Feuerwehrleute oder Politiker – wem vertrauen wir

Von Ulrich Kirstein
Bild: GfK Verein

Wem vertrauen wir heute eigentlich noch kraft seines Amtes, seines Berufes? Dem Arzt, dem Richter, dem Pfarrer, dem Polizisten? Der GfK Verein untersucht alle zwei Jahre in dem auf 27 Länder angelegten Panel »Trust in Professions« die Einstellung, genauer, das Vertrauen zu bestimmten Berufen. Auch ohne eine solche Untersuchung dürfte uns klar sein, dass es Berufsgruppen wie Journalisten, Politiker und Banker derzeit schwer haben. Wie schwer, das kann man in der Ausgabe 2016 des GfK Panels nachlesen.
 
Haben die Menschen generell Vertrauen in die Fähigkeiten bestimmter Berufe, auch dieser Frage ging der GfK Verein nach. Anders ausgedrückt, ist auch tatsächlich ausreichend Arzt in einem weißen Kittel drin oder nicht? Interessanterweise weisen die Bürger in Indien mit 82 Prozent und in Indonesien mit 79 Prozent das höchste Vertrauensniveau auf, weit abgeschlagen hingegen sind Länder wie Nigeria, Japan und Argentinien mit zwischen 56 und 55 Prozent. Das Schlusslicht bildet, trotz oder wegen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, Brasilien. Deutschland liegt hier mit 65 Prozent und relativ konstant (2014 waren es 64 Prozent) im Mittelfeld.

Banker im weltweiten Vergleich

Über alle Ländergrenzen hinweg sind es die Feuerwehrleute, zu denen die Menschen nicht nur in brenzligen Situationen das größte Vertrauensverhältnis haben: 90 Prozent! An zweiter Stelle liegen nicht Ärzte sondern interessanterweise Krankenschwestern, die Ärzte liegen hinter den Lehrern erst an Position vier. Weltweit gesehen bewegen sich Banker im Mittelfeld mit 67 Prozent, haben gegenüber 2014 aber um 2 Prozent abgenommen. Sie schlagen damit aber noch etwa Beamte (66 Prozent), Unternehmer (63 Prozent), Polizisten (63 Prozent) und TV-Moderatoren (62 Prozent)!
 
Am besten schneiden Banker in Indonesien ab (mit 86 Prozent) und Indien (85 Prozent), am schlechtesten in den Niederlanden mit 33 Prozent und Spanien mit sogar nur 19 Prozent. Den höchsten Vertrauensverlust in den vergangenen zwei Jahren mussten Banker in Kanada (von 83 auf 67 Prozent) und in der Türkei (von 66 auf 40 Prozent) hinnehmen. Verbessern konnten sie sich in Indonesien, Schweden, Belgien, Italien und Spanien, wobei die spanischen Banker trotzdem den letzten Platz einnehmen. Besonders erfreulich aber, auch in Deutschland legte das Vertrauen in Banker um 4 Prozentpunkte zu.

Die Rote Laterne geht an die Politiker

Die Rote Laterne mit nur 30 Prozent Zustimmung halten international die Politiker – angesichts der Tatsache, dass sie wesentliche Weichenstellungen für das Leben von uns allen übernehmen, keine wirklich positive Vorstellung. Immerhin in den bevölkerungsreichen Ländern Indien und Indonesien schneiden sie am besten ab. Ausgerechnet in Frankreich, mit der Revolution von 1789 Vorreiter der Demokratie, können Politiker aber mit gerade einmal 6 Prozent überhaupt nicht reüssieren, nur in Spanien und Brasilien bewegen sie sich ebenfalls noch auf diesem niedrigen Niveau.
 
Die größte Spannweite in der Bewertung weisen außerdem Bürgermeister auf: Global liegen sie mit 50 Prozent auf einem bescheidenden vorletzten Platz, doch die Range reicht von 10 Prozent (Brasilien) bis zu 86 Prozent (Indonesien). In Deutschland behaupten sie sich mit 59 Prozent im Mittelfeld, konnten aber immerhin um 4 Prozentpunkte hinzugewinnen. Damit liegen sie gleichauf mit Computer- und Softwarespezialisten sowie Markt- und Meinungsforschern.

Ungeliebte Fußballkünstler

Schauen wir genauer auf Deutschland: Auch wir vertrauen den Feuerwehrleuten mit 96 Prozent am meisten – ob die fehlenden 4 Prozent zur ja derzeit leider relativ aktiven Gruppe der Brandstifter zählen, wollen wir einmal dahingestellt lassen. Auch bei uns haben die Politiker mit 14 Prozent das geringste Zutrauen, da sind wir aber alles andere als alleine.
 
Im fußballbegeisterten Deutschland werden Profifußballer allerdings von allen Ländern am kritischsten bewertet, nur in der Schweiz und Frankreich kommen die Ballkünstler noch schlechter weg. Ob da die Fifa- und UEFA-Skandale und die Diskussion um die Erringung der WM in Deutschland eine Rolle spielen, mag jeder selbst entscheiden. Bezeichnend ist auf jeden Fall, dass in der Schweiz und Frankreich die Bewertung seit 2014 deutlich abgenommen hat, in Deutschland hingegen zugenommen.
 
Trotz Pilotenstreik und wohl absichtlich herbeigeführtem Absturz durch einen Piloten – diese Berufsgruppe belegt in Deutschland mit 87 Prozent noch immer einen Platz in den vordersten Reihen, auch wenn ein Rückgang von 4 Prozentpunkten seit 2014 zu verzeichnen ist. Gleich um 6 Prozentpunkte allerdings wurde den Technikern und Ingenieuren das Vertrauen entzogen – da mag die VW-Abgasaffäre nicht ganz unschuldig daran sein.

Es gibt noch Ost-West-Unterschiede

Zugelegt in den vergangenen zwei Jahren haben die Schauspieler um vier Punkte – mit 48 Prozent spielen Sie ihre Rolle aber noch immer quasi auf der Hinterbühne, gleichauf mit den TV-Moderatoren und eben noch vor den Bankern mit 43 Prozent. Drei Prozentpunkte konnten die Versicherungsvertreter gutmachen, sie bleiben damit aber noch immer auf dem vorletzten Platz, noch hinter den Werbefachleuten und den Journalisten.
 
Noch zwei Bemerkungen am Rande: Wir Deutschen vertrauen Soldaten mehr als Pfarrern und Geistlichen (66 versus 61 Prozent) und Handwerkern mehr als Architekten (77 zu 75  Prozent). Und, es gibt immer noch Unterschiede zwischen West und Ost – auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung. Die höchste Differenz zeigt sich bei den Geistlichen - mit 66 Prozent (Westen) zu 40 Prozent (Osten). Ihr großer Anteil an der Demokratisierungsbewegung und dem Ende der DDR wird offensichtlich nicht von allen wahrgenommen. Die Bürger des Westens vertrauen außerdem Berufen wie Rechtsanwälten, Polizisten, Richtern und Beamten mehr als jene aus dem Osten – und, nicht wirklich überraschend – Journalisten. Seltsamerweise erfahren nur Taxifahrer und Verkäufer in den neuen Bundesländer mehr Zuspruch als in den alten.