Vor den Zwischenwahlen: Don’t cry for the past, Argentina
Das war auch dringend nötig, denn zu seinem Amtsantritt war das südamerikanische Land in einer katastrophalen Verfassung: Die Jahresinflationsrate war mit mehr als 210 Prozent eine der höchsten weltweit, die monatliche Teuerung betrug 25,5 Prozent. Die Armutsquote lag bei 45 Prozent und die Wirtschaft steckte in einer Rezession. Das ehemals reiche Argentinien kämpfte mit dem Erbe jahrzehntelanger peronistischer Misswirtschaft, fehlgeleiteter sozialistischer Politik, Korruption und staatlicher Bevormundung.
Und dann kam Milei mit der Kettensäge
Er senkte die Staatsausgaben real um 30 Prozent, löste die Hälfte aller Ministerien auf und entließ 33.000 Staatsangestellte. Mit einem Federstrich baute er die überbordende Bürokratie ab – getreu seiner Überzeugung: Der Staat ist nicht die Lösung, sondern das Problem. Diesen Satz prägte schon der damalige US-Präsident Ronald Reagan in den 1980er-Jahren und er hat seither meiner Meinung nach nichts von seiner Gültigkeit verloren. Beispiel Wohnungsmarkt: Milei hob die jahrzehntelang geltende Mietpreisbremse auf. Daraufhin stiegen die Mieten zwar zunächst. Aber: Plötzlich wurde auch wieder gebaut und mehr Wohnungen kamen auf den Markt. Mittlerweile sind die Mieten deutlich gesunken.
Eindrucksvolle Erfolge
Frei nach dem berühmten Welthit könnte man sagen: „Don’t cry for the past, Argentina“. Denn Mileis Erfolge können sich sehen lassen und lassen die düstere Vergangenheit allmählich verblassen. Die monatliche Inflationsrate sank von 25,5 Prozent auf zuletzt ca. 2,1 Prozent im September. Die Jahresinflation ist von 211 Prozent auf ca. 31,8 Prozent (Stand: September 2025) gesunken. Argentinien verzeichnet erstmals seit 14 Jahren wieder einen Haushaltsüberschuss, die Wirtschaft wächst inzwischen wieder mit rund 5 Prozent. Und die Armutsquote, die zu Beginn seiner Amtszeit kurzzeitig auf über 50 Prozent gestiegen war, ist inzwischen auf rund 39 Prozent gefallen – deutlich unter den Ausgangswert.
Natürlich gibt es weiterhin Herausforderungen: Die Armutsquote ist nach wie vor hoch und der Peso steht unter Druck. Man muss aber realistisch bleiben: Jahrzehntelange sozialistische Misswirtschaft lässt sich nicht in zwei Jahren korrigieren. Mileis Politik braucht Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Sie zeigt aber bereits Wirkung, auch wenn das viele Menschen hierzulande nicht wahrhaben wollen.
Die argentinische Warnung für Deutschland
Milei ist Wirtschaftsprofessor, er versteht die Zusammenhänge. In Deutschland hingegen haben wir Politiker ohne Berufsausbildung oder abgeschlossenes Studium, die über Mietpreisbremsen und Enteignungen von Wohnungsbaukonzernen fabulieren. Sie haben noch nie ein Unternehmen geführt, nie eine Bilanz gelesen – aber wollen der Wirtschaft vorschreiben, wie sie zu funktionieren hat.
Kein Wunder, dass sich Deutschland mittlerweile auf dem Weg befindet, der Argentinien ins Verderben führte: den Weg zum Verschuldungsstaat. Zwar liegt die Staatsverschuldung aktuell noch bei rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung – Tendenz aber stark steigend. Bereits 2029 werden es voraussichtlich 90 Prozent sein, dank hunderten Milliarden Euro an „Sondervermögen“ – oder, wenn man ehrlich ist: Sonderschulden, die auf Pump finanziert werden.
Weniger Politik wagen
Zugegeben: Noch ist die Situation in Deutschland weit von der Lage in Argentinien vor Mileis Amtsantritt entfernt. Und der Leidensdruck hierzulande ist ohnehin noch nicht annähernd so hoch wie in Argentinien vor zwei Jahren. Entsprechend sind Reformen – auch wegen der Blockadehaltung der SPD – nicht in Sicht. Das sollte aber nicht den Blick darauf verstellen, dass etwas geschehen muss, um den Wohlstand für die Zukunft zu sichern. Und die Lösung ist so einfach wie unpopulär: weniger Politik – wie es Professor Daniel Zimmer, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Monopolkommission, schon 2013 in seinem gleichnamigen Buch forderte. Je mehr Wissen sich der Staat anmaßt, je mehr er reguliert und reglementiert, desto mehr erstickt die Wirtschaft. Und mit ihr das Unternehmertum.
Für Anleger ist Argentinien noch lange nicht wieder attraktiv
Argentinien ist noch lange nicht wieder für Anleger interessant, auch wenn seit Kurzem endlich wieder der richtige Weg eingeschlagen wird. Dieser Abstieg auch an den internationalen Kapitalmärkten ist in historischer Perspektive durchaus bemerkenswert. Vor dem 1. Weltkrieg zählte Argentinien zu den reichsten Ländern der Erde. Das ist lange her. Aber diese Entwicklung hält eine Warnung für Deutschland bereit. Sie zeigt, wohin jahrzehntelange Misswirtschaft führen kann.
Für Investoren ergibt sich daraus eine klare Lehre: Finger weg von sozialistisch-etatistisch regierten Staaten. Je mehr Etatismus herrscht, je mehr sich der Staat anmaßt, Unternehmer spielen zu wollen und in die Wirtschaft einzugreifen, desto düsterer ist die ökonomische Lage – und desto unattraktiver wird ein solcher Staat für die Kapitalmärkte. Setzt sich die Entwicklung in Deutschland so fort, könnte es in einigen Jahrzehnten in Deutschland daher heißen: „Cry for the past, Germany“. Denn dann gehören der Wohlstand und die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland für internationale Investoren ebenfalls der Vergangenheit an.
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