Hauptsache Rendite

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Die Woche war irgendwie kryptisch, der IPO der Krypto-Börse Coinbase stand im Zentrum des Interesses der Börsianer und er verlief einigermaßen spektakulär, oder, wie die Börsen-Zeitung schrieb, „fulminant“. Der Kurs schnellte auf über 300 Euro, wie wir das schon gewohnt sind, wenn es um Bitcoin & Co. geht. Kryptisch kommt uns auch die Frage vor, wen die Union für den besseren Kanzlerkandidaten hält, beziehungsweise wem die bessere Performance für die Wahl zugesprochen wird. Den DAX ließ das Gerangel kalt. Für Aufmerksamkeit und ein Plus bei den großen Immobilienunternehmen sorgte das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Mietpreisbremse in Berlin: „Mietenregulierung wird zum Wahlkampfthema“ titelte Die Welt und „Berliner Experiment ist gescheitert“. Ausgebremst könnte man Richtung Berliner Senat auch formulieren.

Vermögen verdoppeln

Das Finanzmagazin Börse Online wirbt aktuell mit „8 Champions für Ihr Depot“, die „stark in der Krise, noch stärker im Boom“ sind. Focus Money gibt sich auf den ersten Blick bescheiden: „Ich will nur, dass mein Geld Rendite bringt", heißt es da auf dem Titel. In der Unterzeile – die einmal mehr der Aufkleber der Post unleserlich machte – liebe Post, es gibt doch auch Bereiche auf Titelseiten, die nicht mit Text gefüllt sind! – heißt es dann: „Wie Sie pro Jahr 8 bis 10 Prozent verdienen und dabei niemals Ihr Kapital gefährden“. Und dann wird es doch gänzlich unbescheiden: „Verdoppeln Sie Ihr Vermögen! Wissenschaftlich fundiert!“ Ob die Redakteure von Capital das Gerichtsurteil zur Mietpreisbremse vorausahnten, ist ungewiss, zumindest bieten sie in der Mai-Ausgabe den „Immobilien Kompass 2021“ an. Und den Artikel zu Berlin haben sie mit „Bloß raus hier: Viele Hauptstädter fliehen nach Brandenburg“ überschrieben! Die Abendzeitung bringt auf der Titelseite die Headline: „So haben Sie im Alter ausgesorgt“. Wer mit 50 Aktiensparpläne startet, sei mit 70 Millionär, so das Versprechen. Irritiert waren wir etwas, weil es direkt unter dieser Ankündigung hieß: „Kritik an der Regelung für Beerdigungen“!

Spaß hoch zwei

Investieren macht vor allem dann Spaß, wenn die Rendite stimmt. Wie sieht es dann mit „Investments in Freizeit“ aus, fragte sich AnlegerPlus in der aktuellen Ausgabe und schrieb trotzig „Wir lassen uns den Spaß nicht verderben“! Immerhin hat die Sport- und Freizeitbranche unter den Lockdowns zu leiden wie kaum eine andere. Doch es gibt auch jene Unternehmen, die Freizeit in Form von „stay at home“ anbieten – und die bestens laufen, so die Redaktion, vor allem der Onlinehandel und die Gaming-Branche fallen darunter. Dann kann das Investieren in die Spaßbranche also tatsächlich für Spaß sorgen.

Hund und Katz

Per Presseinformation (Heimwerker.de) erfuhren wir, dass das teuerste Haustier tatsächlich die Schildkröte ist: Für sie fallen Kosten in Höhe von 28.750 Euro an, wer hätte es gedacht. Die gute Nachricht: Sie müssen diese Kosten nicht alleine tragen, ein guter Teil entfällt an Ihre Nachfahren, denn dabei wurde eine Lebenserwartung von 95 Jahren angesetzt. Ob allerdings Arztkosten in Höhe von 10 Euro monatlich realistisch sind, können wir nicht abschätzen, unsere eigenen Schildkröten aus Kindertagen waren nie beim Arzt, wurden aber auch nicht 95 Jahre alt, vielleicht hängt dies ja miteinander zusammen. Ein Hund jedenfalls kostet 16.800 Euro bei einer Lebenserwartung von nur 13 Jahren, eine Katze 9.910 Euro bei 15 Jahren. Kein Wunder, dass FocusMoney unter „Tierisches Geschäft“ zu Herstellern von Futter, Impfstoffen und Pharmazeutika für Tiere als lukrative Geldanlage rät und einen Fonds vorstellt. Gegen die Ausgangsbeschränkung hilft im Übrigen auch keine Schildkröte, nicht einmal eine Katze, nur ein Hund.

Langeweile macht krank

Schüler kennen das Problem nur zu gut, Schulstunden, die sich unendlich hinziehen: Es gibt nicht nur die Überforderung, sondern auch die Unterforderung – schmerzende Langeweile. Diese wurde im Lockdown nicht unbedingt weniger. Übertragen auf den Job nennt man das im Gegensatz zum Burn-out-Syndrom Bore-out und das Handelsblatt berichtet darüber: „Langeweile im Job: Warum Bore-out in der Pandemie kein Luxusproblem, sondern brandgefährlich ist“. Immerhin beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden „innerer Kündigungen“ auf 114 Milliarden Euro und 13 Prozent der 45 Mio. Erwerbstätigen leiden darunter.

Biervielfalt bedroht

Schwer beklagt der Deutsche Brauer-Verband die Folgen der Pandemie: Jede vierte Brauerei sei gefährdet, die Vielfalt des deutschen Bieres in Gefahr. Langeweile also auch beim Biertrinken. Der Fassbiermarkt sei völlig zusammengebrochen, berichtet das Handelsblatt unter „Fehlende Perspektive für die deutschen Bierbrauer“. Tatsächlich ist es im wahrsten Sinne des Wortes sehr schwer, statt mit einer Bierflasche mit einem Bierfass in der Hand bis zur nächtlichen Ausgangssperre um die Häuser zu ziehen.

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