Deutsche Handelsbilanz bleibt (noch) positiv

Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz
Johannes Mayr / Bild: Eyb & Wallwitz
Die September-Daten zum Außenhandel unterstreichen, dass der Gegenwind für die deutsche Konjunktur erheblich ist. Ein geringerer Anstieg der Importpreise hat einen Rutsch der Handelsbilanz ins Defizit zunächst verhindert. Dennoch bleibt das bisherige Geschäftsmodell der Industrie mit günstiger Energie aus Russland und Produktions- und Absatzmärkten in Asien unter Druck.
Die Exporterlöse der deutschen Wirtschaft sind im September um 0,5 Prozent zum Vormonat gesunken. Dabei legte die Warenausfuhr in Länder außerhalb der EU um 1 Prozent zu. Vor allem der Handel mit den USA entwickelte sich positiv. Die Exporterlöse nach China sanken dagegen erneut um 2 Prozent. Die Importzahlungen sanken im September insgesamt um 2,3 Prozent. Verantwortlich für den Rückgang waren insbesondere moderatere Preissteigerungen durch die Korrektur der Energiepreise. Die Handelsbilanz behauptete sich deshalb im positiven Bereich. Der Wert der deutschen Warenexporte lag um 3,7 Mrd. Euro über dem Wert der Importe (kalender- und saisonbereinigt).

Ausblick: Anpassungsbedarf am deutschen Geschäftsmodell

Die September-Daten bestätigen, dass der Außenhandel die Konjunktur nicht mehr stützt. Denn das bisherige Geschäftsmodell der Industrie mit günstiger Energie aus Russland und Produktions- und Absatzmärkten in Asien kommt unter Druck. Das ist für Deutschland ein erhebliches Problem. Denn die Industrie steht mit gut 20 Prozent der Bruttowertschöpfung für einen besonders großen Teil der Wirtschaftsleistung. Eine Kehrtwende ist nicht in Sicht. Die globale Konjunktur dreht nach Süden und eine Lösung der Energiefrage ist derzeit nicht absehbar.
Dr. Johannes Mayr ist Chefvolkswirt der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH, einem der größten in Deutschland für die Finanzportfolioverwaltung zugelassenen unabhängigen Verwalter mit Sitz in München und Frankfurt.