Ulrich Kirstein, Börse München

Trumps Angriff auf die Weltwirtschaft - eine Rezension

Donald Trumps Spiel mit den Zöllen, als er an dem von ihm so genannten "Tag der Befreiung" eine Tafel mit absurden Zöllen für die halbe Welt in die Höhe hob wie weiland Moses die Gesetzestafeln, hat die Weltwirtschaft und nicht zuletzt die Börsen in Aufruhr gebracht. Zeit, sich einmal näher mit Sinn und Unsinn von Zöllen näher zu befassen, dachte sich der britische Wirtschaftsjournalist Philip Coggan und schrieb ein sehr aktuelles Buch.

Cover / Bild: FinanzBuch Verlag

Ist es überhaupt sinnvoll ein Buch zu empfehlen, das sich mit Trumps Zollpolitik befasst, die sich bekanntlich fast täglich ändert? Philipp Coggan hat mit Trumps Angriff auf die Weltwirtschaft genau dies getan. Er hat schnell auf die Zollankündigungen von Donald Trump am 2. April 2025 reagiert, sein Buch datiert vom 31. Mai 2025. Bekanntlich hat Trump in der Zwischenzeit viele der damals anvisierten Zölle wieder zurückgenommen, teilweise entschärft, verschoben und wieder angedroht, um sie kurz darauf wieder zurückzunehmen. Allein Trumps Zoll-Maßnahmen zwischen dem 1. Februar und 30. Mai 2025 machen im ersten Kapitel mit dem bezeichnenden Titel ”Wo Ordnung herrscht, soll Chaos sein" zwei Seiten mit Bulletpoints aus. Da auf dem Laufenden zu bleiben, ist schwierig und das ist auch einer der Hauptvorwürfe nicht nur Coggans: Trump schürt Unsicherheit im Welthandel. Warum das Buch trotzdem höchst aktuell ist? Weil Coggan die Bedeutung des Welthandels für den Wohlstand der Menschen herausstreicht und die negativen Auswirkungen von Zöllen historisch erklärt.

Zölle schaden dem eigenen Land

In sechs Kapiteln erklärt Philipp Coggan die Welt des Handels in einer arbeitsteiligen Welt, wobei er im letzten Kapitel “Der Mann ohne Plan” versucht, Donald Trump auf die Schliche zu kommen. Doch vor allem geht es Coggan darum, zu erklären, dass Zölle vordringlich den Ländern schaden, die sie erheben. So zitiert er bereits in der Einleitung eine Studie, die Zölle in 150 Ländern über einen Zeitraum von 50 Jahren untersuchte und feststellte, dass Zölle signifikante negative Auswirkungen auf die Produktion und Produktivität haben und zu höherer Arbeitslosigkeit und größerer sozialer Ungleichheit führten. Denn, um nur ein Beispiel zu nennen, um die Zölle zu umgehen, wird Produktion wieder ins Land zurückgeholt, die eigentlich im Ausland günstiger erstellt werden könnte. Da überdies Konkurrenz fehlt, werden die Waren im eigenen Land teurer und schlechter produziert. 

Die Globalisierung schafft Wohlstand

Neben den erhöhten Einnahmen, die seine Steuersenkungen an die Reichen kompensieren sollten, führt Trump die Zölle gerne auch als Mittel vor, um Industrie in die USA zurückzuholen und damit das Handelsdefizit zu vermindern. Doch das sei ein Irrglaube, denn die Zahl der Industriearbeiter geht in Ländern mit und ohne Handelsdefizit gleichermaßen zurück, die Ursache liegt vor allem in der Automatisierung. Im zweiten Kapitel “Handel ist das Wesen des modernen Lebens” erläutert Coggan die Vorteile des Handels von der Steinzeit über Adam Smith bis hin zur ersten Globalisierungsphase Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem streicht er das GATT-Abkommen Mitte der 1960er Jahre, als die “Globalisierung Fahrt aufnahm”, heraus. Und, um der Trump-Fraktion endgültig den Wind aus den Segeln zu nehmen, widmet er sich den wahren Ursachen für Handelsüberschüsse. Die Zölle Trumps haben dabei “keine intellektuelle Grundlage”, vielmehr scheint der US-Präsident “die merkantilistische Ansicht zu vertreten, dass Exporte gut und Importe schlecht sind”. Coggan weist daraufhin, dass die USA zwar ein Handelsdefizit bei Waren hat, aber einen Überschuss bei Dienstleistungen. 

Der Wackelpudding hält

Wir wollen hier nicht mehr verraten, im letzten Kapitel schreibt Philipp Coggan, die “Wirtschaftspolitik von Donald Trump zu analysieren, ist in etwa so, als wolle man Wackelpudding an die Wand nageln”. Für die aktuelle Handelspolitik, sofern man dies überhaupt so nennen möchte, ist Coggan dies erstaunlich gut gelungen, der Pudding hält an der Wand! Was er dieser Politik vor allem ankreidet, ist, dass sie die Handelspartner abgeschreckt und Verbüdete vor den Kopf gestoßen hat und die USA in einem schlechten Licht erscheinen lässt. Aber “Soft Power” sei harte Währung eines Staates, die Trump mehr und mehr verspielt. Der britische Wirtschaftsjournalist, der unter anderem für The Economist und die Financial Times geschrieben hat, legt einen leicht lesbaren, fundierten, mit vielen Daten, anschaulichen Vergleichen und Anekdoten bereicherten Band vor. Und das  auf gerade einmal 125 Seiten und für alle, die es ganz genau wissen wollen, mit einer Vielzahl an Fußnoten versehen. 

Philip Coggan

Trumps Angriff auf die Weltwirtschaft

Wie Amerikas Zollpolitik einen globalen Handelskrieg entfacht und unseren Wohlstand gefährdet

Softcover, 144 Seiten

Erschienen: Oktober 2025

ISBN: 978-3-95972-052-6

12,00 Euro

Ulrich Kirstein

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München. Er ist seit 2010 bei der Börse beschäftigt, zuvor war der studierte Betriebswirt und Kunsthistoriker u.a. Redakteur und Chef vom Dienst einer überregionalen Wirtschaftszeitung sowie Ausstellungskurator in München. Er ist außerdem Co-Autor von Börse für Dummies, Aktien für Dummies und Börsenpsychologie simplified.