Lebensstandard im Alter sichern - Rentenlücke mit Aktien schließen

Dr. Norbert Kuhn, Deutsches Aktieninstitut
Dr. Norbert Kuhn / Bild: Deutsches Aktieninstitut e.V. (DAI)
Der demographische Wandel stellt das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente in Deutschland vor immer größere Herausforderungen. Die entstehende Lücke in der gesetzlichen Rente muss durch einen stärkeren Einsatz von Aktien geschlossen werden. Wie dies gelingen kann, zeigt die Studie Lebensstandard im Alter sichern – Rentenlücke mit Aktien schließen, die das Deutsche Aktieninstitut zusammen mit dem Bankhaus Metzler, der DekaBank und Union Investment im Dezember 2016 vorgestellt hat.

Weniger Geld im Alter

Mit dem Renteneintritt der »Baby Boomer« verschärfen sich nach 2030 die Probleme der auf dem Umlageverfahren basierenden gesetzlichen Rentenversicherung dramatisch: Die Beitragszahler werden deutlich weniger, während die Zahl der Rentenempfänger steigt. Es zeichnet sich ab, dass den Arbeitnehmern trotz höherer Rentenbeiträge im Alter weniger Geld zur Verfügung stehen wird. Was also ist zu tun?

Ausbau der staatlichen Rente ist nicht zu finanzieren

Der weitere Ausbau der staatlichen Rente, wie in weiten Teilen der Politik gefordert, ist nicht zu finanzieren. Schon heute trägt der Bund nahezu ein Drittel der gesamten Rentenausgaben, und diese Zuschüsse werden noch steigen. Stattdessen müssen die betriebliche und private Altersvorsorge gestärkt werden, damit die Bürger zusätzliches Vermögen zur Sicherung des Lebensstandards im Alter aufbauen können.

Rendite für Rentenlücke

Ziel muss es sein, das aktuelle Versorgungsniveau von rund 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens vor Steuern zu erhalten. Davon ausgehend beträgt, wie prognostiziert, die Rentenlücke im Jahr 2060 zehn Prozentpunkte. Wer im Jahr 2015 beginnt, jährlich drei Prozent des durchschnittlichen Bruttojahreseinkommens zurückzulegen, braucht eine Rendite von 4,3 Prozent p.a., um beim Renteneintritt 2060 und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von weiteren 21 Jahren diese Rentenlücke zu schließen. Frauen müssen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung sogar 4,6 Prozent erwirtschaften.

Nur Aktien erwirtschaften ausreichend Rendite

Zur Schließung der Rentenlücke sind renditestarke Anlageformen wie Aktien gefragt, die verlässliche Renditen von mehr als vier Prozent erwirtschaften, wie sich beispielsweise anhand des DAX 30 für den Zeitraum von 1967 bis 2015 belegen lässt. Auch wenn die historischen Renditen eines monatlichen Sparplans auf den DAX 30 im kurzfristigen Bereich stark schwanken können, liegen sie bei Zeiträumen von mehr als 30 Jahren – wie in der Altersvorsorge üblich – stets über sechs Prozent; im Mittel sogar bei fast zehn Prozent (siehe Abbildung). Was aber kann die Politik in Deutschland tun, damit auch in Deutschland Aktien stärker für die Altersvorsorge genutzt werden?
DAI

Aktionsplan aktienorientierte Altersvorsorge

In unserem »Aktionsplan Aktienorientierte Altersvorsorge« haben wir Vorschläge ausgearbeitet, wie die Politik das Aktiensparen in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge fördern und Hindernisse, die eine entsprechende Anlage erschweren, abbauen kann.
 
So sollten Kunden, wenn sie es wünschen, auf Beitragsgarantien und Mindestverzinsungen verzichten können, da diese dazu führen, dass die Rendite der angelegten Beiträge dramatisch sinkt. Dies liegt daran, dass Anbieter von Altersvorsorgeprodukten einen sehr hohen Anteil der Ersparnisse in renditeschwächere, festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen investieren müssen, um das Garantieversprechen einhalten zu können.

Strategie zur finanziellen Bildung notwendig

Um die Rentenlücke zu schließen, müssen die Bürger einen wesentlichen Anteil des monatlichen Einkommens zusätzlich zurücklegen. Damit auch Geringverdiener dazu in der Lage sind, muss die bereits existierende staatliche Förderung deutlich erhöht werden. Der Vorschlag im Entwurf des Betriebsrentenstärkungsgesetzes, die Riester-Grundzulage leicht anzuheben, ist ein richtiges Signal – mehr aber auch nicht. Vielmehr sollte eine Dynamisierung in Abhängigkeit von den Beitragsbemessungsgrenzen in der allgemeinen Rentenversicherung eingeführt werden.
 
Darüber hinaus sollte die Bundesregierung mehr dafür tun, den Deutschen die Vorteile des Aktiensparens für das Alter näherzubringen. Andere Länder wie die Niederlande, Großbritannien oder die USA haben hierfür eine nationale Strategie zur finanziellen Bildung implementiert.

Signal pro Aktiensparen

Mit Blick auf die oben aufgezeigten Renditevorteile ist ein explizites Signal der Politik in Richtung Aktiensparen im Rahmen der Altersvorsorge notwendig. Ein klares Zeichen pro Aktiensparen ließe sich mit unserem Förderkonzept Altersvorsorge setzen, das zum Ziel hat, alle Formen des Aktiensparens für das Alter zu fördern, solange sie für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet sind.

Die Politik muss ein Zeichen setzen

Die staatliche Förderung sollte eine Aktienzulage seitens des Staates, deren Höhe von dem eingezahlten Betrag abhängt, und eine Freistellung der Aktienerträge von der Abgeltungsteuer nach einer Anlagedauer von 20 Jahren umfassen. Dies würde den langfristigen Aktienbesitz belohnen. Förderfähig wären zudem nur solche Sparpläne, die eine bestimmte Mindestaktienquote aufweisen, wie beim Fondssparen über vermögenswirksame Leistungen. Ferner sollen im Rahmen des Förderkonzepts Altersvorsorge Beitragsgarantien oder Mindestverzinsungen explizit verboten sein. Schließlich darf das angesparte Aktienvermögen nicht vor Renteneintritt aufgelöst werden, und es muss sichergestellt sein, dass das Geld – abhängig von der Lebenserwartung – über die gesamte Rentenphase ausreicht.
 
Die Politik muss ein deutliches Zeichen für aktienorientierte Altersvorsorge setzen, um sicherzustellen, dass die Bürger in Zukunft ihren Lebensstandard im Alter halten können.
 
Die ausführliche Studie Lebensstandard im Alter sichern - Rentenlücke mit Aktien schließen, welche das DAI gemeinsam mit dem Bankhaus Metzler, der DekaBank und Union Investment durchgeführt hat, finden Sie HIER zum Downloaden
Dr. Norbert Kuhn ist Leiter Unternehmensfinanzierung beim Deutschen Aktieninstitut e.V. (DAI)

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