Mal angenommen, wir lebten in einer perfekten Welt. Eine Welt in der alles und jeder fair miteinander umgeht, jeder sein Bestes gibt und sich jeder ehrlich füreinander freut. Sogar für die Konkurrenz. Mal angenommen, das Modell der perfekten Markttransparenz und somit der vollkommenen Konkurrenz wäre Realität. Ein jedes Unternehmen berichtet und informiert jeden, den es interessiert zu 100 Prozent wahrheitsgetreu über seine Güter oder Dienstleistungen, deren Preis, Qualität und weiteren Konditionen. Wie viel sicherer, einfacher und günstiger wäre so eine Welt.

Lügen haben kurze Beine

Die Informationen zu den aktuellen Geschehnissen und Skandalen bei VW, ADAC und anderen großen Konzernen kommen uns langsam aus den Ohren heraus. Eigentlich ist es doch allen klar. Irgendeine Leiche hat jeder im Keller. Die Frage ist nie: »Wird die Bombe platzen?«, sondern »WANN platzt sie?«. Ich möchte nicht alle Konzerne, KMUs, Einzelhändler und weitere Gewerbe-Formen über einen Kamm scheren. Jeder muss für sich selbst wissen, was er tut. Und es mit seinem Gewissen vereinbaren.

Was du nicht willst, das man dir tut…

Was soll man aber von solchen Unternehmen, genauer gesagt, deren Personalverantwortlichen, halten, die vorsätzlich auf das »betrügerische« Pferd setzen? Ich spreche von den Ergebnissen einer aktuellen US-Studie, die der Lehrstuhl für Rechnungslegung der Universität von South Carolina veröffentlicht hat. Darin gingen die Forscher der Frage nach, ob Unternehmen ganz bewusst Buchhalter und Rechnungsleger einstellen, die potenzielle Bilanzfälscher sind. Die Wahl der Recruiter im Experiment fiel zur großen Mehrheit auf denjenigen der beiden Bewerber – beide hatten die gleiche Arbeitserfahrung sowie Qualifikationen – der von seiner ergebnisorientierten Persönlichkeit her eher auch mal dazu bereit ist, Regeln geschickt zu »umschiffen«. Dem Bewerber traute man also zu, Bilanzen so zu glätten, dass am Ende die gewünschten Zahlen vorgelegt werden können.

Überraschung sieht anders aus

Die Studienautoren hatten solch ein Ergebnis schon fast erwartet. Überrascht, wenn nicht geschockt, waren sie aber über die erschreckend hohe Mehrheit derjenigen Recruiter, die nach diesem Beuteschema tatsächlich auch einstellten.
 
Ein mutiges Zitat eines Autors lässt vermuten, dass seiner Meinung nach stärkere Kontrollen und Strafen keine Veränderung hervorbringen würden. Allein die Unternehmenskultur könnte solche Einstellungen ausmerzen.
 
Niemand hat diesen Aufruf zur ehrlichen Unternehmensführung besser in Worte gefasst, als Thomas Mann. Denn schon sein Protagonist, Johann Buddenbrook, schärfte seinem Sohn und Unternehmensnachfolger Thomas ein: »Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tag, aber mache nur solche, daß wir bei Nacht ruhig schlafen können«. In diesem Sinne – Geruhen Sie wohl! Sie haben es in der Hand.
Studentische Profis
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) im idyllischen Ravensburg bietet mit einem voll ausgestatteten Fernseh- und Hörfunkstudio optimale Möglichkeiten, um praxisnah und berufsbegleitend zu studieren. Im Wintersemester 2015/2016 besuchten die Studentinnen und Studenten im Studiengang »Medien- und Kommunikationswirtschaft/Unternehmenskommunikation und Journalismus« den Kursus »Investor Relations/Börsen-Kommunikation«. Kursleiter Ulrich Kirstein, Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München, gab den Kursteilnehmern die Aufgabe, Artikel für Südseiten zum Thema »Transparenz« zu verfassen. Dabei kamen höchst unterschiedliche Beiträge zusammen - Vorgaben gab es nicht.
Die Studentinnen und Studenten sind, wenn sie nicht in Ravensburg studieren, bei Unternehmen, Pressebüros oder Verlagen tätig. Die Artikel, die mal optimistischer, mal pessimistischer gehalten sind, werden in unregelmäßigen Abständen in den nächsten Wochen auf Südseiten.de veröffentlicht.