Jitania Kandhari, Morgan Stanley AM

Subventionen, Sanktionen, Sicherheit - wie wirken die 3 S?

Seit Beginn des Jahres 2025 prägen geopolitische und wirtschaftliche Umbrüche die Märkte. Der Anti-Establishment-Wahlsieg in den USA führte mit der neuen Administration seit Januar 2025 zu einer Politik, die sich gegen Eliten und Zuwanderung richtet und eine Welle protektionistischer Maßnahmen auslöste. Subventionen, Sanktionen und sicherheitspolitische Prioritäten verändern seitdem die politische, wirtschaftliche und unternehmerische Landschaft.

Jitania Kandhari, Morgan Stanley AM

Subventionen verzerren Märkte und Wettbewerb

Regierungen auf der ganzen Welt haben zunehmend Subventionen als strategisches Instrument eingesetzt, um die heimische Industrie zu stärken, Handelskriegen entgegenzuwirken und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. In den USA sind diese Interventionen in den Sektoren Luft- und Raumfahrt, Automobil, Energie und Halbleiter besonders wirkungsvoll. Während diese Anreize oft als Katalysatoren für die Clusterbildung in der Industrie und für Innovationen angesehen werden, ist ihre langfristige Wirkung umstritten. Denn Untersuchungen zeigen, dass Subventionen nur in etwa 25 Prozent der Fälle Standortentscheidungen beeinflussen, was darauf hindeutet, dass viele Investitionen auch unabhängig von finanziellen Anreizen getätigt würden.

Subventionen verzerren auch die Märkte und schränken den Wettbewerb ein, indem sie eine Überproduktion begünstigen, von der häufig größere Unternehmen profitieren, während kleinere und innovativere Unternehmen ins Abseits geraten. Die Produktivität kann in bestimmten Sektoren zwar steigen, was aber durch Verluste in anderen Sektoren wieder ausgeglichen wird.

Statt gezielter Subventionen könnten breit angelegte Steuersenkungen und eine Politik, die die wirtschaftliche Freiheit fördert und Bürokratie abbaut, ein nachhaltigeres Wachstum ermöglichen.

Sanktionen verursachen Kosten – auf beiden Seiten

Sanktionen sind ein zentrales Instrument der US-Außenpolitik und dienen dazu, politische Ziele durch wirtschaftlichen Druck durchzusetzen. Studien zeigen jedoch, dass sie oft nicht die gewünschte Wirkung erzielen und sowohl das betroffene Land als auch die sanktionierende Nation wirtschaftlich belasten. In den letzten 20 Jahren hat der Einsatz von Sanktionen um mehr als 900 Prozent zugenommen, insbesondere in Reaktion auf Terrorismus und Menschenrechtsverletzungen. Zu den bekanntesten Beispielen gehören der Iran, Venezuela und Russland, das 2022 zum am stärksten betroffenen Land wurde. Langjährige Studien zeigen, dass unilaterale Maßnahmen der USA nur in 13 Prozent der Fälle ihr Ziel erreichen. 

Statt Regime zu schwächen, können sie deren Macht sogar festigen – wie im Iran, wo das Militär gestärkt wurde, während über 20 Prozent der Mittelschicht in die Armut abrutschten. Zudem entstehen unbeabsichtigte wirtschaftliche Folgen für die USA selbst, da betroffene Länder gezwungen sind, eigene Kapazitäten auszubauen und ihre Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten zu reduzieren. So könnte China beispielsweise seine Bemühungen verstärken, sich wirtschaftlich und technologisch unabhängiger aufzustellen.

Um wirksam zu sein, müssen Sanktionen bescheidene Ziele haben und auf kleinere und politisch instabile Länder ausgerichtet sein. Pekings wirtschaftliche Stärke und Stabilität machen Sanktionen weitgehend unwirksam, wenn es darum geht, unmittelbaren Druck auf Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) auszuüben. Stattdessen können sich die Kosten dieser Maßnahmen unverhältnismäßig stark auf US-Unternehmen auswirken, die vom Handel mit China abhängig sind.

Sanktionen sind zwar nach wie vor ein wichtiges außenpolitisches Instrument, ihre Grenzen unterstreichen jedoch die Notwendigkeit einer sorgfältigen Kalibrierung und multilateralen Koordinierung, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen.

Sicherheit als Wachstumschance

In einer zunehmend vernetzten Welt konzentrieren sich Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen auf den Schutz der nationalen Grenzen, des geistigen Eigentums und der lebenswichtigen Infrastruktur vor traditionellen und neuen Bedrohungen. Die rasche Integration von künstlicher Intelligenz (KI) könnte die Sicherheitsaussichten grundlegend verändern.

KI-Systeme eröffnen neue technologische Möglichkeiten, erhöhen jedoch gleichzeitig die Verwundbarkeit digitaler Infrastrukturen, da sie auf umfangreiche Datenmengen angewiesen sind. Angriffe auf sensible Informationen durch Cyberkriminelle nehmen zu, wodurch die Notwendigkeit robuster Sicherheitsmaßnahmen weiter steigt und die Cybersecurity-Branche ein signifikantes Wachstum verzeichnet. 

Geopolitische Spannungen treiben die globalen Verteidigungsausgaben in die Höhe, da Regierungen verstärkt in fortschrittliche Technologien investieren, um sowohl konventionellen als auch cyberbasierten Bedrohungen wirksam begegnen zu können. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang das hohe Durchschnittsalter der US-Militäreinrichtungen von 48 Jahren, das auf einen erheblichen Modernisierungsbedarf hinweist. Gleichzeitig bleibt Europa seit mehr als einem Jahrzehnt hinter dem angestrebten Ziel von 2 Prozent des BIP für Verteidigungsausgaben zurück. Die Sicherheit von Regierungen, Ländern, Unternehmen und Personen ist nicht mehr nur eine Schutzmaßnahme, sondern auch eine Wachstumschance.

Jitania Kandhari

Jitania Kandhari ist Deputy CIO, Solution & Multi Asset Group bei Morgan Stanley Investment Management. Morgan Stanley Investment Management beschäftigt zusammen mit den mit ihr verbundenen Anlageberatungsunternehmen weltweit mehr als 1400 Anlageexperten und verwaltet oder betreut Vermögenswerte in Höhe von USD 1,7 Billionen (Stand: 31. Dezember 2024).