Aktienrückkäufe jetzt, Investitionen später

Naoki Kamiyama, Nikko AM
Naoki Kamiyama / Bild: Nikko AM
Die Aktienrückkäufe japanischer Unternehmen könnten im Finanzjahr bis März 2023 ein Rekordhoch erreichen. Hinter dieser Entwicklung stehen solide Unternehmensgewinne, dank derer Japans Firmen in den vergangenen Jahren sowohl die Rückkäufe als auch ihre Dividendenzahlungen stetig erhöhen konnten. Die Gewinne haben sich rasch von den pandemiebedingten Schocks erholt. Dabei wussten nicht alle Unternehmen zu überzeugen, aber die von der Auslandsnachfrage angetriebenen Exporte haben die Gesamterträge stabilisiert, auch wenn die Inlandsnachfrage zuweilen lahmt.

Spielraum für Verbesserungen

Angesichts steigender Aktienrückkäufe und Dividenden könnte der Eindruck entstehen, dass Japans Unternehmen sich für die Renditen ihrer Aktionäre begeistern. Zu bedenken ist jedoch, dass es für Unternehmen sinnvoll ist, Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen zu erhöhen, wenn sie ihre Gewinne erheblich steigern. Was die Aktionärsrenditen angeht, scheinen die Unternehmen zwar gewillter als früher, aber es gibt noch Spielraum für Verbesserungen. Die zunehmende Betonung der Corporate Governance, die die Auflösung von Überkreuzbeteiligungen gefördert hat, hat auch dazu beigetragen, den Rückkauf von Aktien anzukurbeln. In dem Maße, wie Überkreuzbeteiligungen aufgelöst werden, ist der Rückkauf von Aktien für die Unternehmen zu einer Methode geworden, die Menge eigener Aktien am Markt zu begrenzen und damit das Risiko einer Einflussnahme durch bestimmte Käufer zu verringern.

Verbesserung der Kapitaleffizienz

Da es an machbaren Investitionen, Fusionen und Übernahmen mangelt, verfügen die Unternehmen über reichlich liquide Mittel. Firmen, die diese nicht halten, sondern für Aktienrückkäufe verwenden, nutzen damit eine Möglichkeit zur Verbesserung ihrer Kapitaleffizienz. Ganz unabhängig von der dahinter stehenden Absicht scheinen Aktienrückkäufe den japanischen Aktienmarkt insgesamt zu stützen. Im Idealfall zwingt der Wettbewerb die Unternehmen, ihre Barmittel sinnvoll zu investieren. Das ist zwar mit mehr Risiko verbunden, kann aber auch höhere Renditen bringen als Aktienrückkäufe. Bevor dies geschieht, muss sich jedoch erst einmal die Inlandsnachfrage von den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie erholen.
Naoki Kamiyama ist Chief Strategist bei Nikko Asset Management