Ausblick auf die Märkte – Alle Regionen entwickeln sich besser als erwartet

Tobias Friedrich, Santander Asset Management
Tobias Friedrich /Bild: Santander Asset Management
  • Weltkonjunktur hält sich besser als erwartet, auch die Öffnung der chinesischen
    Wirtschaft trägt dazu bei.
  • Der Ausblick in Europa hält sich weiter auf Energieengpässe sind ausgeblieben und die
    Angebotssituation entspannt sich.
  • Steht die USA vor einer Rezession? Ja, Nein, Vielleicht China öffnet

China öffnet seinen Markt wieder – und die Welt profitiert

China öffnet sich wieder und hat die Herdenimmunität erreicht. Kurzfristig dürfte die Wirtschaftsöffnung der chinesischen Konjunktur einen spürbaren Schub verleihen, der auch auf die Handelspartner Chinas ausstrahlen sollte. Das Wachstumsziel der kommunistischen Regierung wurde jüngst auf 5 Prozent gesetzt. Dank deutlicher Auf- und Nachholeffekte nach dem Ende der Null-Covid-Politik, die sich vor allem für die laufende erste Jahreshälfte abzeichnen, dürfte das Wachstumsziel in diesem Jahr gleichwohl gut einzuhalten sein. Die Erholung dürfte hauptsächlich vom privaten Konsum getragen werden.

In Europa hellt sich der Ausblick weiter auf

Der Ausblick für Europa hellt sich weiter auf. Zwar dürfte die Wirtschaftsleistung im Winter schwach bleiben, denn die hohen Preise für Energie und Nahrungsmittel haben die europäische Konjunktur hart getroffen. Nachdem die Verbraucher sich im Sommer nach zwei Coronajahren eine gute Urlaubssaison gegönnt hatten, ist die Region im vierten Quartal kaum noch gewachsen. So zeichnet sich für das erste Quartal 2023 eine Stagnation ab. Dennoch der Energieengpass ist ausgeblieben, die Angebotssituation entspannt sich weiter und für den Außenhandel resultieren positive Impulse aus der Umkehr der chinesischen Null Covid Strategie Die Stimmung unter den Unternehmen in der Eurozone zeigt sich jedenfalls im März so gut wie seit zehn Monaten nicht mehr. Der branchenübergreifende Einkaufsmanagerindex stieg zum Vormonat um 2,1 auf 54,1 Zähler. Dies war überwiegend auf den Dienstleistungsbereich zurückzuführen, dessen Index von 52,7 auf 55,6 Punkte stieg.

Stimmung in der deutschen Wirtschaft wird bessert

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im März trotz der jüngsten Marktturbulenzen verbessert. Das ifo Geschäftsklima stieg zum Vormonat um 2,2 auf 93,3 Zähler der fünfte Anstieg in Folge. Das Geschäftsklima verbesserte sich in allen betrachteten Bereichen, besonders aber im Verarbeitenden Gewerbe. In Schlüsselbranchen wie Autoindustrie, Chemie, Elektroindustrie und Maschinenbau hellte sich die Stimmung deutlich auf, was den niedrigeren Preisen für Energierohstoffe und der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft zu verdanken sein dürfte. Auch im Dienstleistungssektor entwickelten sich die Geschäfte deutlich besser. Der Erwartungsindex stieg auf den höchsten Wert seit 13 Monaten.

Guter Jahresstart in den USA könnte sich abschwächen

Die jüngsten Daten der US-Wirtschaft zeigen bisher einen guten Start in das neue Jahr. Vor allem die Einzelhandelsumsätze überraschten im Januar mit einem deutlichen Anstieg. Basis für die positive Entwicklung waren sowohl der noch immer sehr robuste Arbeitsmarkt als auch die Einkommenszuwächse während der COVID Krise. Letztere sollten sich aber mit der Zeit aufzehren und somit die Konsumnachfrage an Dynamik verlieren. In Verbindung mit Investitionsausgaben, die weiterhin unter den hohen Zinsen leiden, spricht dies für eine schwächere US-Konjunktur in diesem Jahr.
 
Die Lage in den USA bleibt extrem unübersichtlich. Insbesondere die inverse Zinsstruktur (kurzfristige Zinsen sind höher als langfristige) war in der Vergangenheit ein wichtiger Vorbote einer bevorstehenden Rezession. Während der immer noch extrem solide Arbeitsmarkt ganz klar gegen Rezession spricht. Hierbei gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass Arbeitsmarktangaben nachlaufende Konjunkturindikatoren sind, die erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren. Auch der vom Conference Board veröffentlichte US-Frühindikator, der etwas zum Konjunkturausblick verrät, ist aktuell auf einen Wert von 6,4 Prozent gefallen. Seit dem zweiten Weltkrieg befand sich die US-Wirtschaft immer dann in einer Rezession, sobald dieser Index die 5 Prozent Marke unterschritten hatte. Der ebenfalls sehr wichtige US-Einkaufsmanagerindex wiederum ist wider Erwarten signifikant nach oben geschossen – sein aktuelles Niveau lässt beispielsweise schon wieder auf eine Wachstumsbelebung schließen. Der Index für das verarbeitende Gewerbe stieg von 47,3 auf 49,3 – der höchste Wert seit April 2022 – der Index für Services legte deutlich von 50,3 auf 53,8 zu. Selbst das von der Atlanta Fed errechnete GDPNow zeigt eine reale Wachstumsrate von deutlich mehr als 2 Prozent im ersten Quartal 2023. Eine Rezession ist hier also nicht erkennbar.
Tobias Friedrich ist Senior Manager Markets & Clients bei Santander Asset Management Germany