Ulrich Meixner, Börse München / Bild: BBAG/Killius
In Sachen Volatilität braucht sich das zweite Quartal nicht hinter dem ersten zu verstecken. Weiterhin waren starke Nerven bei den Anlegern gefragt. Dabei waren es weniger ökonomische Gründe als vielmehr politische, die die Anleger unter Dauerstress setzten. Der Handelsstreit zwischen Donald Trump und China sowie zwischen Trump und der EU beispielsweise mit möglichen Auswirkungen auf für das Exportland Deutschland wichtige Branchen. Und gegen Ende des Quartals kam noch der sich fast zur Regierungskrise ausweitende Streit zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Innenminister Horst Seehofer über die Flüchtlingspolitik hinzu. Wie haben die Anleger an der Börse München darauf reagiert? Stockten sie den Anteil an ausländischen Werten noch weiter auf? Im ersten Quartal hatten es ja erstmals drei ausländische Titel unter die meistgehandelten zehn und weitere drei unter die ersten zwanzig geschafft.
Tatsächlich verlief der Trend gegenläufig, die Anleger investierten vermehrt in inländische Titel. Das mag darin begründet sein, dass hier ein großer Börsengang stattfand und ein Unternehmen sich glänzend entwickelte: So schaffte es
Siemens Healthineers, erst Mitte März an die Börse gegangen, auf Anhieb auf Platz 19. Und erstmals fand sich auch
Wirecard unter den ersten zwanzig, sogar auf Platz 8. Wie im ersten Quartal auch gelang es
Amazon (Rang 7),
Netflix (Rang 9),
Tencent (Rang 11) und - gerade noch -
Apple (Rang 20) unter die ersten zwanzig Titel zu kommen. Raus fielen damit
Samsung und
Nestle, die im ersten Quartal auf Platz 19 und 20 lagen.
Der Firmensitz des Payment-Anbieters Wirecard in Aschheim.
Die meistgehandelte Aktie war im zweiten Quartal wie im ersten die
Allianz SE, auf Platz zwei hat sich dieses Mal jedoch
SAP vorgeschoben, gefolgt von
Siemens,
Daimler und
BASF. Neben weiteren typischen DAX-Titeln wie
Deutsche Post,
Münchener Rück,
Adidas,
RWE,
Deutsche Bank,
Deutsche Telekom und
Bayer hat sich auch
Osram Licht unter die ersten zwanzig geschoben. Angesichts des Kursverlaufs dürften da jedoch die Verkaufsaufträge dominiert haben.
Beim diesjährigen ESC - Eurovision Song Contest - in Lissabon zeichnete Osram für die aufsehenerregende Licht-Show verantwortlich.
An der Börse München waren mit Stichtag 30.06. genau 4.713 Aktien gelistet - immerhin zwei Drittel davon wurden auch tatsächlich von Anlegern gehandelt. Sie nutzen also das breite Angebot an Titeln auch jenseits der großen Indizes - nicht umsonst gibt es an der Börse München mit
m:access ein eigenes Segment für mittelständische Unternehmen. Auch an internationalen Titeln - in München werden Aktien aus 60 Ländern gehandelt - zeigten sich die Anleger interessiert. Mehr als die Hälfte, nämlich 58 Prozent aller Aktien-Orders an der Börse München betrafen ausländische Werte. An erster Stelle lagen dabei Aktien aus den USA mit 24 Prozent, gefolgt von Kanada (10 Prozent). 61 Prozent aller Orders werden als unlimitierte Market-Orders eingereicht, nur 39 Prozent werden limitiert.
Doch zu einer ausreichenden Diversifizierung eines Depots gehören auch Fonds, ETFs und Anleihen. Bei den Fonds lag ganz oben in der Beliebtheitsskala ein Fonds von
Morgan Stanley auf den MSCI World, gefolgt vom
Hausinvest und
DEKA-Dividendenstrategie. Weltweite Aktienstreuung, Immobilien und Dividenden punkteten auch sonst vorne bei der Auswahl der weiteren Fonds. Ähnlich war es bei den ETFs, hier lag eindeutig der MSCI-World an erster Stelle bei den Underlyings, gefolgt vom
DAX und NASDAQ. Unter den Themen schaffte es nur die Robotik unter die ersten zwanzig. Bei Rohstoff-ETCs lag der Schwerpunkt auf Platinum, gefolgt von Gold.
Bei Anleihen setzten die Anleger bei den Staatsanleihen durchaus auf ein höheres Risiko, hier lagen nämlich Spanien, Frankreich und Argentinien weit vorne. Auf großes Interesse stießen jedoch vor allem Unternehmensanleihen von DAX-Konzernen wie Deutsche Bank, Lanxess, Bayer und Volkswagen, aber auch von Deutsche Wohnen, Baywa und Sixt.
Aktuell können 21.208 Wertpapiere an der Börse München gehandelt werden, darunter 4.710 Aktien, 4.174 aus dem Ausland. Dazu kommen 11.543 Renten und 4.892 Fonds, einschließlich 1.394 ETPs. Insofern sind wir sehr gespannt, welche Titel es auf die Rangliste der ersten zwanzig im dritten Quartal schaffen.