Prof. Dr. Bernd Meyer / Bild: Berenberg
Der November gilt als einer der saisonal stärkeren Aktienmonate und hat dies dieses Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mehrere globale Aktienindizes legten kräftig zu – eine Ausnahme bildeten chinesische Aktien. Das Zusammenspiel aus sinkenden Zinsen und fallender Volatilität gepaart mit der „Goldlöckchen“-Hoffnung hat für das Kursfeuerwerk gesorgt. Unter der Oberfläche gab es starke Rotationen. So konnten Nebenwerte und Zykliker outperformen, vor allem zinssensitive Aktien mit ungesunden Bilanzen gehörten zu den relativen Gewinnern. Von hier aus würden wir eine Konsolidierung bzw. maximal ein Hochschleichen der Märkte erwarten. Dafür spricht, dass viele Aktien überkauft sind, die Aktienstimmung von Privatanlegern euphorisch und die Positionierung systematischer, aber auch fundamentaler Strategien deutlich angestiegen ist. Zudem dürfte es zum Jahresende hin Rebalancierungen geben – und nach der starken Outperformance von Aktien dürften diese zulasten von Anleihen tendenziell reduziert werden.
Kurzfristiger Ausblick: Im Zeichen der Zentralbanken
Die kommenden zwei Wochen stehen im Zeichen der globalen Zentralbanken. Am 13. Dezember hält die Fed und am 14. Dezember die EZB und BoE ihre monatlichen Sitzungen ab. Eine weitere Zinsanhebung durch eine der Zentralbanken preist der Markt aktuell mit starkem Konsens als höchst unwahrscheinlich ein. Die australische Notenbank gibt zudem ihre Zinsentscheidung am 5. Dezember bekannt, die kanadische Zentralbank am 6. Dezember. Auf politischer Bühne tritt am 7./8. Dezember die Euro-Gruppe zusammen, um über das EU-Budget zu entscheiden. Am 14./15. Dezember findet zudem der EU Leaders Gipfel statt. Dienstag stehen die Service-Einkaufsmanagerindizes (Nov.) für Europa, China und die USA an. Mittwoch dürften die ADP-Beschäftigungszahlen (Nov.) und die Handelsbilanz (Okt.), und Freitag die US-Arbeitslosenquote (Nov.), die Stundenlöhne (Nov.) und die Beschäftigungszahl außerhalb der Landwirtschaft (Nov.) für die USA mehr Aufschluss über die Robustheit der US-Konjunktur liefern.
- Deutsche Aktien legten im November knapp 10 Prozent zu und verzeichneten damit die beste November-Rendite seit 1962, wenn man das außergewöhnliche Corona-Jahr 2020 außen vorlässt.
- Unterstützt hat dabei die äußerst negative Anlegerstimmung gegenüber Europa und insbesondere Deutschland Ende Oktober. Dies gepaart mit fallenden Zinsen, weniger negativen Konjunkturüberraschungen, Rebalancierungen und der attraktiven Bewertung hat geholfen.
- Der Euro profitierte davon ebenfalls und legte gegenüber dem USD zu.
Ausgewählte Assetklassen aus dem Märkte-Monitor
- Negative Inflationsüberraschungen in Europa und kühlere Arbeitsmarktdaten in den USA verstärkten die Erwartungen der Anleger auf Zinssenkungen in der ersten Hälfte des Jahres 2024 auf beiden Seiten des Atlantiks. Dementsprechend schnitten zinssensitive REITs sowie Aktien der Industrienationen im vergangenen Monat am besten ab.
- Rohöl war dagegen der klare Verlierer über die letzten vier Wochen dank gestiegener US-Lagerbestände.
- Aktien legten im letzten Monat in der Breite zu. Weniger negative Konjunkturüberraschungen in Europa verliehen zinssensitiven Zyklikern zusätzlichen
Rückenwind – sie entwickelten sich am besten. Im November verzeichnete der deutsche DAX die beste Monatsperformance des Jahres und die europäischen Large Caps die zweitbeste.
- Defensive Werte bildeten dagegen das Schlusslicht, gefolgt von dem MSCI EM Asien und den japanischen Aktien.
- Die Erwartungen stärkerer Zinssenkungen spiegelten sich auch in einer breiten positiven Performance des Anleihemarktes wider. Unternehmensanleihen in USD schnitten über die letzten vier Wochen am besten ab. Das stärkere Pfund half der Performance der britischen Staatsanleihen in Euro, während italienische Staatsanleihen zusätzliche Unterstützung durch eine positive Rating-Überarbeitung durch Moody's erfuhren.
Prof. Dr. Bernd Meyer ist Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei
Berenberg
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Datum: 05.12.2023