Zinssenkungen: Wann nimmt sich Europa die Schweiz zum Vorbild?

Martin Gautsch, Zürcher Kantonalbank Österreich AG
Martin Gautsch / Bild: Zürcher Kantonalbank Österreich AG
In den letzten Wochen und Monaten hat sich an den großen Finanzmärkten alles um den Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen gedreht. Die Schweizerische Nationalbank preschte vor und senkte als erste große westliche Notenbank den Leitzins. Die Schweiz zeigt damit, wohin die Reise auch für Europa und die USA gehen kann. Beide Regionen zögern einen Zinsschritt noch hinaus, wobei der Druck in Europa größer ist als auf der anderen Seite des Atlantiks.
 
Zuletzt zeigte sich an den internationalen Finanzmärkten ein eigenartiges Bild. Trotz spektakulärer All-Time-Highs, um mit dem S&P500, dem DAX Preisindex oder dem NIKKEI nur einige Beispiele zu nennen, herrscht keine Euphorie. Die Investoren sind verhalten und der Grund dafür liegt großteils in der sich nur langsam zurückbildenden Inflation und den von Aktien- wie Anleiheninvestoren damit verbundenen lange erwarteten, aber überwiegend noch ausstehenden Zinssenkungen, vor allem in den USA und in Europa. Auch meine Kollegen und ich haben dieses Thema laufend auf der Agenda, nach dem Motto "Täglich grüßt das Murmeltier". Nun hat die Schweizerische Nationalbank vorgelegt und den Leitzins von 1,75 auf 1,5 Prozent gesenkt.
 
Erhöht das den Druck auf die USA und Europa? Hier muss festgehalten werden, dass die US-Wirtschaft weiterhin sehr robust ist. Wir erwarten ein Wachstum von rund zwei Prozent für das Jahr 2024. Das bringt die USA in eine komfortable Lage, denn der Druck, die Leitzinsen zu senken, ist nicht sonderlich hoch. Und dementsprechend bleiben US-Aktien gefragt. Im Wahljahr ist die Stimmung finanzmarktfreundlich. Auch die verschobenen Zinssenkungen stärken den Dollar. Daher ist die Zürcher Kantonalbank Österreich im Zuge der Asset Allocation in den USA übergewichtet.

Stimmungsaufhellung beim "Spätzünder" Europa

Europa hinkt den USA weiterhin hinterher, die Wirtschaft wird 2024 voraussichtlich stagnieren. Dennoch ist auch in der Eurozone eine klare Stimmungsaufhellung zu beobachten, im Dienstleistungssektor ist der Trend laut Einkaufsmanagerindizes bereits aufwärtsgerichtet. Im Industriesektor, der zuletzt das Sorgenkind war, wurden Abwärtstendenzen immerhin von einer Konsolidierung abgelöst. Europa hat wirtschaftlich eine Talsohle erreicht und könnte in weiterer Folge, jedoch nicht von heute auf morgen, nach oben tendieren.
 
Am Wirtschaftswachstum gemessen, werden die USA mittelfristig weiterhin die Nase vorne haben. Auch aktienseitig sind die USA klar die Lokomotive. Doch aus Investorensicht erscheinen die US-Aktien von der Bewertung her bereits jetzt wesentlich teurer als europäische Papiere. Zudem muss berücksichtigt werden, dass der US-Aktienmarkt stark auf den Erfolgen von sehr großen Unternehmen aufbaut, während die Entwicklung im breiteren Aktienmarkt gar nicht so spektakulär anmutet. Hier spielen auch die KI-Fantasien der USA eine wichtige Rolle. In puncto Dynamik konnte Europa die USA zuletzt schon teilweise ausstechen. Der Preisvorteil europäischer Aktien könnte, wenn dann auch noch Unternehmensgewinne dank einer gestärkten Wirtschaft auf breiterer Basis hinzukommen, attraktive Möglichkeiten bieten. Dann würde sich auch eine stärkere Gewichtung Europas in der Asset Allocation anbieten.

Neutrale Positionierung bleibt aufrecht

Wir fokussieren derzeit stark auf Aktien und sind in den USA in unserer Ausrichtung leicht übergewichtet. Das ist nicht in Stein gemeißelt, aber aus unserer Sicht jedenfalls derzeit sinnvoll. Europa, das aus einem Untergewicht kam, ist bei uns mittlerweile neutral gewichtet. Noch sind wir nicht so weit, überzugewichten. Auch die Anleihenmärkte sehen wir langfristig positiv. In den nächsten Jahren werden die Zinsen sinken, einzig der Startschuss ist noch nicht gefallen. In weiterer Folge wird die Entwicklung auch die Anleiheninvestoren begünstigen.

Zinsfrühling in der Schweiz mit blühenden Small und Mid Caps

In der Schweiz, aus der unsere Mutter kommt, ist die Lage anders. Der Spielraum war deutlich größer als im Euroraum und den USA. Die wirtschaftliche Lage war robust und vor allem auch die Inflation niedrig. Dementsprechend fiel die Entscheidung, etwas Wirtschaftsförderndes zu tun, leicht. Auch kleine und mittlere Unternehmen rücken aus Investorensicht mehr in das Rampenlicht und überlassen die Show nicht nur den sogenannten Bluechips. Kleinere Titel aus der zweiten Reihe profitieren, wenn die Zinsen günstiger werden und sich die Wirtschaft stabilisiert. Mit dieser Entwicklung skizziert die Schweiz auch einen möglichen bevorstehenden Trend in anderen Regionen. In diesem Sinne hat die Schweiz eine positive Signalwirkung und symbolisiert den Beginn der Zinssenkungen in den Industrieländern.
Martin Gautsch ist Bereichsleiter Asset Management bei der Zürcher Kantonalbank Österreich AG
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