Ulrich Kirstein, Börse München

Warten auf die Fed

Warten auf die Fed: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche zwar keine einheitliche Tendenz aufgewiesen, letztlich aber überwiegend zugelegt. Nach einem schwächeren Wochenstart ging es aufwärts, kurz gestoppt von Zurückhaltung zu Wochenmitte.

Rückblick: Spekulationen über Zinssenkung

Ein Auslöser für den Dämpfer am Montag waren Aussagen aus den Reihen der japanischen Zentralbank, die in Richtung einer möglichen Zinserhöhung interpretiert wurden. Grund für die wieder aufgekommene Kauflaune der Anleger waren dann in erster Linie aber die Spekulationen auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed. In Hinblick auf diese wurden auch schwächer ausgefallene Konjunkturdaten teils positiv aufgenommen. Bei den Einzelwerten lieferten zudem Analystenbewertungen Impulse, vereinzelt sorgten auch Unternehmensnachrichten für Bewegung.

Der Deutsche Aktienindex (Dax), der am vergangenen Freitag wieder die Marke von 24.000 Zählern überwunden hatte, stieg im Wochenvergleich um 0,8 Prozent auf 24.028,14 Punkte. Der MDax dagegen gab 0,8 Prozent ab auf 29.696,45 Zähler. Der TecDax legte um 0,4 Prozent zu auf 3.607,88 Punkte. Der m:access All-Share verbesserte sich um 0,5 Prozent auf 1.222,51 Zähler.

BMW rast vorneweg

Ganz oben in der Wochengewinner-Liste im Dax standen die Titel von BMW mit einem Plus von 9,6 Prozent. Der Autobauer profitierte wie andere Branchenwerte von einer positiven Branchenstudie der Bank of America sowie Hoffnungen auf bessere politische Rahmenbedingungen. Vor diesem Hintergrund zog auch der Kurs von Porsche SE um 9,0 Prozent, der von Volkswagen um 8,7 Prozent und der von Mercedes-Benz um immerhin noch 5,9 Prozent an. Die Aktie von Bayer verteuerte sich um 9,3 Prozent, hier trieben Hoffnungen auf ein positives Ende der Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat in den USA.

BMW Werk Leipzig / Bild: BMW

Anleihen: Erheblich gesunken

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche erheblich gesunken. Die bei vielen Anlegern sich verfestigende Überzeugung, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinsen fürs Erste nicht senken werde, belastetet die Notierungen. Hierzu trugen auch etwas stärker als erwartet angestiegene Verbraucherpreise in der Eurozone bei, ebenso einige als gut bewertete Konjunkturdaten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte im Wochenvergleich von 2,68 auf 2,80 Prozent. Die Umlaufrendite zog von 2,63 auf 2,71 Prozent an.

USA: Kleinere Brötchen

Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche weiter zugelegt, allerding in deutlich geringerem Umfang als in der Vorwoche. Hauptreiber war auch hier die Erwartung einer Zinssenkung durch die Fed. Der Dow-Jones-Index kam im Wochenvergleich um 0,5 Prozent voran auf 47.954,99 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 verbesserte sich um 0,3 Prozent auf 6.870,40 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 legte um 1,0 Prozent zu auf 25.692,05 Punkte.

Ausblick: Warten auf die Fed bleibt aktuell

Das Motto der vergangenen Woche, „Warten auf die Fed", dürfte auch das der aktuellen sein. Auch an den deutschen Aktienbörsen dürften die Anleger vor allem auf das Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank achten. Dabei geht der Großteil der Marktteilnehmer von einer Zinssenkung aus, einzelne Analysten merken allerdings an, dass die Erwartungen möglicherwiese enttäuscht werden könnten – Inflationszahlen aus den USA könnten dagegensprechen. Sollte dies tatsächlich so kommen, dürfte sich das an den Börsen spürbar bemerkbar machen. Unabhängig vom konkreten Zinsbeschluss dürfte der Ausblick der Fed stärker als üblich im Fokus stehen, sagen Beobachter. Dabei geht es um die Möglichkeit von Zinsschritten im kommenden Jahr, die derzeit mit drei prognostiziert werden. Allerdings steht 2026 ein Wechsel an der Spitze der Fed an, und für den Fall der Übernahme durch einen US-Präsident Donald Trump nahestehenden Kandidaten könnten es Experten zufolge mehr werden. Allerdings bleibe abzuwarten, ob in diesem Falle die Freude über niedrigere Zinsen oder die Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed überwiegen werden, heißt es.

Auf der Agenda stehende Impulse außerhalb der Fed-Sitzung sind übersichtlich. Einfluss könnten unter den Wirtschaftszahlen Inflationsdaten sowie die Industrieproduktion in Deutschland haben. Daneben könnten Neuigkeiten zum Krieg in der Ukraine die Märkte beeinflussen, so sie kommen.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

  • Montag, 08.12.: Industrieproduktion in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt Japans
  • Dienstag, 09.12.: Handelsbilanz Deutschlands; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA)
  • Mittwoch, 10.12.: Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Canada
  • Donnerstag, 11.12: Erzeugerpreise in den USA
  • Freitag, 12.12.: Verbraucherpreise in Deutschland
     

Ulrich Kirstein

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München. Er ist seit 2010 bei der Börse beschäftigt, zuvor war der studierte Betriebswirt und Kunsthistoriker u.a. Redakteur und Chef vom Dienst einer überregionalen Wirtschaftszeitung sowie Ausstellungskurator in München. Er ist außerdem Co-Autor von Börse für Dummies, Aktien für Dummies und Börsenpsychologie simplified.