Florian Heider und Alexander Hillert, Leibniz-Institut SAFE

SAFE-Index: Führungskräfte schauen wachsam, aber optimistisch nach vorne

Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung sinkt im August minimal von -0,17 auf -0,19 Punkte. Damit bleibt die Stimmung unter den Führungskräften börsennotierter Unternehmen in Deutschland im neutralen Bereich. In den Finanzberichten verschlechterte sich die Tonalität von -0,85 auf -1,05 Punkte, was offenbar mit den negativen Effekten der US-Zölle auf die Ergebnisse im zweiten Quartal zusammenhängt. Auf Analystenkonferenzen hingegen äußerten sich viele Führungskräfte zuversichtlicher zu den weiteren Aussichten (Anstieg von +0,60 auf +0,76 Punkte).

Die Milliarden-Schulden, die in Infrastruktur fließen sollen, lassen einige Manager optimistisch(er) in die Zukunft sehen / Bild: Gotthard-Basistunnel/Hochtief

SAFE-Index zur Manager-Stimmung bleibt im neutralen Bereich

Derzeit will sich niemand zu weit aus dem Fenster lehnen“. Es bestehen weiterhin Risiken hinsichtlich der Zollvereinbarung der EU mit den USA. Viele Details sind unsicher. Das zeigen Aussagen von Führungskräften auf den Analystenkonferenzen im Juli wie „wir bleiben wachsam“ oder „wir glauben die Stimmung verbessert sich, aber wir bleiben in Alarmbereitschaft“. Der Anteil an Wörtern, die in der Managerkommunikation Unsicherheit ausdrücken, sinkt zwar erstmals seit vier Monaten, bleibt jedoch mit 1,64 Prozent hoch.

Optimismus durch Umstrukturierungen

Dennoch blicken Unternehmen auch optimistisch auf die kommenden Monate, denn Umstrukturierungsmaßnahmen tragen erste Früchte: Viele Unternehmen sprechen über effizientere Abläufe, die Kosten sparen. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit . Angesichts der technologischen und geopolitischen Entwicklungen werden Unternehmen diese Prozesse auch fortsetzen, um anschlussfähig zu bleiben. Eine Führungskraft erwartet „zunehmend positive Effekte aus der konsequenten Umsetzung unserer Kostensenkungsprogramme und laufenden Restrukturierungsmaßnahmen“, betont aber auch, dass „das Wachstum durch Umstrukturierungen weitergehen muss und wir die Maßnahmen sogar noch beschleunigen müssen“.  Eine weitere kündigte „schlankere, weniger komplexe Prozesse und Strukturen“ in der Verwaltung und „nachhaltige Kosteneinsparungen“ an. Auch Investitionen in Technologie  stärken die Zuversicht: Ein Unternehmen sieht sich durch den Ausbau technologischer Fähigkeiten „perfekt positioniert“, um davon zu profitieren. Ein anderes sieht Chancen in „sehr attraktiven Segmenten“, „in denen wir unsere technologische Führungsposition ausspielen können.“ 

Politisches Umfeld mit mehr Klarheit, aber offenen Punkten

Die Haushaltsplanung der Bundesregierung führt aus der Sicht einiger Führungskräfte zu klareren Rahmenbedingungen. Das Infrastrukturpaket erhält aus unterschiedlichen Branchen Zustimmung. Eine Führungskraft aus der Baubranche sagte: „[…] Das vom Bundestag verabschiedete Infrastrukturinvestitionspaket in Höhe von 500 Milliarden Euro [bietet] enorme Möglichkeiten, die Modernisierung des Landes voranzutreiben.“ Ein anderes Unternehmen im Bereich Verteidigung, Elektronik und Luftfahrt setzt auf die höheren Verteidigungsausgaben: „[…] unsere Zuversicht [ist] gewachsen, dass der deutsche Verteidigungshaushalt für 2025 direkt nach der Sommerpause verabschiedet wird.”. Doch wie bei den Handelsgesprächen mit den USA gilt: Viele Details sind noch offen und sorgen weiterhin für Unsicherheit.

Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung

Der SAFE-Index zur Manager-Stimmung (SAFE Manager Sentiment Index) misst monatlich, wie optimistisch oder pessimistisch sich Führungskräfte in Deutschland börsennotierter Unternehmen äußern. Entwickelt von Alexander Hillert und seinem Team am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, basiert der Index auf einer automatisierten Textanalyse, die positive und negative Aussagen in Geschäftsberichten und Analystenkonferenzen auswertet. Der Index bietet wertvolle Einblicke in die Investitionsbereitschaft sowie mögliche Trends bei Aktienrenditen. Der Index basiert auf einem rollierenden Dreimonatsfenster von Daten. 

Florian Heider

Florian Heider ist seit 1. Dezember 2022 Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE und Professor für Finance an der Goethe-Universität Frankfurt. In seiner Forschung befasst er sich vor allem mit Finanzintermediären, einschließlich ihrer Rolle für die Geldpolitik, sowie Marktdesign und Kapitalstruktur von Unternehmen. Seine akademischen Arbeiten sind in verschiedenen führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften erschienen. Nach wissenschaftlichen Stationen an der London School of Economics und der New York University Stern School of Business übernahm er ab 2004 verschiedene Positionen in den EZB-Generaldirektionen Forschung, Marktinfrastrukturen und Zahlungsverkehr sowie Geldpolitik. 

Alexander Hillert

Prof. Dr. Alexander Hillert ist Co-Direktor der Abteilung „Financial Intermediation“ und Professor für Finance und Data Science am Leibniz-Institut für Finanzforschung SAFE. Vor seiner Tätigkeit am SAFE hatte Hillert die Professur für Nachhaltiges Asset Management am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt inne. Er promovierte an der Graduate School of Economic and Social Sciences der Universität Mannheim. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen empirische Asset Pricing und empirische Unternehmensfinanzierung.