Evan Brown, UBS Asset Management

Märkte dürften kurzfristige Herausforderungen in den USA ignorieren

Die erste Jahreshälfte 2025 hatte es in sich. Nach einem Rückgang von fast 20 Prozent erholte sich der US-Aktienindex S&P 500 so schnell wie noch nie von einem Rückgang von mehr als 15 Prozent und schloss kurz vor Ende Juni auf neuen Höchstständen. Sicherlich nicht die einzige, aber die Hauptquelle der Volatilität an den Finanzmärkten war Donald Trumps Zollpolitik.

 

Kein Hort der Idylle, sondern eher ein Platz für fast regelmäßiges Störfeuer: Das Weiße Haus in Washington

Jetzt beginnen die gestiegenen US-Zölle, sich auf die realen Wirtschaftsdaten auszuwirken. Ist es für Aktien- und Credit-Investments sinnvoll, die erwartete bessere Entwicklung im Jahr 2026 bereits jetzt vorwegzunehmen und die bevorstehende Verschlechterung der Inflations- und Wachstumsdaten in den kommenden Quartalen auszublenden? Ja. Es gibt genügend Präzedenzfälle dafür, dass die Märkte trotz sich verschlechternder wirtschaftlicher Zahlen weiterlaufen. Die Risikobereitschaft der Investoren steigt meist, noch bevor die Daten sich verbessern.

Zinssenkungen, Big Beautiful Bill und KI begünstigen Ausblick für 2026

Neben möglichen Zinssenkungen durch die US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte 2025 dürfte Trumps Gesetzespaket „Big Beautiful Bill“ die Wirtschaft im kommenden Jahr ankurbeln. Die Märkte können dies zusammen mit den zunehmenden Deregulierungsmaßnahmen der Regierung vorwegnehmen. Ein weiterer Markttreiber ist die künstliche Intelligenz, die nach und nach in die Abläufe zahlreicher Unternehmen integriert wird, ihre Effizienz erhöht und die Unternehmensgewinne potenziell steigert. Daher ist es ratsam, über kurzfristige Herausforderungen hinwegzusehen, da wir möglicherweise an der Schwelle zu erheblichen strukturellen Gewinnsteigerungen stehen.

Aktien im Übergewicht, Staatsanleihen als Risikoabsicherung

Dieser optimistische Ausblick birgt auch Risiken. So könnte sich Trump aufgrund der Erholung an den Aktien- und Anleihemärkten zu neuen drastischen Zollerhöhungen ermutigt fühlen. Wir erwarten Volatilität, aber wir sind nicht übermäßig besorgt, dass neue Zollschocks eine dauerhafte Abwärtsbewegung am Markt auslösen könnten. Mehr Sorgen macht ihm ein anderes Risiko. Der Arbeitsmarkt in den USA könnte nicht nur einknicken, sondern zusammenbrechen und die Notenbank nicht schnell genug reagieren können. Dies spricht dafür, Staatsanleihen als Absicherung im Portfolio zu behalten. Wir sind zuversichtlich, dass die Anleihekurse in einer Rezession trotz der Besorgnis über eine hartnäckige Inflation und einen hohen Schuldenstand zulegen werden, insbesondere am vorderen Ende der Kurve.

Das Aktienengagement wurde bereits Anfang Juni aufgestockt, als sich abzeichnete, dass die Worst-Case-Szenarien nicht eintreten. Trotz der starken jüngsten Kursgewinne halten wir an dieser Übergewichtung fest, da wir glauben, dass die Märkte trotz schwächerer kurzfristiger Daten auf ein besseres Jahr 2026 blicken werden. Aufgrund der sich verändernden Korrelationsdynamik sieht er für Anleger von außerhalb der USA weiterhin einen Anreiz, ihre US-Investments gegen Wechselkursschwankungen abzusichern. Die erwarteten Zinssenkungen in den USA könnte die Absicherung verbilligen.

Evan Brown

Evan Brown ist Leiter Multi-Asset-Strategy bei UBS Asset Management (UBS-AM). UBS ist ein führender und globaler Wealth Manager sowie die führende Universalbank in der Schweiz. Sie verfügt zudem über ein diversifiziertes Angebot im Asset-Management und fokussierte Kapazitäten im Investment-Banking. Nach der Akquisition von Credit Suisse belaufen sich die von UBS verwalteten Vermögen per Ende drittes Quartal 2024 auf 6,2 Billionen US-Dollar.