Das letzte Urgestein fliegt aus dem Dow-Jones

Ulrich Kirstein
Bild: BBAG
Der Dow Jones Industrial Average war über Jahrzehnte hinweg das wichtigste Schaufenster US-amerikanischer Unternehmen und der bedeutendste Gradmesser für die Wirtschaft des Landes. Seit 1896 wird der Dow Jones nun berechnet, Erfinder war keine Bank und keine Ratingagentur oder Börse, sondern ein Wirtschaftsjournalist: Charles Dow (1851 - 1902). 1882 hatte er gemeinsam mit Edward Davis Jones die Dow Jones & Company als Agentur für Finanznachrichten gegründet. Aus seinem Börsenbrief - dem ersten Börsenbrief überhaupt - entwickelte sich das renommierte Wall Street Journal. Den Index Dow Jones berechnete er, um Klarheit über die Kursentwicklungen der Vergangenheit zu gewinnen, zuerst übrigens ausschließlich für die damals so beliebten Eisenbahnwerte.

Aus der Zeit gefallen

Heute hat längst der erst seit 1957 berechnete S & P 500 dem Dow Jones den Rang abgelaufen. Die so hippen wie kapitalmächtigen IT- und Social-Media-Gesellschaften wie Amazon, Facebook oder Alphabet beflügeln den Technologie-Index NASDAQ während der Dow Jones wie aus der Zeit gefallen erscheint. In ihm finden sich Werte aus der Öl- und Gasbranche wie ExxonMobil und Chevron, Mischkonzerne wie United Technologies oder 3M, Chemie- und Pharmariesen wie DowDuPont, Merck, Johnson & Johnson oder Pfizer sowie Nahrungs- oder Konsumgüterproduzenten wie Procter & Gamble, Coca Cola und McDonalds. Die jüngsten Neuzugänge sind Apple im März 2015 und der Pharmakonzern Walgreens Boots Alliance, der am 26. Juni 2018 in den altehrwürdigen Index aufgenommen wird. Raus muss dafür ein Urgestein, eines der Gründungswerte des Dow Jones, nämlich General Electric.

Bestraft die Börse Mischkonzerne?

General Electric war von Beginn an, seit Mai 1896 im Index, setzte dann allerdings einige wenige Jahre aus und war ab 1907 immer in diesem Index vertreten. Zu Beginn waren etwa noch die American Cotton Oil Company, die längst in der Unilever aufgegangen ist, oder die von Michelin gekaufte U.S. Rubber Company. Der Dow Jones berechnet sich im Gegensatz zu den heute gängigen Indizes ja nicht nach der Marktkapitalisierung des Free Floats, sondern rein nach der Höhe des Börsenkurse. Apple schaffte so den Einzug nur durch einen Aktiensplitt - der Kurs der Aktie war so hoch, dass eine nur geringfügige Änderung den ganzen Index zu stark beeinflusst hätte. Die Auswahl unterliegt weniger harten als eher weichen Kriterien, so ist ein "guter Ruf" genauso notwendig wie ein Firmensitz in den USA.
 
Der Aktienkurs von GE ist, ein Spiegelbild des Unternehmens, auf inzwischen um die 11 Euro gefallen - vor knapp einem Jahr bewegte er sich noch bei knapp unter 30 Euro. Vielleicht ist ja die große Zeit der international agierenden Mischkonzerne vorbei, das Beispiel Siemens und seine erfolgreichen Abspaltungen samt Börsengang wie InfineonOsram oder jüngst Healthineers weisen zumindest in eine andere Richtung.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Infineon Technologies 37,86 3,10%
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Siemens 187,90 2,90%
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Siemens Healthineers AG 52,48 1,04%
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Unilever Rg 49,31 0,78%
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Alphabet Class A 156,54 -0,33%
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Amazon.com 174,46 -0,64%
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Apple 169,46 -0,94%
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Chevron Rg 153,70 0,64%
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Coca-Cola Co Rg 58,51 0,29%
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UC Dow Jones 39.506,98 N.A.
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Exxon Mobil Rg 110,44 2,22%
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Meta Platforms (ex facebook) 437,05 -0,42%
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Johnson & Johnson 138,58 -0,07%
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McDonald's Rg 249,45 -0,28%
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Merck Rg 121,20 0,66%
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Pfizer Rg 26,11 0,44%
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Procter&Gamble Rg 154,48 0,53%
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UC S&P 500 5.221,39 N.A.
3M Rg 91,44 2,35%
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Walgreens Boots Rg 16,004 -0,30%
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