Dividendenaristokraten unter Druck

Werner W. Rehmet, MyDividends
Werner W. Rehmet / Bild: MyDividends
In unsicheren Börsenphasen stellen Dividendenwerte oftmals einen Stabilitätsfaktor im Portfolio dar. Dies liegt an den stetigen Einnahmen, die generiert und an die Aktionäre ausgekehrt werden. Aber auch Dividendenaristokraten unterliegen Kursschwankungen.
Dividendenaristokraten sind Unternehmen, die seit mindestens 25 Jahren in Folge ununterbrochen ihre Dividende erhöht haben. Der Begriff ist insbesondere in den USA sehr populär. Es gibt derzeit rund 65 Unternehmen aus dem S&P 500-Index (Stand Juni 2022), die diese Vorgaben erfüllen. In Europa sind „reinrassige Dividendenaristokraten“ leider recht selten zu finden. Ganz zu schweigen von Deutschland, wo sich mit Fresenius und der Dialysetochter Fresenius Medical Care nur zwei Firmen tummeln, die die Kriterien eines Dividendenaristokraten erfüllen. Allerdings ist die Kursentwicklung bei beiden Werten sehr enttäuschend. Aber auch bei vielen amerikanischen Dividendenaristokraten brauchen Investoren im Moment gute Nerven. Dies gilt insbesondere für konjunktursensible Titel.

Aktienkurs von 3M unter Druck

Der amerikanische Industriekonzern 3M gab im Februar 2022 die 64. jährliche Dividendenanhebung in ununterbrochener Folge bekannt. Das Unternehmen aus St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota zahlt seit über 100 Jahren ununterbrochen eine Dividende an seine Aktionäre. Die aktuelle Dividendenrendite liegt beim derzeitigen Börsenkurs von 113 US-Dollar bei 5,27 Prozent. Die Aktie stand in den letzten Monaten angesichts konjunktureller Sorgen in den USA unter Druck. Hinzu kommt eine milliardenschwere Schadenersatzklage bei einer Tochterfirma. Seit Jahresbeginn 2022 summiert sich das aktuelle Minus auf rund 36 Prozent. Vom Allzeithoch bei knapp 260 US-Dollar Anfang 2018 hat sich der Wert bis heute mehr als halbiert.

Die Geschichte von 3M startete im Jahr 1902, als die Minnesota Mining and Manufacturing Company gegründet wurde. Heute hat der Konzern mehr als 60.000 Produkte im Portfolio. Zu den Kernprodukten des Mischkonzerns zählen die Marken Post-It und Scotch. Auch Atemschutzmasken befinden sich im Portfolio. Die Aktie ist im Dow-Jones-Index gelistet.

Die Prognosen für das Jahr 2022 wurden zuletzt gesenkt. Dies liegt am makroökonomischen Umfeld, aber auch am starken US-Dollar. Für das Gesamtjahr 2022 erwartete 3M zuletzt einen Umsatzrückgang um 0,5 bis 2,5 Prozent. Organisch soll der Umsatz zwischen 1,5 und 3,5 Prozent zulegen. Beim Gewinn je Aktie auf bereinigter Basis werden 10,30 bis 10,80 US-Dollar (zuvor: 10,75 bis 11,25 US-Dollar) erwartet. Aktuell plant 3M, den Geschäftsbereich Health Care als eigenständige Gesellschaft an die Börse zu bringen.

Nike vor den Zahlen im Blickpunkt

Die Aktie des amerikanischen Sportartikelanbieters Nike weist seit Jahresbeginn 2022 an der Wall Street ein Kursminus von rund 42 Prozent auf. Neben den allgemeinen schwierigen Marktbedingungen kämpft Nike auch mit dem starken US-Dollar sowie anhaltenden Lieferkettenproblemen. Nike wurde zuletzt vorsichtiger. So erwartet Nike im laufenden Geschäftsjahr nur noch einen einstelligen Zuwachs bei Umsatz und Gewinn. Analysten sind sich uneins über die weitere Entwicklung. Während die Schweizer Großbank UBS die Einstufung vor den Zahlen zum ersten Geschäftsquartal auf "Buy" und einem Kursziel von 156 US-Dollar belassen hatte, stufte die britische Investmentbank Barclays Nike von "Overweight" auf "Equal Weight" herab und senkte das Kursziel von 125 auf 110 US-Dollar. Auch die Deutsche Bank senkte das Kursziel von 130,00 auf 123,00 US-Dollar, stuft den Wert aber weiterhin mit "Buy" ein. Die Zahlen zum ersten Quartal 2023 werden am 29. September veröffentlicht.
 
Nike mit Firmensitz in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon wurde 1972 gegründet. Im November 2021 steigerte der Dow Jones-Wert die Quartalsdividende um 11 Prozent. 1984 zahlten die Amerikaner noch 1 US-Cent Dividende je Quartal aus. Seitdem wurde die Ausschüttung kontinuierlich erhöht, die letzten 20 Jahre in ununterbrochener Folge. Damit ist Nike auf dem Weg zum Dividendenaristokraten.

Starke Kursverluste bei Stanley Black & Decker

Einen Rückgang um fast 60 Prozent auf Jahressicht und in US-Dollar gerechnet müssen aktuell die Investoren des amerikanischen Industriekonzerns Stanley Black & Decker verkraften. Für große Enttäuschung bei den Investoren sorgte die deutliche Reduzierung der Jahresprognose. So wurde Ende Juli bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal der Ausblick für den Gewinn auf bereinigter Basis im Gesamtjahr 2022 deutlich auf 5 bis 6 US-Dollar je Aktie von zuvor erwarteten 9,50 bis 10,50 US-Dollar gesenkt. Im Februar lag die Erwartung noch bei 12 bis 12,50 US-Dollar. Nun sollen die Kosten in den nächsten drei Jahren um 2 Mrd. US-Dollar reduziert werden.  

Der Konzern beschäftigt über 60.000 Mitarbeiter und ist in den Bereichen Werkzeuge und Sicherheitstechnik tätig. Das heutige Unternehmen entstand im November 2009, als Stanley Works die Übernahme des amerikanischen Werkzeughersteller Black & Decker bekannt gab.

Stanley Black & Decker erhöhte im Juli 2022 seine Quartalsdividende im Vergleich zum Vorquartal um knapp 1,3 Prozent auf 80 US-Cents. In den letzten 55 Jahren wurde die Ausschüttung jedes Jahr erhöht. Der Konzern aus New Britain in Connecticut startete 1877 mit der Ausschüttung einer Dividende. Seitdem wurden 145 Jahre ununterbrochen Zahlungen an die Aktionäre geleistet. Nach Firmenangaben ist dies Rekord unter den Industriekonzernen an der Wall Street.
Werner W. Rehmet ist der Gründer und Herausgeber von MyDividends. Nach seinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium durchlief er mehrere Stationen bei renommierten Bankhäusern. In langjährigen Aufenthalten an der Wall Street und an wichtigen Finanzzentren wie Zürich setzte er sich intensiv mit verschiedenen Börsenthemen auseinander. Hier folgten auch erste Medienauftritte und Publikationen zu zahlreichen Börsenthemen. Seine umfangreichen Kenntnisse im Börsengeschäft führten schließlich zur Gründung der Börsenplattform MyDividends.de, die sich ausschließlich dem Thema Dividenden widmet, unter dem Motto „der Ertrag zählt“.
Hinweis: Werner W. Rehmet kann Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen halten und somit kann ein möglicher Interessenskonflikt bestehen.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

UBS Group N 10,44 N.A.
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UC S&P 500 4.998,76 N.A.
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