Karl im Brahm, Objectway

Wie Banken Milliardenverluste bei der Kernbankmigration vermeiden

Finanzinstitute müssen ihre veralteten Kernbankensysteme modernisieren, um Prozesse zu automatisieren, regulatorische Vorgaben zuverlässig zu erfüllen, Risiken zu minimieren und schneller neue Produkte auf den Markt bringen zu können. Doch rund 80 Prozent aller Migrationsprojekte scheitern – meist an unvollständigen oder fehlerhaften Daten.

Karl im Brahm, Objectway

Das Kernbankensystem ist das Herzstück einer Bank – es steuert sämtliche Prozesse von der Kontoführung über Zahlungsverkehr bis hin zu Kreditvergabe und Reporting. Während viele Institute ihre Kundenschnittstellen bereits modernisiert haben, laufen die Kernsysteme oft noch auf veralteten Plattformen. Um effizienter zu werden und regulatorische Anforderungen wie DORA und BCBS 239 erfüllen zu können, müssen Banken ihre Kernsysteme auf moderne, modulare Plattformen migrieren. Dabei stoßen sie jedoch auf eine Vielzahl an Herausforderungen: komplexe Altsysteme, historische Daten in unterschiedlichen Formaten und Qualität sowie fehlende interne Kapazitäten. Das macht die Migration zu einem risikobehafteten Prozess. Kein Wunder also, dass rund 80 Prozent aller Migrationsprojekte scheitern. 

Die größte Hürde ist dabei nicht etwa das Budget oder die Technologie – sondern die Datenqualität. Fehlerhafte Migrationen können für große Institute schnell zu zweistelligen Millionenverlusten führen. Gleichzeitig geraten auch kleine und mittelständische Banken unter Druck. Diese Finanzinstitute stehen vor der Herausforderung, trotz knapper Budgets und begrenzter IT-Kapazitäten umfangreiche Migrationsprojekte umzusetzen. Wer frühzeitig auf Datenqualität, umfassende Tests und ein modulares Vorgehen setzt, kann Projekte im Budget halten und Risiken minimieren. Objectway hat für diesen Zweck ein Migrationsframework entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse mittelgroßer Institute zugeschnitten ist. Es kombiniert strukturierte Datenprüfung, agile Projektsteuerung und eine schrittweise Migration über klar definierte Funktionsbereiche wie Zahlungsverkehr oder Kundendatenmanagement. Welche zentralen Unterschiede es bei der Kernbankmigration zwischen kleineren und großen Instituten gibt – und wie Banken mittels Dual Run, MVP und modularen Migrationsframeworks diese Herausforderungen meistern können, erläutert der Experte.

Diese Strategien machen Daten startklar für Projekte

Ein Großteil der Fehlschläge bei der Kernbankmigration lässt sich auf fehlerhafte, unvollständige oder widersprüchliche Daten zurückführen. Große Banken müssen historisch gewachsene IT-Landschaften über Ländergrenzen hinweg harmonisieren. Kleinere Institute haben zwar weniger Systeme, aber ihnen fehlen oft Zeit und Personal für eine gründliche Datenbereinigung. Erfolgreiche Projekte behandeln Datenmigration deshalb als eigenständiges Teilprojekt – mit klaren Verantwortlichkeiten, ausreichendem Budget und einer frühzeitigen Planung. Automatisierte Prüfroutinen, wiederholte Testmigrationen und einheitliche Datenformate sind dafür unverzichtbar. In Abhängigkeit von der Größe des Unternehmens ist zu raten: Während Großbanken von zentraler Data Governance und Automatisierung profitieren, empfiehlt Objectway für kleinere Institute einen sogenannten MVP-Ansatz, bei dem zunächst die Kernfunktionalitäten implementiert werden, um schnelle erste Ergebnisse zu erzielen und die Komplexität zu reduzieren.

Verzögerungen können zu Millionenverlusten führen 

Neben Datenqualität ist Zeit der kritischste Erfolgsfaktor. Für Großbanken können Verzögerungen blockierte Ressourcen, verzögerte Produkteinführungen und eine geschwächte Wettbewerbsfähigkeit bedeuten – mit Folgekosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Ein bewährtes Instrument für diese Institute ist der „Dual Run“, bei dem das alte und das neue System parallel betrieben werden, um Risiken zu minimieren und den Übergang kontrolliert zu gestalten. Für kleinere und mittelgroße Banken hingegen empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen mit festen Meilensteinen und strenger Qualitätskontrolle in jeder Phase. Standardisierte Migrationspakete und automatisierte Tests helfen dabei, Fehlerquellen zu reduzieren und Budgets im Rahmen zu halten. Um den Migrationsaufwand langfristig zu reduzieren und Risiken zusätzlich zu minimieren, weist der Experte darauf hin, dass Banken auch auf SaaS- und BPaaS-Modelle setzen können. Dabei handelt es sich um cloudbasierte Software- und Geschäftsprozesslösungen, die IT-Betrieb und Infrastruktur auslagern. So können Banken Skalierbarkeit und Resilienz erhöhen und zugleich flexible Kostenstrukturen realisieren.

Regulatorischer Druck und Marktfragmentierung erschweren die Migration in Deutschland 

Auch die sich ständig wandelnden regulatorische Anforderungen wie DORA, BCBS 239 oder die DSGVO verschärfen die Lage. Fehlerhafte Migrationen gefährden nicht nur den Geschäftsbetrieb, sondern ziehen auch aufsichtsrechtliche Konsequenzen nach sich. Die stark fragmentierte deutsche Bankenlandschaft verschärft die Situation zusätzlich. Viele kleinere Institute arbeiten noch mit Kernbanksystemen, die weder modular noch skalierbar sind. Objectway begegnet dem mit einem modularen Migrationsframework: Zunächst werden ausgewählte Kernfunktionen wie Zahlungsverkehr oder Kundenstammdaten migriert; weitere Module folgen, sobald die ersten stabil laufen. Vorintegrierte Module für regulatorische Anforderungen und automatisierte Tests gewährleisten eine sichere, kosteneffiziente Umsetzung – oft mit Budgets im einstelligen Millionenbereich.

Migration ist kein IT-Projekt – sondern eine Führungsaufgabe

Erfolgreiche Migrationen hängen weitgehend von der Unternehmenskultur ab. Oft fehlen klare Zuständigkeiten und die Abstimmung zwischen Fachbereichen und IT – das Projekt wird nicht strategisch verankert. Gerade kleinere Banken mit schlanken Strukturen tun sich hier schwer. Objectway setzt deshalb auf einen methodischen Rahmen mit klar definierten Rollen, agilen Steuerungsmodellen und einer engen Verzahnung von Business und IT. Es ist entscheidend, für ein so umfassendes Migrationsprojekt einen Partner zu wählen, der die spezifischen Herausforderungen versteht, Risiken antizipiert und sie in Wettbewerbsvorteile verwandelt.

Karl im Brahm

Karl im Brahm ist DACH-CEO bei Objectway. Seit mehr als 30 Jahren baut Objectway erfolgreiche Partnerschaften mit Banken, Vermögensverwaltern und Asset Managern auf, um deren Geschäft zu stärken und zu skalieren und dabei ein übergeordnetes gesellschaftliches Ziel zu verfolgen: Kapitalerhalt und Verbesserung des finanziellen Wohlergehens ihrer Kunden. Objectway bietet eine führende As-a-Service-Wachstumsplattform für Banken, Vermögens- und Asset-Manager und deren Investoren. Als ein globaler TOP-100-FinTech-Anbieter (IDC FinTech Rankings) verwaltet Objectway über 1 Billion Euro an Vermögenswerten und unterstützt mehr als 100.000 Anlageexperten (Finanzberater, Privatbankiers, Kundenbetreuer) bei der Verwaltung von über 700 Milliarden Euro AUM für mehr als 5 Millionen Anleger. Objectway verfügt über eine globale Organisation mit über 800 Geschäfts- und Technologieexperten, die von Niederlassungen in Italien, Großbritannien, Belgien, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Irland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kanada aus arbeiten.