Wieder aufwärts: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche wie schon zuletzt geschwankt, dabei aber dieses Mal zugelegt. Die Hauptverantwortung dafür trug die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) beziehungsweise die Interpretation der begleitenden EZB-Äußerungen durch die Anleger. Hier hatte sich erst einmal die Ansicht breit gemacht, die Leitzinsanhebung von vergangener Woche sei wahrscheinlich die letzte im Zinserhöhungszyklus gewesen. Allerdings ließen sich bereits am Freitag auch skeptischere Stimmen vernehmen, die vor zu großem Optimismus in Bezug auf das Erreichen eines „Zinsplateaus“ warnten. Aus den USA kamen gemischte Konjunkturnachrichten, die in Summe die Marktteilnehmer nicht von einem Ende der dortigen Zinserhöhungen überzeugten.
Dax-Familie im Aufwärtsmodus
Der
Deutsche Aktienindex (Dax) legte im Wochenvergleich um 1,0 Prozent zu auf 15.893,53 Punkte. Der
MDax erhöhte sich um 0,9 Prozent auf 27.316,05 Zähler. Der
TecDax verbesserte sich um 0,7 Prozent auf 3.111,68 Punkte. Der
m:access All-Share stieg um 1,0 Prozent auf 1.466,49 Zähler.
Einen Kurssprung um 7,5 Prozent vollführten die Titel der
Commerzbank, die damit die größten Wochengewinner im Dax waren und einen guten Teil ihrer Vorwochenverluste wieder wettmachten. Bankentitel waren sowohl vor als auch nach der Entscheidung der EZB stark gefragt, der Kurs der
Deutschen Bank zog trotz der Negativberichte in Bezug auf die Unternehmenstochter Postbank um 6,6 Prozent an. Ein Minus von 19,0 Prozent mussten die Anleger dagegen bei
MTU Aero Engines hinnehmen. Ursächlich hierfür war ein großer Rückruf von
Airbus-Triebwerken, an denen MTU beteiligt ist. Der Triebwerkhersteller hatte daraufhin die eigene Umsatz- und Gewinnprognose für 2023 unter Vorbehalt gestellt, am vergangenen Mittwoch dann aber erklärt, an seinen Jahreszielen festzuhalten. Im MDax setzten die Titel von
HelloFresh ihre jüngste Erholungsrally fort und kletterten um 15,8 Prozent. Hier trieben unter anderem positive Analystenstimmen. Der Kurs von
Nordex sprang nach der Ankündigung eines Pakets zur Windkraft-Förderung in Europa durch die EU-Kommission um 12,3 Prozent nach oben, im Dax legten die Papiere von
Siemens Energy um 5,8 Prozent zu.
Insbesondere Bankentitel waren vergangene Woche auf der Gewinnerseite, die Spitze bei den Kurszuwächsen im Dax belegte dabei die Commerzbank.
Anleihen: Kurse gaben nach
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche erneut nachgegeben. Zwar erholten sich die Notierungen der Bundespapiere direkt nach der EZB-Entscheidung kurzzeitig etwas, als das Gros der Marktteilnehmer davon ausging, dass der Zinsgipfel in der Eurozone nunmehr erreicht sei. Nachdem diese allgemeine Einschätzung bereits am Folgetag wieder ins Wanken geriet, ging es auch mit den Kursen der Bundestitel wieder abwärts. In der Folge erhöhte sich die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe im Wochenvergleich von 2,59 auf 2,67 Prozent. Die Umlaufrendite stieg von 2,65 auf 2,68 Prozent.
USA: Zinssensible Technologiewerte unter Druck
Die US-Aktienbörsen haben die vergangene Handelswoche uneinheitlich beendet. Hintergrund waren hier einige stark ausgefallene Wirtschaftsdaten, die die Sorgen vor weiteren Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed schürten. Hierunter litten besonders die zinssensiblen Technologierwerte. Der
Dow-Jones-Index rückte im Wochenvergleich um 0,1 Prozent vor auf 34.618,24 Punkte. Der breiter gefasste
S&P-500-Index gab dagegen 0,2 Prozent ab auf 4.450,32 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index sank um 0,5 Prozent auf 15.202,40 Punkte.
Ausblick: Geldpolitik bleibt bestimmend
Auch in der aktuellen Woche dürfte die Stimmung an den deutschen Aktienbörsen vor allem von der Geldpolitik beeinflusst werden. Nachdem in der Vorwoche die anfängliche Gewissheit, die EZB sei am Ende ihres Zinserhöhungszyklus angelangt, rasch zu bröckeln begann, dürften die Anleger nun auf die Entscheidung der Fed warten. Das Gros der Beobachter geht dabei davon aus, dass die US-Notenbank abwarten und die Zinsen unverändert belassen werde. Sollte dem so kommen, dürfte der Kommentar der Fed zur Entscheidung umso wichtiger werden, erhoffen sich die Marktteilnehmer hier doch Hinweise darauf, wie es weitergeht. Sollte die Fed die Märkte allerdings mit ihrer Entscheidung überraschen, so dürfte sich das spürbar in den Kursen widerspiegeln. Neben der Fed entscheiden in den kommenden Tagen zudem noch die Bank of England, die Bank of Japan, die schweizerische und die chinesische Notenbank über ihre jeweiligen Zinsen. Dabei könnten die beiden erstgenannten auch die Stimmung der hiesigen Anleger beeinflussen.
Einfluss der Konjunktur nimmt wieder zu
Trotz der aktuellen (und schon lange bestehenden) Dominanz des Themas Geldpolitik an den Aktienbörsen rechnen einige Analysten damit, dass der Einfluss der konjunkturellen Entwicklung kurzfristig wieder zunehmen könnte. Diesbezüglich stehen einige hochkarätigen Veröffentlichungen an, zu den wichtigsten zählen dabei die Einkaufsmanagerindizes für die USA und die Eurozone. Für letztere erwarten Experten eine Bestätigung des zuletzt öfters gesehenen Rezessions-Szenarios. Neue Preisdaten aus der Eurozone dürften wiederum in Hinblick auf das weitere Vorgehen der EZB interessieren.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 18.09.: Immobilienmarktindex der National Association of Home Builders (USA)
Dienstag, 19.09.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Baubeginne und -genehmigungen in den USA
Mittwoch, 20.09.: Erzeugerpreise in Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Zinssatzentscheidung der chinesischen Notenbank
Donnerstag, 21.09.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Verkäufe bestehender Häuser in den USA; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England
Freitag, 22.09.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P Global PMI Gesamtindex für die USA; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan