten dieser Vorräte von öffentlichen Betreibern (53 Prozent) und Regierungen (34 Prozent) gehalten werden (Quelle: WNA) und dass nur ein relativ kleiner Teil dieser Vorräte als „verkaufbar“ angesehen werden kann, da sie meist aus strategischen Gründen gehalten werden.
 
Trotz des Beitrags, den die Wiederinbetriebnahme mehrerer Uranminen (McArthur River, Langer-Heinrich, Lost Creek, Rosita usw.) zur Versorgung leisten könnte, wird nach wie vor ein Mengendefizit von 15 bis 30 Millionen Pfund pro Jahr geschätzt, einschließlich der sekundären Versorgung. Bei Plenisfer gehen wir davon aus, dass dieses Defizit mindestens so lange bestehen bleibt, bis die neue NXE-Mine in Betrieb genommen wird (2030) und/oder bis die Spot- und Terminpreise deutlich auf 75 US-Dollar bzw. 85 US-Dollar pro Pfund steigen.
 
In diesem Zusammenhang wird erwartet, dass das Uranangebot im Jahr 2023 das siebte Jahr in Folge ein Defizit von schätzungsweise 42 Millionen Pfund aufweisen wird, gegenüber einer Primärnachfrage von etwa 180 Millionen Pfund.

Von Unterfütterung zu Überfütterung: Der entscheidende Faktor in der Uranhausse

Im letzten Jahr, seit dem Beginn der Invasion in der Ukraine, ist der Spotpreis für Uran um etwa 15 Prozent gestiegen und liegt jetzt bei etwa 50 US-Dollar pro Pfund. Im gleichen Zeitraum ist der Spotpreis für angereichertes Uran um etwa 150 Prozent gestiegen, von etwa 40 US-Dollar auf über 110 US-Dollar pro Pfund. Die geopolitische „Risikoprämie“ hat sich also voll auf den Preis ausgewirkt.
 
Die Abnehmer von angereichertem Uran, d.h. die Versorgungsunternehmen, haben sich beeilt, angereichertes Uran zu kaufen, denn obwohl Russland bei der Uranproduktion relativ unbedeutend ist (14 Prozent), bleibt es für den Rest des Kernbrennstoffkreislaufs von entscheidender Bedeutung, da es etwa 27 Prozent des angereicherten Urans liefert (Quelle: UxC).
 
Bis Mitte 2023 werden in den Vereinigten Staaten und Europa neue Anreicherungsanlagen in Betrieb genommen, um die Energieabhängigkeit von Russland zu verringern, was die Nachfrage weiter ankurbeln und den Preis für angereichertes Uran stützen dürfte.
 
Unserer Meinung nach stellt sich heute die Frage, ob der Uranpreis dem Wachstumspfad des Preises für angereichertes Uran folgen wird.
 
Wir sind der Meinung, dass es einen Mechanismus gibt, durch den sich der Wertzuwachs von angereichertem Uran im Uranpreis niederschlagen könnte, wenn auch nicht sofort. Dieser Mechanismus ist der Übergang von Unterversorgung zu Überversorgung.
 
Bei hohen Uranpreisen besteht für die Urananreicherungsanlagen ein Anreiz, weniger zu verbrauchen, was bedeutet, dass es länger dauert, die gleiche Menge an angereichertem Uran zu produzieren (Unterversorgung).
 
Wenn die Preise für angereichertes Uran hoch sind und sich der Uranpreis nicht parallel dazu entwickelt, besteht der Anreiz zur Überversorgung, d. h. zur Bereitstellung von mehr Uran, um die Anreicherungszeiten zu verkürzen und somit von den höheren Preisen zu profitieren.
 
Heute befinden wir uns also in dieser Phase der Überversorgung, die unserer Meinung nach eine Quelle der Sekundärnachfrage nach Uran durch die Anreicherungsunternehmen schafft, die den Uranpreis stützen sollte.
 
Die Märkte scheinen diese These bereits zu bestätigen: Während die Preise für angereichertes Uran seit Anfang des Jahres im Wesentlichen stabil geblieben sind (-1 Prozent), sind die Uranpreise um +5 Prozent gestiegen (Quelle: UxC).
 
Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, und bestätigen daher in Anbetracht aller beschriebenen Faktoren unsere strukturell positive Einschätzung von Uran.
Marco Mencini ist Senior Portfolio Manager Equity bei Plenisfer Investments (Eine Marke von Generali Investments). Plenisfer Investments SGR S.p.A. ist die einzige Investmentboutique in Italien und eine der wenigen weltweit, die sich ausschließlich der Verwaltung von benchmarkfreien Portfolios widmet, die durch einen Multi-Strategie-Ansatz aufgebaut werden, um klare und messbare Ziele zu erreichen. Seit März 2020 ist Generali Investments, die eine Zusage über 1 Milliarde Euro für den ersten von der Gesellschaft verwalteten Teilfonds gegeben haben, Mehrheitsaktionär von Plenisfer, das somit eine Management-Einheit von Generali Investments ist.
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