Marcus Zasada, FERI

Anleihen bleiben ein wichtiger Stabilitätsanker

Währungen und Anleihen entwickeln sich zunehmend im Gleichklang: Währungstrends beeinflussen die Renditechancen – und umgekehrt. Der US-Dollar bleibt auf absehbare Zeit sicherlich Referenzwährung, er verliert aber an Strahlkraft.

Marcus Zasada, FERI
  • US-Dollar dürfte weiter abwerten, aber uneinheitliche Entwicklung zu erwarten
  • Im Staatsanleihebereich insbesondere kurze Laufzeiten interessant
  • Investment-Grade-Unternehmensanleihen vor bonitätsschwächeren Papieren

Die erratische und stark national orientierte Politik der US-Regierung hat bereits 2025 Kapitalabflüsse und eine US-Dollarabwertung von über zehn Prozent gegenüber dem Euro ausgelöst – eine Bewegung, die sich auch im neuen Jahr strukturell fortsetzen dürfte, wenngleich mit geringerer Dynamik. Diese Abwertung wird in Zyklen und Schüben verlaufen: Aktives Management ist entscheidend, um in den jeweiligen Phasen gut positioniert zu sein.

Daraus ergibt sich ein ambivalentes Bild für US-Staatsanleihen. Zwar könnte die konjunkturelle Abkühlung infolge der Importzölle das Renditeniveau dämpfen und temporär Kursgewinne ermöglichen. Die Risiken aber nehmen zu: Der massive Schuldenanstieg und die Sensitivität des Marktes gegenüber politischen Schocks belasten vor allem das lange Laufzeitende. In Kombination mit einem abwertenden US-Dollar entsteht für internationale Investoren ein doppeltes Risiko – Währungsverluste und mögliche Kursrückgänge. Das macht den US-Rentenmarkt 2026 zu einem relativ unattraktiven Markt, in dem aktive Durationsteuerung und Währungsabsicherung untrennbar zusammengehören.

Steilere Zinskurven erfordern selektiven Ansatz

Insgesamt bleiben Anleihen aus Sicht von FERI 2026 ein wichtiger Stabilitätsanker, doch ihr Puffer wird dünner. Die voraussichtlichen Zinssenkungen vieler Zentralbanken stützen die Märkte, während hohe und steigende Staatsverschuldung weltweit die Unsicherheit vergrößern. Die Zinskurven werden steiler, weil kurze Laufzeiten von der geldpolitischen Lockerung profitieren, während lange Laufzeiten unter politischen und fiskalischen Risiken leiden. Euro-Anleihen mit einer kurzen bis mittleren Laufzeit bieten immerhin eine Rendite auf dem Niveau eines realen Kapitalerhalts, was für konservative Investoren zumindest eine Beimischung im Portfoliokontext erlaubt. Im längeren Laufzeitenbereich sehen wir vor allem Chancen für Staatsanleihen von Schwellenländern, da dort tendenziell ein Umfeld sinkender Zinsen zu erwarten ist.

Bei Unternehmensanleihen verweisen wir darauf, dass sich die Spreads gegenüber Staatsanleihen bereits deutlich eingeengt haben. Das bedeutet ein Risiko bei einer Verschlechterung der konjunkturellen Lage, die jedoch nicht das Hauptszenario darstellt. Vor allem im Investment-Grade-Bereich überzeugen nach wie vor solide Bilanzqualität und eine attraktive Basisverzinsung, was in einer aktiven Gewichtung resultieren sollte.

Marcus Zasada

Marcus Zasada ist Managing Director Traditional Investments bei FERI Cognitive Finance Institute, einem strategischen Forschungszentrum und kreativer Denkfabrik der FERI Gruppe, mit Fokus auf innovative Analysen und langfristige Aspekte von Wirtschafts- und Kapitalmarktforschung. Die Analysen des Instituts werden regelmäßig publiziert und fließen in die vom CIO der FERI Gruppe, Dr. Marcel V. Lähn, verantwortete Multi Asset-Strategie ein. FERI ist bereits seit 1987 als unabhängiges Investmenthaus tätig mit den Schwerpunkten Investment Research, Investment Management und Investment Consulting. Der Name FERI steht für „Financial & Economic Research International“.