Aus den Anlegerfehlern der Eltern lernen

Martina Palte, comdirect bank AG
Martina Palte / Bild: comdirect bank AG
Die Aktie hat in Deutschland traditionell einen schweren Stand. Während es in vielen anderen Industrieländern in den Köpfen der Menschen verankert ist, dass für einen ausgewogenen Mix Beimischung zur Altersvorsorge kein Weg an Wertpapieren vorbei führt, ist es in Deutschland immer noch üblich, an den klassischen Anlageformen wie Festgeld, Sparbücher und Rentenpapieren festzuhalten – obwohl diese aktuell keine Zinsen mehr abwerfen. So verschenken die Deutschen im wahrsten Sinne des Wortes Geld. Das ist schade, denn es gibt sie, die aussichtsreicheren Alternativen, die sich als Beimischungen im Sinne einer langfristigen, renditereichen Anlageform eignen. Wer zum Beispiel in den vergangenen Jahren im Leitindex Dax investiert war, kann auf eine Wertsteigerung von rund 100 Prozent über die vergangenen fünf Jahre zurück blicken.

Thema Aktien steckt nicht in den Köpfen der Jugend

Und die jungen Menschen hierzulande? Eifern sie ihren Eltern und Großeltern in Sachen Geldanlage nach? Ein Blick in die comdirect Jugendstudie verrät: Im Moment sieht es noch danach aus. Danach gefragt, welche Konten und Anlagen die Jugendlichen besitzen, gaben 81 Prozent das Girokonto und 52 Prozent das Sparkonto/Festgeldkonto an, jedoch nur 8 Prozent das Wertpapierdepot. Nur die jungen Bremer und Saarländer sind mit 13 respektive 14 Prozent etwas häufiger als der Bundesdurchschnitt in Wertpapiere investiert. Insgesamt rangiert aber sogar die Lebensversicherung in der Beliebtheitsskala mit 11 Prozent noch einen Platz vor dem Depot. Zum Vergleich: Bundesweit sind laut aktuellen Erhebungen rund 14 Prozent der Menschen in Aktien investiert – was im internationalen Vergleich ebenfalls ein niedriger Wert ist. Die Zahlen zeigen: Wie auch bei den Erwachsenen scheint das Thema Wertpapiere auch in den Köpfen der jüngeren Bevölkerung noch nicht angekommen zu sein. Liegt es an der mangelhaften Finanzbildung in Deutschland? Vieles spricht dafür – Aufklärung in Finanzfragen ist ein wichtiger Faktor, der in unserem Land zu kurz kommt. Diesen Aspekt hat mein Vorstands-Kollege Arno Walter kürzlich in einem Beitrag auf diesem Blog beschrieben.

Jugendliche haben ihre Finanzen immer im Blick

Diese Zahlen zeigen, dass in Sachen Altersvorsorge mit Wertpapieren noch kein richtiger Ruck durch die Bevölkerung geht – was vor dem Hintergrund des aktuellen Nullzinsumfelds eigentlich anders zu erwarten wäre. Doch weitere Ergebnisse der Studie geben auch Grund zur berechtigten Hoffnung auf eine verbesserte Situation in der nahen Zukunft. Denn die Basis für umsichtiges Sparen ist bei den Jugendlichen offensichtlich vorhanden: So pflegen junge Menschen überwiegend einen vernünftigen Umgang mit Geld. Sie haben ihre Finanzen immer im Blick. Um den finanziellen Überblick nicht zu verlieren, schreibt sich beispielsweise jeder zweite Jugendliche seine Ein- und Ausgaben auf. Dabei hilft auch das Angebot an digitalen Produkten, das von jungen Bankkunden sehr gut angenommen wird: Eine Finanz-App nimmt dafür etwa ein Viertel der Befragten zur Hilfe. Das sind vor allem die Jugendlichen, denen etwas mehr Geld zur Verfügung steht. Jeder Fünfte überlässt die Verwaltung seiner Finanzen auch gerne seiner Bank. Je älter die Jugendlichen jedoch sind, desto häufiger dokumentieren sie ihre Ein- und Ausgaben in Eigenregie.

Potenzial wäre vorhanden

Man sieht also: Das Potenzial für eine aussichtsreichere Altersvorsorge ist definitiv vorhanden, aber es wird mit Blick auf höhere Renditechancen durch Wertpapiere bislang nur in geringen Mengen ausgeschöpft. Gerade die Eigenregie, das selbstbestimmte, unabhängige Agieren in Finanzfragen ist ein großes Thema. Und auch die jungen Menschen wollen laut unserer Studie das Heft selbst in die Hand nehmen.

Die Zukunft liegt im Robo Advising

Wir als comdirect unterstützen die sogenannten Selbstentscheider schon heute mit intelligenten, auf klugen Algorithmen basierten Online-Tools zur besseren Geldanlage in Wertpapieren – und in 2017 bauen wir unser Angebot noch weiter aus: mit einer dynamischen Portfolioverwaltung, die einfach und bedienungsfreundlich sein wird. Denn wir glauben, dass Robo Advising, also die auf digitale Tools gestützte Ermittlung von Anlagebedürfnissen des Kunden, in Zukunft noch stärker dazu beitragen wird, das Anlegen von Geld in Wertpapieren zu vereinfachen.

Risiken gehören zur Börse wie Chancen

Klar, neben Chancen gibt es immer auch Risiken an der Börse. Doch hier sind wir wieder beim Thema Aufklärung. Was kann man tun, um von den langfristigen Rendite-Möglichkeiten von Wertpapierinvestitionen zu profitieren? Bei comdirect bieten wir Einsteigern die Möglichkeit, Sparpläne schon ab 25 Euro im Monat einzurichten, für ETF, Fonds oder auch Aktien. Besonders für junge Menschen, denen monatlich eher ein geringer Betrag zur Verfügung steht, ist das eine tolle Option. Das regelmäßige Sparen senkt das Anlage-Risiko, da zu vielen verschiedenen Zeitpunkten investiert wird und somit der Anlageerfolg nicht nur von einem Aktienkurs an einem einzigen Kauftag abhängig ist.

Die Geldanlage in Wertpapiere ist kein Hexenwerk

Mein Fazit lautet also: Den Deutschen muss die Skepsis gegenüber Aktien genommen werden. Die junge Bevölkerung sollte den Fehler der älteren Generationen, Wertpapiere als Anlageinstrument links liegen zu lassen, nicht wiederholen. Denn dieses Anlageverhalten birgt angesichts des Nullzinsumfelds ein großes Risiko: Altersarmut. Aufklärung und Einsteigertools von Finanzinstituten werden weiterhin ihren Beitrag dazu leisten, dass auch die Geldanlage abseits der klassischen Anlageformen für jedermann möglich und vor allem verständlich ist. Denn die Geldanlage in Wertpapiere ist kein Hexenwerk.
Martina Palte ist seit  2012 Mitglied im Vorstand der comdirect bank AG. Neben Kundenmanagement und Personal verantwortet sie als Operations- und Personalvorstand Recht, Datenschutz & Organisation, Informationssicherheit & Outsourcing-Steuerung sowie die Beratungsfelder. Darüber hinaus ist Palte stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Rechnen.

Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte sie eine Kreditausbildung im Firmenkundengeschäft der Commerzbank AG. Im Anschluss studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Nach einer weiteren Station als Filialleiterin bei der Commerzbank wechselte sie im Jahr 2000 zu comdirect. Eines ihrer zentralen Projekte für den Kundenservice war die Einführung eines weiterentwickelten Beschwerdemanagements zur optimalen Kundenbetreuung. Im Jahr 2003 erhielt Palte Prokura und wechselte zur Kreditrisikosteuerung. Als Leiterin verantwortete sie dort unter anderem die Einführung eines Risikofrühwarnsystems. Von 2011 bis 2012 leitete sie die Interne Revision mit direkter Berichtslinie zum CFO.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

UC DAX 18.168,61 1,40%
close

Populäre Aktien