Luc Olivier, LFDE

Zwischen Fast Fashion und Recycling: Die Textilindustrie und nachhaltige Fasern

Die ökologischen Folgen der Textilindustrie sind massiv: 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, ein Wasserverbrauch in der Größenordnung von 85 Millionen Olympia-Schwimmbecken und ein Anteil von 9 Prozent an der Mikroplastikverschmutzung der Ozeane.

Luc Olivier, LFDE

Angetrieben vom Boom der Fast Fashion verschärfen sich diese Herausforderungen weiter. Der weltweite Textilmarkt ist aktuell rund 1,07 Billionen US-Dollar schwer und dürfte bis 2032 auf über 1,67 Billionen wachsen. Umso dringlicher ist ein grundlegender Kurswechsel. Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten, ist dabei nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell mit Blick auf die Anlageperformance notwendig. 

Materialien: natürlich und recycelbar

Zentral für den Wandel ist die Frage, aus welchen Materialien Textilien künftig bestehen werden. Der Anteil synthetischer Fasern wie Polyester, Nylon oder Acryl liegt inzwischen bei über 60 Prozent. Sie sind zwar günstig und robust, aber auch umweltschädlich und schwer zu recyceln. Deshalb stehen zwei Prioritäten im Vordergrund: die Entwicklung besser recycelbarer Materialien und der Einsatz natürlicher, verantwortungsvoll gewonnener Fasern. Dabei gilt jedoch: Auch Pflanzenfasern können Umwelt und Biodiversität belasten. Gefragt ist ein pragmatischer, aber ambitionierter Ansatz, der Innovation und Ressourcenschonung verbindet.

Textilinnovationen: Von Hightech-Recycling bis hin zur Holzfaser-Revolution

Die Transformation beginnt entlang der gesamten Wertschöpfungskette. So setzt Adidas seit 2024 zu 99 Prozent recyceltes Polyester ein und will ab 2030 zusätzlich 10 Prozent aus recycelten Textilabfällen gewinnen. Das Unternehmen war Vorreiter bei der Verwendung von Ozeanplastik und entwickelt eigene Recyclingprozesse. Auch in der Rohstoffgewinnung gibt es Fortschritte: So haben die finnische Metsä Group und das Chemieunternehmen Kemira mit „Kuura” eine synthetische Zellulosefaser auf Basis nachwachsender Rohstoffe entwickelt. Der Markt für solche MMCF-Fasern und Textilrecycling könnte künftig jährlich um über 8 Prozent wachsen – und eröffnet neue Anlagechancen im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Impact-Investoren als Wegbereiter des Wandels

Noch sind diese Initiativen Einzelfälle, doch sie markieren den Beginn eines tiefgreifenden Wandels. Ähnlich wie bei der Energiewende ist eine systemische Umstellung der Branche erforderlich. Impact-Investoren spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie stellen Kapital bereit, führen den Dialog mit Unternehmen und fördern konkrete Fortschritte. Wir konzentrieren uns gezielt auf solche Innovationsführer. Denn wer heute nachhaltig wirtschaftet, schafft langfristig stabile Geschäftsmodelle und trägt aktiv zur Lösung globaler Herausforderungen bei.

Luc Olivier

Luc Olivier ist Fondsmanager des Echiquier Positive Impact Europe bei LFDE - La Financière de l’Echiquier (LFDE), eine der führenden Vermögensverwaltungsgesellschaften Frankreichs. Das Unternehmen wurde 1991 gegründet und ist seit Juli 2023 eine Tochtergesellschaft von LBP AM. LFDE verwaltet ein Vermögenvon mehr als 25 Milliarden Euro (30.06.2025), beschäftigt über 170 Mitarbeitende und vertreibt seine Fonds in den Benelux-Ländern, in Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und Spanien.