Die Finanznachrichten der vergangenen Woche klangen eher verhalten: Die japanische Notenbank überraschte kurz: „Japans Notenbank erschreckt Investoren“ so das Handelsblatt. Wobei sich Märkte schnell wieder beruhigten. „Europas Aktien legen zu“, freut sich die Börsen-Zeitung. Elon Musk lässt per Twitter über seinen Chefposten abstimmen und löst ein zwiespältiges Echo aus: „Teslas Boomerang“ findet die Börsen-Zeitung, während Die Welt lobt: „Elon Musks smarteste Entscheidung“. Uniper darf mit dem Segen der EU-Kommission verstaatlicht werden (und fliegt zum Dank aus dem SDax). Insgesamt dominieren die Vorbereitungen für das Fest, gelungene und weniger gelungene Weihnachtsgrüße kommen per Postbote oder fluten das Mailpostfach. Um der Weihnachtsstimmung auch hier einigermaßen gerecht zu werden, haben wir die (wenigen) uns aufgefallenen Nachrichten mit (berühmt-berüchtigten) Weihnachtsliedern kombiniert und wünschen unseren Lesern an dieser Stelle ein frohes und besinnliches Fest!

Das doppelte Lottchen

Liebe Finanzmagazine, Weihnachtsstimmung kam beim Betrachten Eurer Titelbilder eher weniger auf. Börse Online wartete mit Köpfen auf, alte weiße Männer könnten wir dazu sagen, wenn wir nicht im Glashaus säßen. „Börsen-Urgestein“ Jens Ehrhardt, Frank Fischer, Ronald-P. Stöferle, Bert Flossbach und Hendrik Leber raten zu „Meine neue Strategie“, „Deutsche Aktien, was kaufen?“, „Gold steigt auf 4.800 Dollar!“, „Apple, Amazon, Alphabet – jetzt einsteigen?“ und „Die 100% Chance: BioNTech, Fortescue & Co“ – Sie dürfen jetzt entscheiden, wer was gesagt hat. Wer kennt nicht diese zwei fast gleichen Bilder auf der Kinderseite in der Zeitung, wo es gilt, zehn Unterschiede zu erkennen. Dieses Spiel liefern sich augenscheinlich der EURO 1/2023 mit Focus Money 52/1: Auf dem einen Titel eine Glühbirne voller Geldmünzen, auf dem anderen eine Glühbirne vollgestopft mit Geldscheinen. Auf der einen der Text golden, auf der anderen gelb hinterlegt. Da sage noch einer, Grafiker ließen sich nicht von Grafikern inspirieren, aber bei den Textern fällt es uns noch schwerer, Unterschiede zu erkennen: Hieß es beim EURO: „Die besten Geldideen 2023. Von sicheren 4% über raffinierte 10% bis zu genialen 50% Rendite“, lautete die Textzeile bei Focus Money: „Die besten Geldideen 2023. Von sicheren 4% über raffinierte 7% bis zu grandiosen 11% Rendite“. Wir lernen: Der Unterschied zwischen „grandios“ und „genial“ sind nicht weniger als 39 Prozentpunkte! Finden wir das aber nun genial oder grandios? Als Weihnachtslied dazu tippen wir auf „Alle Jahre wieder…“

Ungewaschen

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Werbung eines Waschmittelproduzenten, der eine kilometerlange Wäscheleine zeigte, an der selbstverständlich saubere Wäschestücke aufgereiht waren. Nicht Hausfrau oder Hausmann, nur ein Hubschrauber konnte die gesamte Wäsche in den Blick nehmen. Deutlich länger muss man sich eine imaginäre Wäscheleine aus dem Hause unseres Finanzministers vorstellen, denn dort blieben in diesem Jahr etwa 100.000 Meldungen der deutschen Anti-Geldwäsche-Einheit FIU unbearbeitet. Ob sauber oder schmutzig, steht also noch gar nicht fest. Der Finanzminister will Abhilfe schaffen, erfahren wir aus Die Welt, mit einem eigenen Bundesfinanzkriminalamt. Wir sind gespannt und summen als Weihnachtslied die Umdichtung von Erich Kästner: „Morgen Kinders wird’s nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.

Sauerland

Einen uns unbekannten Brauch aus dem Allgäu führt die Süddeutsche Zeitung an: Das Christbaumloben. Man zieht durch den Ort und lobt ausgiebig und in wohl gesetzten Worten Christbäume, zum Dank erhält man einen Schnaps. Offensichtlich kann man sich auch Christbäume schön trinken. Nicht schön zu trinken braucht man sich den prächtigen Baum, den sich die Gemeinde Oberstdorf geleistet hat, und leisten ist hier wörtlich zu nehmen. Denn auch wenn die Inflation mächtig zuschlägt, so sind Kosten von 24.850 Euro für einen Tannenbaum doch eher außergewöhnlich. Und, der Baum kam nicht aus dem eigenen Gemeindewald,  sondern aus dem Sauerland – was jetzt Naturschützern sauer aufstößt. Ob nun die vielen Christbaumspötter auch einen Schnaps erhalten? Liedgut? Trivial könnten wir dazu „Oh Tannenbaum, Oh Tannenbaum“ anstimmen, wir hätten aber auch wegen des alten Brauches noch das etwas seltener gespielte „Der Christbaum ist der schönste Baum, den wir auf Erden kennen“ – dafür gäbe es sicher einen Schnaps. Zur Beruhigung der Gemüter ließe sich auch noch hinzufügen: „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen,/ wie glänzt er festlich, lieb und mild,/ als spräch‘ er: ‚Wollt in mir erkennen / getreuer Hoffnung stilles Bild!

Teures Fest

Mit dem frohen Fest befasst sich ein eigener Artikel in der Börsen-Zeitung von Alexandra Baude: „Nicht mal an Weihnachten hat man seine Ruhe“ ist er überschrieben – wobei Ruhe und Weihnachten schon immer eher das Gegenteil eines Synonyms darstellten. Es geht aber darum, dass alles teurer wird, vor allem bei den Zutaten fürs Backen und Essen. Um 55,3 Prozent etwa hat sich Butter verteuert – und wer will schon mit Margarine backen? Nicht nur Backwaren, auch das klassische Essen, Würstchen mit Kartoffelsalat, hat sich verteuert, allein der beliebte Kartoffelsalat, mit Mayo im Norden oder Essig und Öl im Süden, kostet die Weihnachtsgemeinde im Durchschnitt 23,4 Prozent mehr. Wobei Frau Baude den Kartoffelpreisen nachspürt, die sich von Landstrich zu Landstrich deutlich unterscheiden – vielleicht sind dieses Jahr ja einmal Nudeln angesagt? Wollen wir hier tatsächlich zu „In der Weihnachtsbäckerei“ als Liedgut greifen?

Tragbar

Die taz rechnete künftigen Straßenklebern vor, was ihnen ihre Aktionen kosten könnten, außer verschmutzer Kleidung und Klebstoff: „Blockieren wird noch teurer“. Hier schlägt aber nicht die Inflation zu, auch wenn die Aktionen inflationär zunehmen. Berechnet werden auch nicht die Kosten der blockierten Autofahrer, also Nerven, Zeit und Benzin, sondern beispielsweise, was es an Geldstrafen wegen Nötigung zu berappen gilt. Wir wollen das hier nicht näher erläutern, interessant fanden wir, was seit Neuestem noch hinzukommt: Kosten fürs Wegtragen. Wir haben keine Ahnung, was römische Miet-Sänftenträger gekostet haben, wackere Polizeibeamte rufen jedenfalls 240 Euro für doch eher extrem kurze Strecken auf. Insofern haben wir unseren Gedanken, uns zu den Weihnachtseinkäufen tragen zu lassen, schnell wieder verworfen, das Taxi kommt deutlich billiger. Dazu fällt uns am ehesten das etwas kuriose Weihnachtslied von Johann Wolfgang von Goethe ein: „Die heiligen drei König mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern“!