Süßer Weihnachtsbonus
Pleiten oder Pannen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, allein daran erkennbar, dass sich die Ausblicke aufs kommende Jahr mehren. Rosig sieht es aber nicht aus, zumindest für unser Land: „Institute kappen Prognose“, schreibt die Börsen-Zeitung: „Sorge um Wirtschaftsstandort – Fuest mahnt Frühling der Reformen an“, heißt es weiter. Dabei war uns doch bereits ein „Herbst der Reformen“ versprochen worden und wir ahnen leise, dass es auch der St.-Nimmerleinstag werden könnte. Damit die Wirtschaft wächst, müssen Unternehmen investieren, doch daran hapert es: „Ifo: Unternehmen investieren weniger“, berichtet das Handelsblatt. Nur schwer investieren können Unternehmen, die Pleite sind, weshalb hier noch die dritte Hiobsbotschaft folgt: „23.900 Firmenpleiten, 11-Jahres-Hoch – so dramatisch ist die Lage des Mittelstandes“, titelt Die Welt. Jetzt hätten wir aber noch gerne eine gute Nachricht zum Fest: Der Euro bleibt uns erhalten, nicht nur als Währung, auch symbolisch: Das Zeichen vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt, blau mit goldenen Sternen garniert, 14 Meter hoch, bleibt erhalten. Sponsoren wurden gefunden, die echte Euro dafür ausgeben, schon allein um Schäden aus Vandalismus zu bekämpfen. Geschaffen wurde die Skulptur 2001 vom Konzeptkünstler Ottmar Hörl im Zeichen der damaligen Euro-Euphorie. „Erhalt der Frankfurter Euro-Skulptur gesichert“, klärt uns die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf.
Kampf oder Traum
Eine eindeutige Tendenz konnten wir dieses Mal den Finanzmagazinen nicht entnehmen, außer dass sie sich eher optimistisch geben: „5 Kaufsignale“ gibt uns Der Aktionär und zeigt auf dem Titelbild dreidimensionale Chartkerzen, eine passend mit Nikolausmütze garniert. Weiter fragt das Magazin: „Weihnachtsbonus gefällig? Beschenken Sie sich selbst mit diesen Traum-Trades“. „Süße Rendite“ und „Duftes Duell“ wird zusätzlich geboten. Focus Money präsentiert „die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt“. Wer will, kann sie in einem großen Euro-Zeichen als Logo wiederfinden (wir haben aber nicht gezählt, ob es alle sind!). „Die Erfolgsformel der Top-Konzerne“ wird dabei offenbart und „welche Aktien ins Depot gehören“. Glasklar formuliert Börse Online: „10 Aktien – 6 Monate – 50 % Gewinn“. Euro am Sonntag bietet gleich Superman versus Batman auf: „Kampf an der Börse. Welche Aktien schnell hohe Gewinne einfahren“. Wir können die Leser beruhigen: Bei uns an der Börse geht es sehr friedlich zu. Die WirtschaftsWoche hat zumindest einen „Plan für Ihr Geld 2026“, illustriert mit einem Anzugträger in einem Ballon, geformt als grüner Bullenschädel…
Eis oder Detektiv
Der Name Magnum steht für die etwas Älteren unter uns vor allem für eine Fernsehserie, die auf Hawaii spielte und neben einem roten Ferrari 308 GTS den Privatdetektiv Thomas Magnum, gespielt von Tom Selleck, zum Protagonisten hatte. Nun gut, außerdem natürlich noch Mr. Higgins und die beiden Dobermänner Zeus und Apollo. Magnum Eis hingegen ist Marke und Unternehmen zugleich. Das üppige Eis bereicherte die Sommer ungefähr zeitgleich mit der Magnum-TV-Serie, nämlich ab 1980. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des bis dato bekannten Nogger-Eises, betrieben von der deutschen Unilever-Tochter Langnese-Iglo. Vor allem Erwachsene sollten damit zu Eis am Stiel zurückfinden – richtig, die israelische Filmreihe setzte bereits Ende der 1970er Jahre ein und wurde bis zum 8. Teil 1988 fortgesetzt. Doch zurück zum Eis, die Magnum Ice Cream Company aus Amsterdam ist am 8. Dezember als Abspaltung von Unilever an die Börse gegangen, als Wintereis quasi. Ein Grund: Unilever will sich ganz auf Beauty-Produkte konzentrieren und Eis scheint für Beauty doch eher kontraproduktiv zu wirken. Die Aktie liegt aktuell bei etwa 13 Euro, ein Magnum-Eis bei etwa 2,50 Euro.
Saures oder Grünes
Es ist Weihnachtszeit, Zeit der Bräuche: Vom Aufstellen eines Christbaums (in Bayern gibt es keine Weihnachts- nur Christbäume und keine Weihnachts- sondern nur Christkindlmärkte) über Hexenhausbacken bis zum Besuch der Heiligen Drei Könige. Inzwischen hat sich ein neuer Brauch eingeschlichen, daran erinnert die Abendzeitung: „Die Gurke gehört an den Baum“, heißt es da. Denn fast ein Drittel der Befragten kennt den Brauch, dass wer eine Gurke am Christbaum findet, ein zusätzliches Geschenk erhält. Die Gurke ist selbstverständlich aus Glas, das Geschenk nicht zwangsläufig, der Inhalt manchmal. Die umfangreiche Weihnachtsstudie hat die Universität der Bundeswehr in München durchgeführt. Allerdings schließen 59 Prozent der Befragten mit Christbaum diesen Brauch aus – denen ohne Baum bleibt er eh erspart. Übrigens, während wir diese Idee wie Halloween – das ursprünglich aus Irland kommt – aus den USA übernehmen, glaubt man dort steif und fest, dass der Gurkenbrauch aus Deutschland kommt. Vielleicht aus dem Spreewald? Und nicht zuletzt: 31 Prozent der Befragten „erwägten“ (Konjunktiv II eines Verbs, das eigentlich schon im Indikativ nur eine Möglichkeit bedeutet), sich von künstlicher Intelligenz beim Schreiben ihrer Weihnachtskarten helfen zu lassen. Was uns, Intelligenz hin oder her, bewegt, ist aber vielmehr die Tatsache, dass unsere Bundeswehr vielleicht nicht ganz wehrfähig ist, aber sich bestens informiert zeigt über aktuelle Weihnachtsbräuche…