Fed-Politik - ab dem ersten Quartal 2022 kommt der Deckel drauf

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding / Bild: BlueBay Asset Management
Die Renditen von US-Staatsanleihen gingen in der vergangenen Woche leicht zurück, da die Inflationserwartungen an den Rentenmärkten nachgaben. Ein günstiges Marktumfeld, in dem sich Kreditspreads verengten, Volatilität an den Aktienmärkten sank und finanzielle Bedingungen wieder auf ihre postpandemischen Tiefststände zurückgingen, bedeutete einen guten Risikohandel. Im Moment scheint das Marktnarrativ zu sein, dass die Inflation vorübergehend sein wird – aber für wie lange?

Werden die Märkte an der ersten oder letzten Hürde fallen?

Letztlich wird ein Punkt kommen – und wir denken eher früher als später – an dem die Marktteilnehmer erkennen müssen, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweist, als gedacht. Die nächste Hürde ist der NFP-Arbeitsmarktbericht (Non Farm Payrolls, NFP) in der kommenden Woche. Angesichts des robusten Trends auf dem Arbeitsmarkt, mit zuletzt allerdings schwächeren Zahlen als erwartet, könnte eine erneute Überraschung die Marktteilnehmer wieder auf die Probe stellen.

Der Vizechef der US-Notenbank Federal Reserve, Richard Clarida, hat jedenfalls angedeutet, dass der Offenmarktausschuss der Fed in den kommenden Sitzungen offen über eine mögliche Reduzierung der QE-Käufe diskutieren wird – ein weiteres Zeichen dafür, dass die US-Zentralbank beginnt, Änderungen ihrer politischen Rhetorik in Betracht zu ziehen. Sollten sich die Inflationsdaten in den kommenden Monaten verdichten, gehen wir davon aus, dass das Thema bis zum Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im August zu lebhaften Debatten führen wird: Die an die Öffentlichkeit kommunizierten Gesprächsinhalte werden zunächst eine Ankündigung des Taperings auf der Fed-Sitzung im September vorbereiten, woraufhin wahrscheinlich ab dem ersten Quartal 2022 der Deckel langsam auf die US-Geldpolitik geschoben wird.

Zunächst aber liegt der Fokus auf dem bevorstehenden US-Arbeitsmarktbericht. Eine überraschend starke NFP-Zahl ist angesichts der kräftig anziehenden konjunkturellen Entwicklung fällig. Diese Korrektur nach der Schwäche des vergangenen Monats könnte den Falken in der Fed zu Beginn des Sommers einige erste Flugstunden bescheren.

In Europa winkt eine geldpolitische Neuausrichtung

In der Euro-Zone gingen Renditen im Laufe der Woche ebenfalls etwas zurück, da EZB-Beamte Gedanken an eine bevorstehende Straffung der Geldpolitik schnell zerstreuten. Die Renditen 10-jähriger Anleihen fielen wieder auf -0,2 %, nachdem sie zuvor mit der Möglichkeit einer Rückkehr in den positiven Bereich geliebäugelt hatten. Währenddessen erholten sich die Kreditspreads in der Peripherie von ihren Jahreshöchstwerten.
Marktspekulationen, dass die EZB ihre PEPP-Anleihenkäufe reduzieren könnte, wenn sie das Programm auf der Juni-Sitzung neu bewertet, wirken verfrüht aus, da Europa in Bezug auf fiskale Expansion und Covid-Impfraten immer noch hinterherhinkt. Dennoch sehen wir in der zweiten Jahreshälfte wirtschaftlichen Aufholbedarf und gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres 2021 in Verbindung mit einer Neuausrichtung des bestehenden PSPP-Programms eine Reduzierung des PEPP erfolgen wird.

In Großbritannien sieht die Datenlage im Zuge der Wiedereröffnung der Wirtschaft immer stärker aus. Die Einzelhandelsumsätze liegen jetzt 11% über dem Niveau vor der Pandemie und der britische PMI erreichte für das verarbeitende Gewerbe ein Rekordhoch, wobei der Preis- und Kostendruck der stärkste seit 13 Jahren war. Auch das Verbrauchervertrauen verbesserte sich wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Unter Annahme einer reibungslosen Wiedereröffnung am 21. Juni, Eindämmung der Covid-Varianten und anhaltend positiver Datenpunkte erwarten wir, dass sich der Druck auf die BoE in Richtung einer restriktiveren Politik erhöht und das trotz anhaltender Bemühungen, eine ungerechtfertigte Verschärfung der Finanzbedingungen einzudämmen, bis die Arbeitslosenzahlen in Q3/4 (Ende der Kurzarbeit) klarer werden.
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
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