Zeit zum Handeln

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Die Börsenwoche war relativ ruhig verlaufen oder anders gesagt: Alle negativen Einflussfaktoren blieben uns erhalten. Aber, wir haben uns daran gewöhnt und so konnte sich der Dax über 13.000 Punkte halten. Da müssen schon größere Katastrophen kommen, um uns zu erschüttern, wie zum Beispiel ein 0:6 gegen Spanien – gut, dass „Die Mannschaft“ nicht börsennotiert ist! Ansonsten bleibt die Hoffnung auf einen Impfstoff und die Erkenntnis, dass damit die Pandemie auch noch nicht bewältigt ist. Immerhin, nächste Woche ist Black Friday, das freut den (Online-)Handel, der schon eine Woche vorher mit Schnäppchen wirbt.

Monopoly

Weniger um Schnäppchen geht es im aktuellen Focus Money Magazin, heißt es doch auf dem Titel „Diese Aktien steigen weiter“. Darunter werden unter anderem die Titel von TUI und CTS Eventim genannt, beides eigentlich Unternehmen, die unter der Pandemie besonders leiden. „Höchste Zeit zu handeln“, heißt es im Heft, das lesen wir gerne und schließlich lässt einem die Pandemie vielleicht ja auch Zeit zum Handeln! Börse Online rät schlicht zu „Gold + Geld“! Genauer sollen wir „Verdienen mit dem Edelmetall“, „Gewinnen mit Bitcoin und Minen“ und „Spekulieren mit Dollar und Co“. Die Dezember-Ausgabe des EURO befasst sich hingegen mit der „Dax-Revolution“, schließlich befindet sich der „deutsche Leitindex vor dem größten Umbau seiner Geschichte“. Und apropos Zeit: Außerdem stellt EURO 15 Geld- und Finanzspiele vor. Meiner Familie dauert Monopoly grundsätzlich zu lange, aber hier interessierte vor allem, unter welcher Rubrik die EURO-Redaktion die Spiele brachte: „Politik & Wirtschaft“, „Börse & Investments“ oder „Geld & Genuss“ hätten wir uns vorstellen können? Aber nein, unter „Steuern und Sparen“ sind sie zu lesen. Vielleicht heißt es bei Monopoly bald "Gehe ins Finanzamt", statt "Gehe ins Gefängnis"?

Kultobjekt

Unter der interessanten Überschrift „55 Jahre oben ohne“ bringt Börse Online auf der letzten Seite einen Designklassiker: Den Porsche Targa. Als prominenten Fahrer präsentiert sie den Stuttgarter Tatortkommissar Richy Müller, der dort ein Modell aus dem Jahr 1975 fährt, privat ein Double aus dem Jahr 1977. Aber nur für kurze Strecken, denn das Lenken ohne Servolenkung sei „harte Arbeit“. Immerhin trafen wir auf den Schauspieler einmal beim Tanken in einem kleinen Nest jwd und tatsächlich kurbelte er des längeren, bis er glücklich an der Zapfstelle anlandete. Allemal genug Zeit für mögliche Verbrecher, zu türmen…

Der Wille zum Erfolg

Schön, dass wir auch an dieser Stelle über Fußball schreiben können, unschön, dass das letzte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien mit einer gehörigen Klatsche endete. „Ein Trainer, der Kredit verspielte“ titelte das Handelsblatt und ging damit auch auf den gesunkenen Imagewert der Nationalmannschaft ein. Das Blatt zitierte den VW-Chef Herbert Diess, der den von 2019 bis 2024 dauernden Sponsorenvertrag damals mit den Worten feierte: „Mut, Innovation und unbedingten Willen zum Erfolg“ gehörten zum Fußball. Nun, zum Fußball vielleicht, aber zur deutschen Nationalmannschaft? Schönste Überschrift dazu: „Barbiert in Sevilla“ im Spiegel. Da fällt uns die Arie des Basilio aus Rossinis Barbier von Sevilla über die Verleumdung ein: „Und das zischelnde Geflüster, /Dehnt sich feindlich, dehnt sich feindlich aus und düster/ Und die Klugen und die Tröpfe / Und die tausend hohlen Köpfe / Macht sein Sausen voll und leer!“

Und übrigens

In der WirtschaftsWoche verriet der Fernsehmoderator und Buchautor Marcus Werner den „Übrigens“-Trick, mit dem wir das Betriebsklima retten sollen, wie die Überschrift verhieß und uns neugierig machte. Bei schlechter Stimmung im Büro sollte man „aufblubbernde Konflikte“ mit dem „Ach, übrigens“-Eisbrecher direkt herunterkochen. Ein Tipp: „Übrigens: Lass uns einander doch in Zukunft einfach mal häufiger anlächeln“. Da bin ich aber froh, dass bei uns ein gutes Betriebsklima herrscht, denn das mit dem Anlächeln funktioniert beim Treffen mit Kolleginnen  und Kollegen von Maske zu Maske ja eher schwierig.