Inflation springt auf 10 Prozent

Dr. Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz
Dr. Johannes Mayr / Bild: Eyb & Wallwitz
Die Inflationsrate in Deutschland ist im September auf 10 Prozent gesprungen. Der Wegfall von 9-Euro-Ticket und Tankrabatt hat für einen neuerlichen Preisschub gesorgt. Und weiteres Ungemach droht. Denn die enorm hohen Marktpreise für Energie werden in den kommenden Monaten wohl noch stärker an die Haushalte weitergereicht. Die EZB wird den Preisdruck absehbar kaum mindern können. Auch staatliche Entlastungsprogramme können nur temporär für Entlastung sorgen. Deutschland rutscht in eine Winterrezession.
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im September um 1,9 Prozent zum Vormonat gestiegen. Besonders deutlich haben die Transport- und Kraftstoffpreise zugelegt, nachdem zum Monatsbeginn das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt entfallen sind. Auch die Nahrungsmittel haben sich weiter verteuert. Zudem fiel die Kernteuerung (ohne Energie und Nahrungsmittel) erneut höher aus. Dabei lagen die Güterpreise um 17,2 Prozent und die Preise für Dienstleistungen um 3,6 Prozent über Vorjahr. Die jährliche Inflationsrate stieg damit von 7,9 auf 10 Prozent. In den kommenden Monaten ist keine Entspannung zu erwarten. Vielmehr zeichnet sich zum Jahreswechsel ein erneuter Preissprung ab, wenn die enorm hohen Marktpreise für Energie noch stärker an die Haushalte weitergereicht werden. Dies könnte die Inflationsrate um weitere 2 Prozentpunkte nach oben schieben, zu Lasten der Konjunktur. Denn bisher ist nur etwa die Hälfte des Strom- und Gaspreisschubs bei den Haushalten angekommen. Ein nachhaltiger Rückgang der Teuerung ist erst im Sommerhalbjahr zu erwarten, wenn der Druck von Seiten der Energiepreise nachlässt.

Aussichten für Anleger

Die Septemberdaten verdeutlichen die Größe des Inflationsproblems in Deutschland. Staatliche Entlastungsmaßnahmen können den Anstieg der Energiepreise nur temporär dämpfen. Gleichzeitig bergen sie ohne eine geeignete Gegenfinanzierung das Risiko eines weiteren Anheizens der Kerninflation, und wirken damit dem Straffungskurs der EZB mittelfristig sogar entgegen. Das lässt für die kommenden Monate nichts Gutes für Preisentwicklung und Konjunktur erwarten. Deutschland rutscht in eine Winterrezession, weitere Euro-Länder werden folgen. Investoren sollten sich dieser konjunkturellen Risiken bewusst sein und stark zyklische und energieintensive Geschäftsmodelle weiter meiden. Im regionalen Vergleich bleiben die Aussichten sowohl auf der Inflationsseite als auch auf Seiten der Konjunktur damit deutlich schwieriger als in den USA.
Dr. Johannes Mayr ist Chefvolkswirt der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH, einem der größten in Deutschland für die Finanzportfolioverwaltung zugelassenen unabhängigen Verwalter mit Sitz in München und Frankfurt.