Journalistenpreis kumU geht an Martin Hock von der FAZ

Ulrich Kirstein
Bild: Interessenverband Kapitalmarkt KMU
In Zeiten der Pandemie und des - wenn auch inzwischen gelockerten - Lockdowns finden Veranstaltungen nur noch virtuell oder in Form von "Geisterspielen" statt. Das gilt leider auch für so angenehme Dinge wie Preisverleihungen. So muss der vom Interessenverband kapitalmarktorientierter kleiner und mittlerer Unternehmen - kurz Interessenverband Kapitalmarkt KMU - verliehene Journalistenpreis "kumU" dieses Jahr ohne festliches Beiwerk auskommen. Börsennotierte KMUs tun sich im Vergleich zu den in den großen Indizes geführten Konzernen ungleich schwerer, bei Analysten, Journalisten und Investoren für die notwendige Aufmerksamkeit zu sorgen. Da ist es um so wichtiger, wenn kompetent und sachlich über sie in den Medien berichtet wird. Darauf legt die Jury denn auch ihr Augenmerk und zeichnete 2020 Martin Hock mit seinem Artikel "Die Nachwuchsaktien haben den Anschluss verloren" in der FAZ mit dem 1. Platz aus. Auf den 2. Platz gelangte Nils Wischmeyer mit "Wir sind dann mal weg" in brandeins und Ludwig Riepl mit "Attraktiver Mittelstand" in Euro spezial erreichte Platz 3.

Wohltuend differenzierend

Unter "Nachwuchsaktien" verstand Autor Martin Hock die im Segment Scale der Deutschen Börse gelisteten Unternehmen. In dem am 2. August 2019 erschienen Artikel überzeugten ihn allerdings die Performance von nur wenigen Titeln, doch gab er sich hoffnungsvoll. Nicht unerwähnt ließ er auch das Mittelstandssegment der Börse München, m:access, dem er mit Blick auf Börsengänge und Zugänge "größeren Erfolg" zugestand. "Anhand von konkreten Beispielen argumentiert Martin Hock wohltuend differenzierend", so das Jurymitglied Sebastian Klein zur Begründung der Wahl. Und er fuhr fort: "Wichtig war der Jury auch, dass in dem Artikel die internationale Perspektive nicht zu kurz kommt". Martin Hock äußerte sich über den Preis, dass KMUs in der Wahrnehmung deutlich unterrepräsentiert seien. "Eine grundlegende Berichterstattung über diese ist daher emintent für beide Seiten wichtig, vor allem aber auch aus wirtschaftsjournalistischer Sicht bedeutsamer als diese aktuell geschieht". Dem können wir nur zustimmen und freuen uns auf künftige Artikel von Martin Hock.
 
Dr. Martin Hock studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte mit einer Arbeit über den Zusammenhang von politischem System und Wirtschaftsreformen am Beispiel Ungarns 1968 - 1996. Er arbeitete unter anderem für die Redaktion der "3satBörse" und der Verlagsgruppe Handelsblatt. 2005 kam er zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung und schreibt im Bereich Finanzen über die Kapitalmärkte.

Den Finger in der Wunde

Mit "Wir sind dann mal weg" beschrieb Nils Wischmeyer in der Augustausgabe 2019 des Wirtschaftsmagazins bandeins die bedauerliche Tatsache, dass einige Unternehmen in den vergangenen Jahren der Börse den Rücken zugekehrt haben. Anhand dreier Beispiele ging er in seinem Artikel auf die jeweiligen Gründe für das Delisting ein. "Seit 2019 hat sich die Zahl der börsennotierten Gesellschaften in Deutschland mehr als halbiert", konstatiert Jury-Mitglied Ingo Mainert. "Sprachlich treffend mit guten Beispielen legt der Autor den Finger in die Wunde", so Mainert weiter. Immerhin kann sich eines der drei von Wischmeyer genannten Unternehmen eine Rückkehr an die Börse vorstellen, es bleibt Hoffnung.
 
Nils Wischmeyer ist Mitarbeiter in der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung. Er studierte Sozialwissenschaften und Volkswirtschaftslehre und absolvierte eine Ausbildung an der Kölner Journalistenschule. Nach Stationen in Berlin, München und Shanghai ist er seit 2017 für die SZ tätig, seit 2018 in Köln. Er schreibt über Geld, Finanzen und Fintechs.

Schlüssige Argumentation

Den "attraktiven Mittelstand" stellte Ludwig Riepl im Euro Spezial von August 2019 vor. "Gegen die verordnete Zinsarmut in Europa gibt es eine plausible Abhilfe: Von Investments in den deutschen Mittelstand profitieren Unternehmen und Anleger gleichermaßen", so lautete die Unterzeile seines Artikels. Er hat darin eine "gute und schlüssige Argumentation, warum der Kapitalmarkt so wichtig für den Mittelstand ist, in ein Publikumsmedium inhaltlich und sprachlich gegossen", äußerte sich Jurymitglied Hans-Jürgen Friedrich. "Es ist wichtig, dass das Thema KMU und Kapitalmarkt nicht nur in Fachartikeln behandelt wird, sondern eine breite Leserschaft erreicht", fuhr er fort.
 
Ludwig Riepl war als gelernter Schreiner und nach einigen weiteren schreibfernen Tätigkeiten als Redakteur des WirtschaftsKurier und bei Business 2.0, außerdem bei Fonds & Co. und Euro am Sonntag tätig.

Kapitalmarkt und Mittelstand

Der Journalistenpreis kumU zeichnet Journlaisten aus, die sich mit ihren Beiträgen intensiv mit dem Thema Kapitalmarkt und Mittelstand auseinandergesetzt haben. Er wird seit 2019 verliehen. Der Präsident des Intressenverbandes Kapitalmarkt KMU, Ingo Wegerich, hofft, dass der kumU 2021 wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden kann. "Dann werden wir nachträglich auch noch einmal physisch die Preisträger des Jahres 2020 ehren", fügte er hinzu. In der Jury waren Dr. Marc Feiler, Mitglied der Geschäftsführung der Börse München, Hans-Jürgen Friedrich, Vorstandsvorsitzender KFM Deutsche Mittelstand AG, Kai Jordan, Vorstand mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG, Dr. Sebastian Klein, ehem. Vorstandsvorsitzender der Fürstlich Castell’schen Bank, Ingo R. Mainert, Managing Director, CIO Multi Asset Europe, Allianz Global Investors und Frank Valentin Wahlig, Hauptstadtkorrespondent.
 
Weitere Informationen zu den Artikeln gibt es hier auf der Website des Interessenverbandes Kapitalmarkt KMU.
Der am 30. August 2017 gegründete Interessenverband Kapitalmarkt KMU mit Sitz in Frankfurt am Main setzt sich insbesondere für die Verbesserung der maßgeblichen Rahmenbedingungen für  kleinere und mittlere Unternehmen bei der Kapitalmarktfinanzierung ein und tritt aktiv für die  Belange des kapitalmarktorientierten Mittelstandes im Dialog mit der Politik, den Gesetzgebungsorganen, den Aufsichtsbehörden, den Institutionen des Kapitalmarkts, den Interessenverbänden und der Öffentlichkeit ein. Mitglieder sind KMUs, Dienstleister, Finanzinstitute und Medien. Zum Vorstand gehören Ingo Wegerich (Luther Rechtsanwaltsgesellschaft), Hans-Jürgen Friedrich (KFM Deutsche Mittelstand AG), Alexander Deuss (mwb fairtrade), Dr. Marc Feiler (Börse München), Dr. Uwe Ganzer (onoff Aktiengesellschaft) sowie Holger Clemens Hinz (Quirin Privatbank AG).