Robert Ertl / Bild: Freund
Dax-Rekord: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche überwiegend zugelegt. In der ersten Wochenhälfte zeigten sich die Märkte allerdings eher verhalten, die Indexausschläge hielte sich in engen Grenzen. Damit trotzten die hiesigen Börsen zwar einigen enttäuschend ausgefallenen Konjunkturdaten aus der Eurozone, den USA und China, kamen aber auch nicht vom Fleck. Bewegung in das Geschehen brachten Hoffnungen, dass sich in den USA Demokraten und Republikaner auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen und damit die drohende Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung vermeiden könnten. Ein Scheitern könnte die wirtschaftliche Entwicklung weltweit belasten. Am Freitag bremsten zwar Nachrichten, wonach die Republikaner Verhandlungen verlassen hätten, die Zuversicht, der Schwung bis dahin reichte aber für Wochengewinne aus.
Dax erreicht (kurzfristig) neuen Rekordstand
Der
Deutsche Aktienindex (Dax) markierte am vergangenen Freitag im Handelsverlauf mit knapp 16.332 Zählern einen neuen Rekordstand, bevor er den Handel bei 16.275,38 Punkten beendete. Im Wochenvergleich war dies ein Plus von 2,3 Prozent. Der
MDax legte um 1,1 Prozent auf 27.639,03 Zähler zu. Der
TecDax gewann 2,2 Prozent auf 3.286,40 Punkten. Der
m:access All-Share verlor dagegen 6,5 Prozent auf 1.653,06 Zähler. Hier belastete unter anderem ein Kurseinbruch um 23,7 Prozent auf Wochensicht bei
Stern Immobilien. Das Immobilienunternehmen hatte mitgeteilt, eine geplante Anleiheemission nicht durchzuführen.
Im Dax wurde die Liste der Wochengewinner von
Siemens Energy mit einem Kursgewinn von 8,5 Prozent angeführt. Der Energietechnikkonzern hatte Anleger wie Analysten mit seinen Quartalszahlen überzeugt. Die Titel von
Siemens verteuerten sich um 6,4 Prozent, das Unternehmen hat seine Prognosen zum zweiten Mal im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 angehoben. Im MDax sackte der Kurs von
Puma um 9,1 Prozent ab, hier wirkte sich eine gesenkte Jahresprognose der US-Sportschuhkette
Foot Locker negativ aus.
Erhielt aufgrund der vorgelegten Quartalszahlen kräftigen Rückenwind in der vergangenen Handelswoche: Siemens Energy.
Anleihen: Kurse gaben nach
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche deutlich nachgegeben. In erster Linie belastete die Spekulation über eine baldige Einigung im Streit um die Schuldenobergrenze in den USA die als sicher geltenden Anleihen. Einige enttäuschend ausgefallene Konjunkturdaten wirkten sich dagegen kaum positiv auf die Notierungen der Bundespapiere aus. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,27 auf 2,46 Prozent an. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,25 auf 2,47 Prozent.
USA: Mit Auftrieb
An den US-Aktienbörsen ist es in der vergangenen Woche aufwärts gegangen. Vor allem die zeitweilige Zuversicht der Anleger, der Schuldenstreit könne zeitnah beigelegt und eine Zahlungsunfähigkeit vermieden werden, sorgte für Auftrieb bei den Kursen. Der
Dow-Jones-Index verbesserte sich im Wochenvergleich um 0,4 Prozent auf 33.426,63 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500-Index legte um 1,6 Prozent zu auf 4.191,98 Zähler. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index gewann 3,5 Prozent auf 13.803,49 Punkte.
Ausblick: Streit um die Schuldengrenze bleibt Thema Nummer 1
Auch nach dem Rekordhoch des Dax und seinem lang erwarteten Ausbruch über die Grenze von 16.000 Punkten geben sich viele professionelle Beobachter zurückhaltend, was die Entwicklung an den deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche betrifft. Einigkeit besteht dahingehend, dass der Streit um die Schuldengrenze in den USA Top-Thema an den Märkten bleiben dürfte. Zuletzt hatten Hoffnungen auf eine Einigung die Kurse deutlich getrieben, bevor Nachrichten, die Republikaner hätten die Verhandlungen verlassen, die Stimmung spürbar dämpfte. Sollte es in den kommenden Tagen zu einer Lösung kommen, so dürfte dies für merkliche Erleichterung der Marktteilnehmer sorgen. Allerdings dürfte eine Einigung weitgehend eingepreist sein, so dass abzuwarten bleibt, ob eine solche zu merklichem Auftrieb bei den Kursen führen würde. Dagegen dürfte sich ein Scheitern deutlich bemerkbar machen.
Auch neben dem Schuldenstreit bleiben etliche gewichtige Belastungsfaktoren für die Märkte erhalten. Zuallererst natürlich die weiterhin sehr hohe Inflation und die damit einhergehende straffere Geldpolitik, zum anderen aber auch die Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung.
Hochkarätige Veröffentlichungen zur Konjunktur erwartet
Hinsichtlich beider letztgenannten Punkte könnten die anstehenden Wirtschaftstermine neue Impulse liefern. Mit Blick auf die Geldpolitik steht dabei das Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank im Fokus. In Sachen konjunktureller Entwicklung wiederum ist der Terminkalender dicht mit hochkarätigen Veröffentlichungen gespickt. Die reichen von Einkaufsmanagerindizes und dem Ifo-Geschäftsklima über das Bruttoinlandsprodukt der USA und Deutschlands bis zu den Konsumausgaben in den USA. Flankiert werden diese Zahlen von Daten zum US-Immobilienmarkt.
In Sachen Unternehmensnachrichten wird es dagegen ruhiger, die Berichtssaison geht über in die Zeit der Hauptversammlungen. Zu den wenigen Unternehmen, die in den kommenden Tagen noch Zahlen vorlegen, zählt
ProSieben SAT.1.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 22.05.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der chinesischen Notenbank
Dienstag, 23.05.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P Global PMI Gesamtindex (USA); Verkäufe neuer Häuser in den USA
Mittwoch, 24.05.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank
Donnerstag, 25.05.: Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex (USA); Schwebende Hausverkäufe in den USA
Freitag, 26.05.: Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA)