Oliver Stoll: Finanzausdauer. Mit Opas Tipps zum Geld wirst Du entspannt zum Rentenheld

Eine Rezension von Ulrich Kirstein
Bild: Cover
Im Vorwort führt der Oliver Stoll, Diplom-Ingenieur und Betriebswirt, selbstbewusst aus, warum die Inhalte seines Buches „sehr wertvoll“ sind und kommt dabei auf immerhin 16 Punkte. Diese reichen von Du willst dein Geld möglichst langfristig (+10 Jahre) investieren und dabei ruhig schlafen können über Du willst auch im Rentenalter deine Kinder, Enkel und Angehörigen unterstützen können bis zu Du hast keine Lust, dich ständig über Finanzen informieren zu müssen, verspürst aber dennoch den Wunsch, dein Geld nicht ohne Weiteres auf dem Konto „verhungern“ zu lassen. Nun denn, da waren wir gespannt.

Opa Helmut

Bevor es zur Sache geht wird uns jedoch Helmut, der Opa des 13jährigen Max, den er in mehreren Gesprächsrunden über das Thema Geldanlage aufklärt, näher vorgestellt: rüstig und weitgereist, der mit seiner Frau auch mal gerne Essen geht und der auch mal Neues ausprobiert, wie etwa eine Bambusschaukel ohne eine einzige Schraube zu bauen, was er beim Trekking in Nepal kennengelernt habe. Ein idealer Vorzeige-Opa also mit viel Zeit für seinen Enkel und einer Frau, die ihrer Rolle gemäß gut kochen und backen kann. Wir wollen nicht mäkeln über den CO2-Ausstoß des reisefreudigen Opa Helmut, nur konstruierten auch unsere Urgroßväter Schränke ohne eine einzige Schraube, ohne dafür je in Nepal gewesen zu sein…

Ein- und Ausgaben

Aber genug der Vorrede, schließlich geht es darum, warum Opa Helmut (und Oma) so gut leben können – die staatliche Rente reicht dazu nicht aus, das hat Max in der Schule gelernt. Es geht um die einfachen Gesetze des Geldes und Opa Helmut erklärt es Max anhand eines bekannten Statements von Henry Ford: Reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt. Klingt einfach, aber das Problem dabei bringt der Satz von C. Northcote Parkinson auf den Punkt: Ausgaben steigen stets bis an die Grenzen des Einkommens. Wer kennt das nicht, jede Gehaltserhöhung oder Gratifikation versinkt im Meer der zusätzlichen Wünsche und Ausgaben und erhöht nicht unsere Ersparnisse. Und was Mäxchen anhand seines Taschengelds nicht lernt, lernt Max nimmermehr, könnte man hinzufügen.

Lehrer und Aktien

Weiter geht es mit neun Puzzleteilen, die vom Zinseszinseffekt – dem achten Weltwunder – über Aktien, Kosten fressen Rendite bis hin zu Ausdauer schlägt Risiko und Wir werden immer älter reichen. Besonders konzentriert haben wir uns auf das Kapitel „Aktien“ gestürzt, wir geben es zu. Dass der wahrscheinlich beamtete Lehrer Max vor Aktien warnt, die er als „reine Zockerei“ abtut, dürfte leider der Realität entsprechen. Gut, dass Opa Helmut seinen Enkel aufklärt. Als Aktionär sei er an einem Unternehmen beteiligt und es komme eher selten vor, dass die Investition voll abgeschrieben werden muss. Von Zocken kann also keine Rede sein. Und auf Maxens Frage, ob er sich nun an jedem Unternehmen beteiligen kann, antwortet Opa, bei allen bekannten wohl schon, wobei ihm neben Coca-Cola, Allianz und Adidas auch Aldi entschlüpft – da dürfte es allerdings schwierig sein, Aktien zu erwerben, zumindest uns ist kein Börsengang von Aldi Nord oder Süd bekannt, aber das kann ja noch kommen, würde uns freuen.

Passiv oder aktiv

Auch über das Problem des richtigen Timings klärt Opa Helmut Max und uns auf, dass es unmöglich sei, Aktien immer ausgerechnet dann zu kaufen, wenn sie am niedrigsten stehen, und zu verkaufen, wenn sie Höchstkurse erzielen, eher neigt man dazu, zu früh zu verkaufen und zu spät zu kaufen, wir kennen das Problem nur zu gut. Werfen wir noch kurz ein Auge auf das folgende Kapitel, das sich unter Suche nicht die Nadel im Heuhaufen mit der Auswahl von Aktien befasst. Opas Empfehlung: Sich nicht in Einzeltitel zu verlieren, weil das Privatanleger überfordere, aber was dann? Investieren in Fonds oder ETFs selbstverständlich, nicht die Nadel im Heuhaufen suchen, sondern den Heuhaufen kaufen, so die Devise, wobei die aktiv gemanagten Fonds eher schlecht wegkommen beim Autor, weil nur 1 von 10 Managern die Marktrendite eines vergleichbaren Indizes übertrifft. Und dann wären da noch die Kosten Besser also passiv investieren.

Lesen oder Vorlesen

Ob Kids nach der Lektüre des Buches zumindest Teile ihres Taschengeldes in ETFs stecken, bleibt zu wünschen, vielleicht sollte es eher die Generation Opa Helmut lesen und den Enkeln ein Depot einrichten. Wir wollen wir es damit bewenden lassen, ein wenig „Ausdauer“ ist auch beim Lesen der Finanzausdauer gefragt, denn die Gespräche beim Großvater ziehen sich ein bisschen und die Spannung hält sich eher in Grenzen. Vielleicht eher zum Vor- oder gemeinsamen Lesen geeignet. Auflockernd wirken die zwanzig vom Verfasser selbst gezeichneten Abbildungen, die von Ferne an Gregs Tagebücher erinnern, die bei Kids ja groß im Kurs stehen.mit
 
Die Gestaltung, zumindest der broschürten Ausgabe, die uns vorlag, erinnert eher an Book-on-Demand, was die Leselust ein wenig eindämmt – aber es kommt ja auf den Inhalt an.
Finanzausdauer - Spielerisch mit Hilfe von Bildern und Zitaten verstehen, wie einfach das Thema Geldanlage doch eigentlich ist
Mit Opas Tipps zum Geld wirst du entspannt zum Rentenheld - Mehr Klarheit im Finanzdschungel für dich und deine Kinder
Hamburg 2021
156 Seiten, 18,99 Euro (Hardcover), 11,99 Euro (broschiert)