EZB-Sitzung: Worst-Case-Szenario wurde vermieden

Elliot Hentov, State Street Global Advisors
Elliot Hentov / Bild: State Street Global Advisors
Im letzten Jahr überraschte die EZB die Märkte mit dem Tempo der Straffung. 2023 wird sich die Zentralbank allerdings viel besser an den Markterwartungen orientieren. Die europäischen Zinssätze waren immer entweder über- oder unterbewertet, da vieles von unbeständigen Variablen wie dem Wetter oder der Geopolitik abhing. Doch nun, da das Worst-Case-Szenario eindeutig vermieden wurde, liegen die Zinsen in der Eurozone deutlich unter dem Niveau, das zur Eindämmung der Inflation erforderlich ist. Daher ist die Anhebung um 50 Basispunkte nächste Woche so gut wie sicher.t

Es wird zu einer Schrumpfung der Wirtschaft kommen

Weniger sicher ist die Entwicklung der Wirtschaft in der Eurozone. Die jüngsten Wirtschaftsdaten überraschen weiterhin so positiv, dass die Prognostiker die Aussicht auf eine Rezession wieder in Betracht ziehen. Zwar sind die Aussichten in der Tat weniger düster als vor dem Winter, das reicht aber nicht aus, um eine kleinere Schrumpfung in diesem Jahr zu verhindern. Denn Realeinkommen werden in Mitleidenschaft gezogen, die Energiepreise steigen im Vergleich zu vor 2022 anhaltend und die Geldpolitik wird gestrafft. Die Verlangsamung wird die EZB letztlich dazu zwingen, die Zinserhöhungen einzustellen und nicht über 3,5 Prozent hinauszugehen. Ein Teil der Einschränkungen wird sich auch auf das Zinsrisiko bestimmter Staaten, z. B. Italien, auswirken.
Elliot Hentov ist Leiter des Macro Policy Research bei State Street Global Advisors