Prosit - Auf eine friedliche Wiesn 2019

Ulrich Kirstein
Foto: BBAG/UK
Am Wochenende beginnt in München pünktlich zum Herbstanfang die fünfte Jahreszeit: Das Oktoberfest. Für uns immer Anlass, uns einem speziellen Thema zu widmen. So haben wir uns in einem ersten Artikel "Eine ganz besondere (Heimat-)Bindung" ganz allgemein über die zunehmende Beliebtheit des Tragens von Tracht auf der Wiesn ausgelasssen - und zwar bei Einheimischen und insbesondere Zugereisten aus aller Welt. Wurde aus der Tracht - das was man gewöhnlich trägt - also reine Verkleidung? Um das zu (er)klären, wandten wir uns einzelnen Kleidungsstücken zu: Bei den Männern sowohl der obligatorischen Lederhose - als auch dem Halstuch als typischen Stilmittel des Nicht-Bayern, sowie dem gerne getragenen rot-weiß-karierten Hemd, das eigentlich besser in die Weite Kanadas als in die Enge eines Bierzeltes passt. Und, selbstverständlich, widmeten wir uns der weiblichen Tracht, dem Dirndl, in aller Ausführlichkeit. Ans Eingemachte ging es schließlich, als wir uns Gedanken über Wiesn-Songs gemacht haben - mitsingen oder verzweifeln ist da die Devise! Damit das Singen besser gelingt, weil die Hemmschwelle sinkt, wollen wir uns dieses Mal mit dem Hauptnahrungsmittel auf der Wiesn befassen, dem Bier!

Das Bier auf dem Oktoberfest

So viel vorab: Das Oktoberfest ist nicht als reines Besäufnis konzipiert, bei dem der gewinnt, der schnellstmöglich die meisten Maß Bier in sich schütten kann! Es steht auch nirgends geschrieben, dass bereits vor dem Besuch der Wiesn dem Bier in hohem Maße zugesprochen werden muss, weil es sonst zu teuer wird. Oder kurz gesagt: Ein Wiesnbesuch muss nicht im Krankenhaus enden, um lustig gewesen zu sein und Schwindel kann man auch gut im Karussell oder der Achterbahn erzeugen.
 
Tatsächlich beklagen Brauereien seit Jahren den abnehmenden Bierkonsum. Auf dem Oktoberfest 2018 wurden für 6,3 Mio. Besucher 7,9 Mio. Maß ausgeschenkt - wenn man die vielen Kinder und wenigen Abstinenzler abzieht, kommt pro Biertrinker einiges zusammen! Es sind nur sechs Brauereien, die auf der Wiesn ausschenken dürfen - weil nur Brauereien, die ihr Wasser aus einem Tiefbrunnen im Bereich der Stadt München beziehen, zugelassen werden. Außerdem muss das Bier eine Stammwürze von mindestens 13,6 Prozent aufweisen. Ansonsten lassen sich die Braumeister jedes Jahr etwas Besonderes einfallen - schade, dass die meisten es nach der dritten Mass gar nicht mehr schmecken. Außerdem ist Hopfen nicht gleich Hopfen und Malz nicht gleich Malz - je nach Sommer schmecken die Rohstoffe durchaus unterschiedlich, man kennt das ja vom Wein. Aktuell sind die Brauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten auf der Wiesn aktiv - wobei nur noch Augustiner und Hofbräu tatsächlich Münchner Brauereien sind, die anderen längst zu internationalen Konglomeraten gehören.
 
Insgesamt 146 Gastro-Betriebe kümmern sich heuer um die Besucher auf der Wiesn, darunter 17 Großzelte und 21 Mittelbetriebe. 120.000 Gastplätze stehen zur Verfügung, allein das Hofbräu verfügt inklusive "Garten" - das sind die von einem Bretterzaun umgebenen Außenanlagen, die mit einem Biergarten so viel gemein haben wie ein Garagenvorplatz - über 9.991 Gastplätze. Der Bierpreis liegt dieses Jahr im Übrigen zwischen 10,80 Euro und 11,80 Euro - 2018 waren es noch 10,70 Euro bis 11,50 Euro. Und da sage noch einer, wir hätten keine Inflation! 
 
"Auf eine friedliche Wiesn", so eröffnet der Münchner Oberbürgermeister traditionell die Wiesn. Das hat seinen Hintergrund - 256 Körperverletzungen gab es auf der Wiesn 2018, davon 27 mit Maßkrug. Insofern schließen wir uns den Wünschen des OB gerne an: Mögen alle friedlich bleiben, mit und ohne Maßkrug!