Makro-Daten wichtiger als Notenbanksitzungen

Carsten Mumm, Privatbank DONNER & REUSCHEL
Carsten Mumm / Bild: Privatbank DONNER & REUSCHEL
Am Mittwoch wird die US-Notenbank Fed die Leitzinsen erwartungsgemäß um 0,50 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 4,25 und 4,50 Prozent anheben. Etwas mehr Überraschungspotenzial birgt die am Folgetag stattfindende EZB-Ratssitzung, bei der viele Beobachter von einem Zinsanstieg von 0,50 Prozentpunkten ausgehen. Allerdings würde sich mit einer erneuten Zinsanhebung um 75 Basispunkte etwas mehr Handlungsspielraum für das erste Quartal 2023 ergeben – mit der Option die Leitzinserhöhungspause etwas früher einzuläuten. Zumindest dürfte in diesem Fall über einen weitere Aufwertung des Euro der Inflationsdruck durch den Einkauf von in US-Dollar gehandelten Rohstoffen weiter abnehmen. Das tatsächliche Handeln der Notenbanken im neuen Jahr hängt aber insbesondere von der weiteren Inflations- aber auch Wachstumsdynamik ab.

Konzentration auf klassische Konjunkturindikatoren

Dazu wird es in dieser Woche einige relevante Veröffentlichungen geben, bspw. die US-Inflationsdaten für November, die mit 7,3 Prozent bzw. 6,1 Prozent für die Kernrate der Inflation erneut tiefer erwartet werden. Für die globale Konjunktur ist hingegen besonders die Situation in China relevant. Zwar wurden die coronabedingten Lockdowns in der vergangenen Woche etwas gelockert, da diese aber weiterhin umfassend sind, rechnen wir für November mit einem schwächeren Wachstum der Anlageinvestitionen und der Industrieproduktion sowie mit deutlich gesunkenen Einzelhandelsumsätzen. Darüber hinaus geben die Schnellschätzungen der Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Frankreich, die Eurozone und die USA einen Hinweis auf die jeweiligen, kurzfristig zu erwartenden Produktionsperspektiven. Aufgrund der zahlreichen inflationsdämpfenden Rezessionstendenzen und in der Annahme, dass ein drastischer Zinsanstieg im kommenden Jahr nicht erneut zu erwarten ist, sollten sich Anleger wieder auf klassische Konjunkturindikatoren fokussieren. Hieran ist eher erkennbar, wie stark die zu erwartenden Gewinnrevisionen im Zuge der ab Januar anstehenden Berichtssaison der Unternehmen ausfallen könnten.
Carsten Mumm ist Chefvolkswirt der Privatbank DONNER & REUSCHEL. Er ist verantwortlich für die Erstellung der Konjunktur- und Kapitalmarktprognosen sowie der kapitalmarktrelevanten Publikationen. Zuvor verantwortete er die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden, das Management von Spezial- und Publikumsfonds sowie die hauseigenen Research-Tätigkeiten. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplom-Volkswirt ist seit 1998 im Bereich Kapitalanlage beschäftigt. 2006 qualifizierte er sich zum Chartered Financial Analyst.