7 Trends beflügeln asiatische Small Caps

Grace Yan, Nikko AM
Grace Yan / Bild: Nikko AM
Fast ein Jahrzehnt lang standen asiatische Small Caps im Schatten ihrer größeren Pendants. Wir haben sieben Entwicklungen identifiziert, die den Small Caps Auftrieb geben dürften:

1. Regulatorische Kehrtwende

Die behördliche Aufsicht über größere Unternehmen mit hohem Marktanteil oder beherrschender Stellung in Asien und weltweit wird strenger, insbesondere was den Datenschutz und restriktive Wettbewerbspraktiken angeht. Antimonopolgesetze sollen zu große Dominanz verhindern. So hat Südkorea als erstes Land ein so genanntes Anti-Google-Gesetz verabschiedet, das dem Suchmaschinenriesen verbietet, Anbietern von Inhalten seine Zahlungssysteme aufzuzwingen. Kleineren Unternehmen ermöglicht dies, direkt mit den Endnutzern zu verhandeln; sie stehen damit auf gleicher Ebene wie ihre größeren Konkurrenten.

2. ETFs verlagern Fokus auf Small Caps

Rund 39 Prozent des weltweit verwalteten Vermögens ist in passive Fonds mit Schwerpunkt auf Large Caps investiert, 33 Prozent in Small Caps. Bei den Schwellenländern entfallen sogar nur 13 Prozent auf kleinere Unternehmen. Dieses Ungleichgewicht hat die Kurse von Large Caps aufgebläht und ihre Aktienkurse im Zuge von Indexanpassungen volatiler gemacht. Dieser Druck dürfte sich als vorteilhaft für Small Caps erweisen. Die Kapriolen um die Gamestop-Aktie unterstreicht die Notwendigkeit für Anleger, ihre Investments auch jenseits der größten Indextitel aktiv zu streuen. Eine solche Verschiebung wäre für Small Caps von Vorteil.

3. Von der Kommerzialisierung zur Personalisierung

Als Reaktion auf den Trend zu mehr personalisierten Massenprodukten steigt die Nachfrage nach maßgeschneiderten und innovativen Erzeugnissen. Hier könnten kleinere Unternehmen glänzen, z.B. im Bereich neuer Technologien wie 3-D-Druck, der das Potenzial hat, mehrere Teilindustrien wie das Gesundheitswesen, das Industriedesign und die Fertigung umzugestalten. Derzeit gibt es in Asien fast 600 Unternehmen, die diese Technologie nutzen, 95 Prozent davon sind nicht-börsennotierte Start-ups.

4. Millennials und Generation Z als neue Säulen des Konsums

Millennials und die Generation Z werden als „digitale natives“ zur treibenden Kraft beim Konsum. Bis 2025 werden sie die Hälfte der Verbraucher im asiatisch-pazifischen Raum ausmachen. Diese Generation ist nicht nur mit dem Online-Konsum von Waren und Dienstleistungen vertraut, sondern achtet auch auf soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz sowie Einzigartigkeit und Personalisierung. Unternehmen mit Produkten, die dieser sich schnell verändernden Nachfrage gerecht werden, werden erfolgreich sein. Zu sehen ist dies bereits am Beispiel einiger Kosmetikmarken, wie etwa Yatsen Holding aus China oder Clio Cosmetics aus Südkorea. Beide Firmen sind wendig und flexibel und in der Lage, Trends zu erkennen und einzigartige Produkte auf den Markt zu bringen.

5. „Friendshoring“ aufgrund der Rivalität zwischen den USA und China

Die Besorgnis über die Datensicherheit und den Schutz der Privatsphäre führt zu wachsendem Protektionismus und verstärkter Lokalisierung. Der Trend zum Friendshoring, d. h. die Beschaffung von Materialien und die Fertigung in „befreundeten“ Ländern, unterstützt kleinere Unternehmen vor Ort. Umfangreiche Investitionen durch die USA und China dürften sich für Small Caps positiv auswirken, z.B. im politisch sensiblen Technologiebereich.

6. Die fünfte industrielle Revolution

Die nächste Stufe der industriellen Entwicklung basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data. Nirgendwo sind diese Möglichkeiten so zahlreich wie in China, wo drei Viertel der weltweiten KI-Patente angemeldet werden. Für Small Caps liegen in der Kommerzialisierung dieser Ideen eine große Chance. Regulatorisch stehen sie auf Augenhöhe mit großen Unternehmen, allerdings werden sie nicht durch Altsysteme oder alte Technologien eingeschränkt. Sie können daher intelligente Technologien nutzen und innovative, personalisierte Produkte anbieten – und das bei geringeren Kosten. Ein Beispiel ist das Modeunternehmen SHEIN, das sich mit niedrigen Kosten, Influencer-Marketing und Online-Bewertungen gegen größere Wettbewerber behauptet.

7. Impulse durch ethisches Investieren

Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Investments dürfte dazu führen, dass immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeitsgrundsätze befolgen. Dieser Trend scheint große Unternehmen zu begünstigen, die über große Budgets verfügen und einen besseren Zugang zu fachkundiger Beratung haben. Während einige größere Unternehmen jedoch unter Greenwashing-Verdacht geraten sind, haben kleinere Unternehmen bei der Anpassung an die sich verändernde ESG-Landschaft den Vorteil, näher an ihren Kunden zu sein und kürzere Wege in ihren Geschäfts- und Zulieferprozessen zu haben.
Zugleich können kleinere Unternehmen flexibler auf neue Geschäftsmöglichkeiten reagieren. Beispiel CTCI Corp, ein Anbieter von Ingenieur- und Baudienstleistungen in Taiwan: Das Unternehmen orientierte sich frühzeitig hin zu umweltfreundlichen Energiequellen, erkannte die Notwendigkeit, bestehende Anlagen umzurüsten, um die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, sowie die wachsende Nachfrage nach neuen Anlagen aus klimafreundlichen Materialien. Heute entfallen bereits über 70 Prozent des Auftragsbestands auf Projekte in den Bereichen grüne Energie, geringer Kohlenstoffausstoß und Umweltschutz.
Abgesehen von diesen Trends bietet ein Engagement in Small Caps Anlegern zusätzliche Chancen bei breiterer Risikostreuung.
Grace Yan ist Senior Portfolio Managerin für asiatische Aktien bei Nikko Asset Management.

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