Die Zukunft beginnt - irgendwann

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Die Börsenwoche hat uns die Erkenntnis gebracht, dass unser wichtigster Leitindex DAX nun künftig 40 Werte umfassen soll, während der MDax im Gegenzug zehn verliert und auf 50 gestutzt wird. „40 ist das neue 30“ nannte dies die Süddeutscher Zeitung. Außerdem sollten die Unternehmen in den vorhergehenden zwei Geschäftsjahren ein positives EBIDTA erwirtschaftet haben, um in den Index aufgenommen zu werden. „Eine wundersame Geldvermehrung bedeutet dies aber nicht“, beschwichtigt die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Anleger, die von einer wundersamen Wertvermehrung geträumt hatten. Denn die Punktzahl wird deshalb nicht nach oben springen. Vielmehr ändert sich das Gewicht der einzelnen Unternehmen im Dax – sie werden leichter. Man müsste in einem Index sein!

Die Zukunft beginnt

Mit dem philosophisch anmutenden „Die Zukunft beginnt jetzt“ macht diese Woche Börse online auf. Wann die Gegenwart in die Zukunft mündet, das ist ja die Frage, wann hört das eine auf und fängt das andere an? Sie komme früh genug, meinte Albert Einstein. Im Heft geht es dann um Wachstumstrends in der Tech-Branche, wie Gesundheit, E-Commerce, Künstliche Intelligenz, Datenanalyse etc. „Welche Aktien haben ihre beste Zeit noch vor sich“ heißt es dann – also nicht heute, sondern doch eher erst morgen. Optisch eher uninspiriert setzt Focus Money ganz auf ETFs: ETF Strategien, ETF Empfehlungen und ETF Super-Gewinner – was will man mehr? Vor düster-dramatischer Hochhauskulisse im Abendrot unkt die Dezember-Ausgabe von Capital über „Das Ende des Kapitalismus“, allerdings versehen mit einem kleinen Sternchen und dem Nachsatz für Leser mit scharfen Augen „wie wir ihn kennen“. Wir „stolpern in eine Ära des Staatskapitalismus“ so das Blatt. Dass sich das Blatt in Anlehnung an Karl Marx bald mit "K" schreibt, bleibt allerdings nicht zu erwarten.

Lerche oder Eule?

In Impulse konnten wir - morgens - lesen, zu welcher Tageszeit wir was arbeiten sollen. Das hängt allerdings davon ab, welcher Typ man ist: Lerche, Eule oder Normaltyp, also Frühaufsteher, Nachtmensch oder eben keins von beidem. Die meisten Menschen haben ihren Leistungshöhepunkt jedenfalls am Vormittag, den sie aber oft mit sinnlosen Tätigkeiten wie Mails checken, Nachrichten schauen und Kaffeekochen vergeuden. Wir sollten unsere produktivste Zeit sinnvoller nutzen, mit kreativer Arbeit. Aber, niemand könne den ganzen Tag Höchstleistungen verbringen, deshalb sollte man Pausen einlegen und den Körper nicht mit Kaffee überlisten. Machen wir nicht, wir machen einfach Kaffeepausen!

Schöne Bescherung

Wir nähern uns der Weihnachtszeit, auch wenn wir dies wie jedes Jahr nicht wahrhaben wollen. Aber dass dieses Jahr auch dieses Fest ein ganz besonderes sein wird, dürfte jedem klar geworden sein. So wird im zitierten Heft von Capital keineswegs der Kapitalismus zu Grabe getragen, vielmehr gibt es beispielsweise einen kurzen Artikel zu Carrera! Tatsächlich entstammt der Autor noch der Generation, „in denen sich Kinder nur zwischen Rennbahn und Modelleisenbahn entscheiden konnten", wie es im Artikel heißt, und weiter, diese Zeit sei „lange vorbei“. Danke dafür – wir hatten übrigens eine Eisenbahn, weshalb mein Sohn jetzt eine Carrerabahn besitzt. Immerhin, der neue Eigentümer des Herstellers will passenderweise Gas geben und profitiert davon, dass wir über die Weihnachtsfeiertage daheimbleiben müssen, die Rennbahn bleibt nicht mehr Ladenhüter. Womit wir bei der Simba-Dickie-Gruppe wären, die trotz Neueinstellungen über Lieferschwierigkeiten klagt, zum Beispiel bei Märklin-Eisenbahnen (!), Schuco-Autos und natürlich dem unüberhörbaren Bobby-Car. Wobei sich dieser Boom nur laut Handelsblatt nur auf das Inland bezieht, was zur Überschrift „Deutschland spielt, die Welt spart“ führte. Der große Konkurrent von Rennbahn wie Modelleisenbahn ist aber die Gaming-Industrie. Auch die Spielkonsolenhersteller könnten so vom „Urlaub daheim“ profitieren und aus der Tatsache, dass das gesparte Urlaubsgeld in kostspieliges Spielzeug investiert wird. Wenn es nicht auch hier mit den Zulieferern und der Produktion haperte. „Konsolenfreies Fest“ titelt DIE WELT und berichtet über Familien, die zu „zunehmend verzweifelten Mitteln greifen, um die Bescherung zu retten“. Schöne Bescherung ohne Playstation 5!

Treppe ins nichts

Ein besonderes Anlageprojekt offiert Börse Online auf der letzten Seite: Ein Stück Treppe zum Aufstieg auf den Eiffelturm. Insgesamt gab es von diesem Treppenabschnitt zwischen zweitem und drittem Stock, der längst durch einen Aufzug ersetzt wurde, 24 Teilstücke. Doch diese wurden längst in alle Welt verstreut. Nun kommt ein Stück unter den Hammer, nur 2,60 m hoch und schon ab 30.000 Euro zu ersteigern - dabei wurden für einzelne Teilstücke schon bis zu einer halben Million Euro bezahlt. Ein Fest für Scalalogen. Eine Anmkerung am Rande: Der Autor dieser Zeilen schaffte es als Jugendlicher, sich den Kopf im und am Eiffelturm anzuschlagen. Was ihm Kopfschmerzen und eine Fahrt mit Blaulicht durch Paris bescherte. Hätte er doch den Aufzug genommen…